28-11-2023 Und es hat Klick gemacht

Es ist wie bei einem Puz­zle: alle Teile lie­gen aus­ge­brei­tet auf dem Tisch, du sor­tierst ein biß­chen nach Far­ben und Mus­tern und manch­mal erge­ben sich da schon so kleine Ein­zel­bil­der, aber eigent­lich ist alles noch sehr vage. Dann schiebst du sol­che Teile mal hier­hin und mal dahin und mit viel Glück stellt sich viel­leicht her­aus, dass zwei sol­cher Frag­mente, die du nie zusam­men gese­hen hät­test, doch genau inein­an­der pas­sen. Und plötz­lich macht es “klick” und es ergibt einen Sinn und das ganze Bild wird sicht­bar, das dar­aus ent­ste­hen soll.

So ging es mir heute mal wie­der in mei­nem Ein­zel­ge­spräch beim Hilfe-Dings. Wir spra­chen über die neue Mor­gen-Rou­tine und ich erzählte, dass ich alles sehr hasse und mich furcht­bar über­win­den muss und beim reden erin­nerte ich mich daran, wie es war, als ich vor 12 Jah­ren mit dem Rau­chen auf­ge­hört hab. Wie schlimm die erste Zeit war, bis ich den größ­ten Jie­per über­wun­den hatte und nicht mehr dau­ernd an Ziga­ret­ten dachte. Was mir damals unglaub­lich gehol­fen hatte beim Durch­hal­ten, war neben dem Gedan­ken an den Enkel, für den ich das haupt­säch­lich gemacht hab, dass sich rela­tiv schnell doch Erfolge ein­stell­ten. Der Hus­ten wurde weni­ger, ich bekam wie­der Luft, konnte bes­ser rie­chen und hatte vor allem so viel mehr Geld zur Ver­fü­gung.
Sol­che Erfolge feh­len mir im Moment beim Sport noch. Ich sitze da ein­fach auf dem Rad und strample stur vor mich hin und ich merke kei­nen Unter­schied. Bin nicht fit­ter, wiege kein Gramm weni­ger, fühle mich nicht bes­ser. Aber was hab ich denn erwar­tet nach grade mal ein­ein­halb Wochen?
Ich war schon wie­der in Gedan­ken mei­len- oder viel­mehr kilo­weit vor­aus. Ich hatte schon wie­der nur das Ziel im Blick, anstatt mir klar zu machen, dass es am Anfang eine womög­lich lange Durst­stre­cke geben wird, in der ich stur ein­fach machen muss. In der es nur darum geht, mich an etwas zu gewöh­nen - so wie ich mir damals das Rau­chen abge­wöhnt habe. Seit ich den Ergo­me­ter hier ste­hen habe, hatte ich meh­rere Pha­sen, in denen ich mehr oder weni­ger regel­mä­ßig drauf saß, aber ich hab keine davon wirk­lich lange durch­ge­hal­ten. Da konnte sich kein Erfolg ein­stel­len. In Malente hab ich in 12 Wochen 8 Kilo abge­nom­men, aber da hab ich auch kon­se­quent und regel­mä­ßig geackert (und zusätz­lich Aqua­gym­nas­tik gemacht) und es hat eine ganze Weile gedau­ert, bis die ers­ten Pfunde fie­len. Was hab ich also erwartet?

Immer wie­der ver­liere ich den Blick auf das Ganze. Sehe nur den ein­zel­nen Tag, den ein­zel­nen Schritt und wie müh­sam es ist. Dabei ver­gesse ich oft, wie lange ich etwas schon - oder erst! - mache, wie­viele kleine Mini­schritte ich schon geschafft habe und dass Ver­än­de­run­gen Zeit brau­chen. Ich will am liebs­ten alles auf ein­mal und wenn das nicht geht (weil das nun­mal fast nie geht), dann will ich es gar nicht mehr, dann geb ich auf.
(Neben­bei: das ist auch der Grund, warum ich so schlecht Kom­pro­misse und Alter­na­ti­ven finde.)

Also dann. Durch­hal­ten ist ange­sagt. Die Rou­tine wirk­lich Rou­tine wer­den las­sen und sie nicht bewer­ten dabei. Nur machen und nicht auf­ge­ben. Nicht aufgeben.

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(Wenn das so wei­ter geht, muss ich hier eine neue Kate­go­rie “Sport” anle­gen. Uhh.)

26-11-2023 Neue Routinen etablieren

Dass ich mich irgend­wie kör­per­lich betä­ti­gen muss, wenn ich wie­der fit­ter wer­den und abneh­men will, steht außer Frage. Dass ich alles, was mit Sport zu tun hat, mit jeder Faser und jedem Mus­kel mei­nes Kör­pers hasse, ist eben­falls Tat­sa­che. Irgendwo dazwi­schen muss ich also wohl einen Kom­pro­miss finden.

Immer wie­der komme ich bei sol­chen Über­le­gun­gen zurück zu der Zeit in Malente und frage mich: was war damals so gut, was hat mir gehol­fen? In Bezug auf die Bewe­gung war das Wich­tigste, dass ich einen fes­ten Zeit- bzw. Stun­den- und Wochen­plan hatte. Diens­tags um 10 Uhr war Aqua­gym­nas­tik, Frei­tags um 13 Uhr Ergo­me­ter­gruppe, dazwi­schen zwei (wöchent­lich wech­selnde, aber fixe) Ter­mine, an denen ich alleine im Gerä­te­raum war und machen konnte, was ich wollte. Natür­lich hat mich nie­mand gezwun­gen, diese Ter­mine ein­zu­hal­ten, aber mir war auch klar, dass sie sein müs­sen und ich hab sie wahr genom­men.
Vor allem die Grup­pen waren gut, weil ich nicht alleine kämp­fen musste und weil wir uns gegen­sei­tig ange­spornt haben. Das fehlt mir hier zuhause sehr. Mein eige­ner Ehr­geiz, beim Sport bestimmte Ziele zu errei­chen, ist ver­schwin­dend klein. Was mich ret­tet, ist das dage­gen stark aus­ge­prägte Bedürf­nis nach run­den Zah­len. Ich fahre keine 9einhalb Minu­ten, son­dern quäle mich lie­ber bis zur 10. Bei 4,7 km kann ich nicht auf­hö­ren, ich fahre dann wei­ter bis 5 km. Sowas hilft, erhöht den Spaß­fak­tor aber nicht im geringsten.

Ich brau­che also - wenn ich hier schon keine Gruppe habe - einen Plan, eine Rou­tine. Etwas, wor­über ich nicht nach­denke, was ein­fach dazu gehört. Im Laufe eines Tages hab ich genau ein­mal eine Rou­tine und das ist am Mor­gen.
Ich stehe auf, geh aufs Klo, schiebe an Tagen ohne Ter­min Bröt­chen in den Ofen, dusche, setze Kaf­fee auf, stell den Com­pu­ter an, zieh meine beque­men Zuhause-Kla­mot­ten an, richte das Früh­stück, setze mich damit an den Rech­ner und früh­stü­cke, wäh­rend ich meine Social Media Kanäle nach­lese. Das mache ich jeden Mor­gen und in immer der glei­chen Rei­hen­folge. Danach fängt der indi­vi­du­elle Teil des Tages an: ent­we­der muss ich los oder ich hab “frei” und mache diver­sen Kram. Wann ich nach Ter­mi­nen nach Hause komme, ist unter­schied­lich, meis­tens bin ich danach müde und hung­rig und mag nichts mehr tun. An den ande­ren Tagen bin ich beschäf­tigt mit Zeug und denke nicht an Sport oder so. Abends mag ich nicht mehr aufs Rad.
Bei mei­ner Über­le­gung spielt auch eine Rolle, dass ich nicht schwit­zen mag und, falls es doch so ist, danach schnell und unbe­dingt unter die Dusche muss. Ich hab aber auch keine Lust, mich dau­ernd umzu­zie­hen je nach Akti­vi­tät. Mor­gens in die Kla­mot­ten, dann wie­der raus und in Sport­kla­mot­ten (die ich durch­schwit­zen kann), dann da raus und unter die Dusche, dann wie­der rein in nor­male Kla­mot­ten … das ist mir alles zu umständ­lich und irgend­wie lächer­lich.
Eigent­lich will ich gar nicht über das alles nach­den­ken. Aber wenn es schon sein muss, dann scheint mir am logischs­ten, dass ich die­ses Sport­dings in die Mor­gen­rou­tine einbaue. 

Seit letz­tem Sams­tag ist dies der Ablauf: ich stehe auf, geh aufs Klo, ziehe mir Unter­büxe, Shirt und Sport­hose (jaha, ich hab sowas!!) an, fahre den Rech­ner hoch, damit ich ein schö­nes Foto sehe, falls ich die Augen auf bekomme und setze mich dann ohne nach­zu­den­ken auf den Ergo­me­ter, wo ich z.Zt. - je nach­dem, wel­che Zahl zuerst rund wird - 5 km, 15 Minu­ten oder wenn ich rich­tig gut bin noch län­ger strample. Danach hake ich im Kalen­der ab, dass ich trai­niert habe und beru­hige mei­nen Puls dabei, dann geht es raus aus den müf­feln­den Kla­mot­ten und end­lich unter die Dusche. Der Rest ist dann wie oben beschrie­ben. An immer­hin 4 von 7 Tagen hab ich es so geschafft und damit mein selbst gesteck­tes Wochen­ziel erreicht.

Ist das jetzt gut? Ich weiß es nicht. Wenn ich mir vor­stelle, das die nächs­ten JAHRE! durch­zu­zie­hen, wird mir schwin­de­lig und ich möchte wei­nen und schreien, weil es im Zusam­men­hang mit mir ein­fach so absurd ist. Nein, es ist nicht unend­lich schwer, es ist schon irgend­wie zu machen und es dau­ert ja auch nur eine Vier­tel­stunde län­ger als sonst, aber dass das ab jetzt und für immer zu mei­nem Mor­gen­ri­tual gehö­ren soll … ich weiß nicht. Das bin ich eigent­lich nicht und es fühlt sich an wie Betrug an mir selbst. Ich bin doch in Wirk­lich­keit viel mehr so wie da oben auf dem Foto: das Fahr­rad als beque­mes Fort­be­we­gungs­mit­tel nut­zen, um an einen Platz zu kom­men, an dem ich sit­zen und die Aus­sicht genie­ßen kann. Ob ich mich wirk­lich an das andere gewöh­nen kann und werde?

(Selbst meine Waage weiß nicht, was sie davon hal­ten soll und zeigt mehr als vor­her an. Das aller­dings könnte auch an der Tüte Erd­nuss­flips lie­gen, die mir am Don­ners­tag in den Ein­kaufs­korb geflo­gen sind.)

16-11-2023 Happy Mittwoch

Mit dem Wecker­klin­geln aus dem Bett, unter die Dusche, früh­stü­cken in Ruhe, bei strah­len­der Sonne los zum High­light der Woche: der Mittwochsgruppe.

Ich war auf den ange­kün­dig­ten Wech­sel einer der Beglei­te­rin­nen der Gruppe ein­ge­stellt; da diese aber (so wie ich auch) letz­tes Mal krank war, ver­schob sich alles um eine Woche und ich konnte sie mit ver­ab­schie­den. Sie ist aber auch meine per­sön­li­che Betreue­rin, von daher ist es zum Glück kein rich­ti­ger Abschied, wir sehen uns ja wei­ter­hin ein­mal in der Woche zum Ein­zel­ge­spräch.
Ges­tern jeden­falls hatte sie Kuchen mit­ge­bracht und wir spra­chen nach der übli­chen Ein­gangs­runde über dies und jenes. Frau U. (die zweite Betreue­rin) griff dann etwas auf, das wir alle so oft in den kur­zen End­run­den sagen: dass wir wacher und leben­di­ger sind und dass wir uns bes­ser füh­len nach der Gruppe. Sie hakte nach: warum ist das so? 

Weil wir unter Gleich­ge­sinn­ten sind. Wir alle haben einen Grund, warum wir bei der Sozi­al­psych­ia­trie gelan­det sind, müs­sen aber nicht dar­über reden. Wir wis­sen, dass die ande­ren ver­ste­hen. Wir müs­sen uns nicht zusam­men rei­ßen, dür­fen sein, wie wir sind. Die Mas­ken blei­ben vor der Tür - hier brau­chen wir sie nicht.
Weil wir uns mögen, ein­fach so, in aller Ähn­lich­keit und Unter­schied­lich­keit.
Weil wir uns ver­trauen und auch mal mit schwie­ri­gen The­men kom­men kön­nen.
Weil wir uns und ein­an­der Gutes wün­schen und geben.
Weil wir mit­ein­an­der lachen kön­nen und die warme Atmo­sphäre uns allen ein­fach gut tut.
Für mich ein wei­te­rer, per­sön­li­cher Grund: weil ich raus gehe, was ande­res als meine 4 Wände sehe, an die Luft komme und nicht so spät auf­stehe. Die Gruppe gibt mei­ner Woche Struktur.

Und wie­der ein­mal bin ich mei­ner The­ra­peu­tin dank­bar, die mich sanft dort­hin geschubst hat. Und mir, weil ich mich über­wun­den und dar­auf ein­ge­las­sen habe.

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Nach der Gruppe wollte ich eigent­lich nicht sofort nach Hause, son­dern mit der S-Bahn zum Jung­fern­stieg bzw. zur Als­ter fah­ren, aber da inzwi­schen die schöne Herbst­sonne wie­der weg war, bin ich nur in aller Ruhe zum Alto­naer Bahn­hof gelau­fen, saß zwi­schen­durch auf einer Bank und beob­ach­tete Men­schen und fühlte mich ein­fach leben­dig und gut.
Zuhause lockte das Sofa, weil die Gruppe und alles drum­rum neben allem Guten auch viel Ener­gie ver­braucht. Spä­ter dann nur noch Essen, TV und quasi aus Ver­se­hen noch­mal eine Stunde Schlaf, der dann lei­der nicht mehr kom­men wollte, als ich rich­tig im Bett lag. Mela­to­nin half auch nicht wirk­lich, die Nacht war anstren­gend mit dau­ern­dem Auf­wa­chen und wir­ren Träu­men. Aber heute ist Don­ners­tag, ich hab frei, nichts drängt, alles hat Zeit.

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In den letz­ten Tagen hab ich eine kurze kana­di­sche Kran­ken­haus­se­rie geguckt. In der letz­ten Folge brach Corona aus, plötz­lich tru­gen alle Mas­ken und Schutz­klei­dung, die ers­ten Leute wur­den infi­ziert und alles war sehr dra­ma­tisch. Man spürte deut­lich die anfäng­li­che große Unsi­cher­heit: was pas­siert da grade und wo führt das hin? Es war noch gar nicht vor­stell­bar, wie schlimm es wirk­lich wer­den sollte.
Beim Gucken dachte ich: das ist jetzt schon drei Jahre her, irgend­wie haben wir uns daran gewöhnt, dass Corona Thema ist. Es war ein biß­chen so, wie wenn irgendwo der 11. Sep­tem­ber auf­taucht. Du weißt genau, was damals war und was das für Aus­wir­kun­gen hatte, aber es ist zur Ver­gan­gen­heit gewor­den. Merk­wür­dig irgendwie.

14-11-2023 Tagebuchbloggen

Geträumt, dass die Woh­nung voll ist mit Kaker­la­ken, tau­sende kleine wusel­ten auf den Fuß­bö­den in allen Räu­men durch­ein­an­der, dazwi­schen ein paar rie­sige Exem­plare, die dau­ernd Nach­schub pro­du­zier­ten. Jemand ver­suchte, sie mit einem Was­ser­strahl zu besei­ti­gen, dann mit dem Staub­sauger, aber es half nichts. Und ich stand da und konnte mich nicht bewe­gen und es war sooo eklig und gru­se­lig. Irgend­wann hör­ten wir, man könne sie nur los wer­den, indem man sie mit Gold besprüht, ich weiß aber nicht, ob das gehol­fen hat.
Schlimm an dem Traum war auch, dass das einer von der Sorte war, die ich end­los träume, auch wenn ich zwi­schen­durch wach werde. Ich drehe mich um und träume wei­ter, wache auf, drehe mich um und träume wei­ter. Bes­ter Start in den Tag, aber echt.

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Geduscht, mich an dem Gedan­ken erfreut, dass die Haare ab mor­gen wie­der schnel­ler zu waschen sind, Kaf­fee gekocht und gefrüh­stückt, dann los zur Fri­seu­rin. 20 Jahre gibt es die jetzt hier, ich bin von Anfang an Kun­din und bis auf ein­mal immer zufrie­den. Obwohl ich nur ca. 4mal im Jahr komme, ken­nen die Mit­ar­bei­te­rin­nen mich, wis­sen was ich will und wer ich bin und dass meine Toch­ter die malende Täto­wie­re­rin ist, die dort auch schon­mal ihre Bil­der aus­ge­stellt hat. Ein super net­tes Team, ent­spannt und fröh­lich und zum Glück haben sie die Lock­downs heil über­stan­den. Und jetzt sind die Haare wie­der ange­nehm kurz.

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Nach dem Fri­seur bin ich noch kurz in den Edeka rein, um ein Brot zu kau­fen. Das war frü­her mein Stam­mein­kaufs­la­den, als ich mir die Preise noch leis­ten konnte. Obwohl fast nie­mand mehr von den alten Mitarbeiter:innen da ist, hat sich der Laden selbst so gut wie gar nicht ver­än­dert. Wie so ein Relikt aus alten Zei­ten. Übrig geblie­ben, nur ja nichts ändern. Ein selt­sa­mes Gefühl.
Zuhause über­fiel mich die Müdig­keit und rief das Bett, also sind die Auf­ga­ben ver­tagt. Noch hab ich ein wenig Zeit.

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Zum Essen Nudeln mit Toma­ten-Gemüse-Würst­chen-Soße. Ich dachte wie immer, es würde nicht rei­chen, aber am Ende war es dann doch eine Hand­voll zuviel, die ich Nuss aber doch geges­sen habe, wes­halb ich jetzt schon wie­der müde bin.

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Zwi­schen­durch hab ich den Fami­li­en­chat der letz­ten zwei Jahre über­flo­gen und mich für einen sen­ti­men­ta­len Moment gefragt, was mich eigent­lich trennt von den Schwes­tern und ob sich das nicht irgend­wie ret­ten lässt. Ich fürchte aber, ein erneu­ter Ver­such wird schnell zei­gen, warum ich mich da raus gezo­gen hab. Fai­rer­weise müsste ich mich ganz abmel­den aus der Whats­App Gruppe, aber irgend­ein Eck in mei­nen Gefüh­len will trotz­dem ab und zu wis­sen, wie es den ande­ren geht.
Los­las­sen ist ein­fach nicht meine Stärke und wird es nie sein.

13-11-2023 Gegen das tägliche Einerlei

Viel­leicht, so über­legte ich vor eini­gen Tagen, ste­cke ich ja doch die ganze letzte Zeit schon im Depri-Loch und merke es nur nicht, weil es mir so ver­traut ist und darum nor­mal vor­kommt. Weil ich mich an sol­che Nicht-Tage inzwi­schen gewöhnt hab.

“Radi­kale Akzep­tanz” bedeu­tet eben nicht nur, den Ist-Zustand als gege­ben zu neh­men und mich nicht dau­ernd zu weh­ren und das Heute mit dem Frü­her zu ver­glei­chen. Es bedeu­tet auch, die guten wie die schlech­ten Pha­sen so sein zu las­sen und anzu­neh­men. Ich drifte dabei nur lei­der immer so gerne in eine Egal-Hal­tung, die mir abso­lut nicht gut tut und die ich eigent­lich auch nicht akzep­tie­ren will.

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Tage­buch­blog:
Der Paket­bote hatte meine Kla­mot­ten­be­stel­lung für heute ange­kün­digt, aber ohne Uhr­zeit. Also hab ich mir, als ich um 3:30 ins Bett ging, den Wecker auf 10:30 gestellt, mich dann aber nach dem Klin­geln wie­der umge­dreht und zwei Stun­den wei­ter gepennt. Nach dem Auf­ste­hen geduscht, dann gefrüh­stückt und wäh­rend­des­sen kam das Paket. Das war super, weil ich des­halb im Hel­len ein­kau­fen konnte — lei­der auch im Nas­sen.
(Ich trage ja Über­grö­ßen und bin immer froh, wenn ich pas­sende Kla­mot­ten finde, die mir auch noch gefal­len. Aber warum bloß muss die Kapuze an mei­ner ansons­ten echt tol­len Regen-/ Win­ter­ja­cke auch in Über­größe sein und mir darum, wenn ich sie wegen ent­spre­chen­dem Wet­ter auf­setze. per­ma­nent ins Gesicht rut­schen? Mal wie­der hat jemand nicht nach­ge­dacht.)
Vor dem Ein­kau­fen hab ich noch bei mei­nem Fri­seur­la­den ange­ru­fen und einen Ter­min für mor­gen Mit­tag bekom­men. Juhu! Ein Licht­blick. Die Haare sind schon wie­der viel zu lang.
Jetzt gibts Nach­mit­tags­kaf­fee und ein Brio­che, spä­ter “rich­ti­ges” Essen und ver­mut­lich nix mehr aus­ser Serie gucken. Und mor­gen muss ich mich dann drin­gend an den Wider­spruch wg. Reha und an den Wei­ter­be­wil­li­gungs­an­trag fürs Bür­ger­geld set­zen. Oder viel­leicht auch erst­mal an eins davon.

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(Viel­leicht hilft es gegen das Loch und das Einer­lei, wenn ich mich zwinge, öfter mal Tage­buch­blog zu schrei­ben. Viel­leicht sehe ich dann besser.)

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A pro­pos Blog: neu­lich fand ich einen inter­es­san­ten Arti­kel über die unter­schied­li­che Ansicht vom Online- und Off­line-Schrei­ben: “Poets in the Machine - Why does the lite­rary world still hold online wri­ting at arm’s length?” von Megan Marz, einer Autorin aus Chi­cago.
DeepL hat den Bei­trag freund­li­cher­weise auf Deutsch über­setzt, ich häng hier mal das PDF mit an, das ich dar­aus gemacht hab. Viel­leicht inter­es­siert es ja noch jemanden.

12-11-2023 Und täglich grüßt das Einerlei

Schla­fen, wider­wil­lig auf­wa­chen, irgend­wann doch auf­ste­hen, meis­tens duschen, manch­mal auch nicht, weil egal. Zwei Bröt­chen in den Ofen, Kaf­fee­was­ser und Milch auf­set­zen, Früh­stücks­ta­blett rich­ten. Com­pu­ter anschal­ten, anzie­hen, Bett machen. Wenn nötig, eine Maschine mit Wäsche anstel­len. Früh­stü­cken und dabei das Inter­net nach Unter­hal­tung durch­su­chen. Lange sit­zen blei­ben und lesen, quer­beet, dies & das, hier & dort, nur nicht auf­hö­ren, weil dahin­ter die Wirk­lich­keit lau­ert. Früh­stück abräu­men, die 4 Teile abwa­schen (Kaf­fee­kanne, Milch­topf, Tel­ler, Mes­ser), der Becher mit dem inzwi­schen kal­ten Kaf­fee bleibt noch ste­hen und lockt mich zurück an den Schreib­tisch. Wei­ter stö­bern, viel­leicht (je nach Wochen­tag) für Mast­o­don ein The­men­foto bear­bei­ten, viel­leicht ein oder zwei Sätze schrei­ben oder einen Kom­men­tar und alles wie­der löschen, weil wen inter­es­siert das schon. Rum­dad­deln, die Pflich­ten wei­ter schie­ben, zwi­schen­durch mal auf­ste­hen und auf den Bal­kon gehen, an den Ergo­me­ter den­ken, der da hin­ter mir steht und sich so prima igno­rie­ren lässt, wie­der hin­set­zen, irgend­was machen, was genauso unwich­tig ist wie alles andere. Spä­ter: in die Küche gehen, Essen kochen, mich dabei mit den Stim­men im Hin­ter­kopf zum Thema aus­ein­an­der­set­zen, mich je nach­dem gut oder schlecht füh­len. Küche auf­räu­men, dann essen, dabei irgend­was unwich­ti­ges, belang­lo­ses im PC-TV gucken. Abwa­schen, fer­tig auf­räu­men, wei­ter gucken. Zwi­schen­durch Chat mit der Freun­din und Social Media. Viel­leicht ein oder zwei Sätze schrei­ben oder einen Kom­men­tar und alles wie­der löschen, weil wen inter­es­siert das schon. Suchen, was ich wei­ter gucken kann. Oder für eine kleine Siesta aufs Sofa. Danach wie­der in die Küche gehen und suchen, was ich essen kann ohne schlech­tes Gefühl. (Warum hab ich eigent­lich dau­ernd Hun­ger, obwohl ich doch nichts tue?) Essen, abwa­schen, Küche auf­räu­men, noch eine Folge irgend­was gucken und noch­mal eine und dann noch ein paar kleine Dad­del­spiel­chen spie­len, bis ich end­lich rich­tig müde bin und ins Bett kann. Irgend­wann ein­schla­fen, träu­men, wider­wil­lig auf­wa­chen und den gest­ri­gen Tag wiederholen.

So sieht es aus, wenn ich keine Ter­mine habe. Ich hatte am Diens­tag letz­ter Woche den letz­ten Ter­min und war seit­dem nicht drau­ßen und hab nur ein­mal kurz mit einem ande­ren Men­schen gespro­chen. Ah, nee, stimmt nicht, da war ja noch der Paket­bote am Mitt­woch, bei dem ich mich bedankt hab. Ich würde gerne mit jeman­dem reden, aber ich hab ja nichts zu sagen es ist ein­fach nicht wich­tig, was ich zu sagen hätte. Und eigent­lich ist mir der Auf­wand mit ande­ren Men­schen auch viel zu viel. Sich ver­ab­re­den, einen Ter­min fin­den, irgend­wo­hin fah­ren, die Stim­mung bis dahin nicht ver­lie­ren oder auf­po­lie­ren … Schon der Gedanke macht mich müde. “Sie haben so viel zu sagen und zu geben!” sagt Frau R. vom Hilfe-Dings immer wie­der zu mir. Tja, mag schon sein, aber will das denn jemand hören?

Es ist alles unwich­tig. Ob ich lese oder schreibe oder nichts mache: egal. Ob ich auf­stehe oder den gan­zen Tag schlafe: egal. Ob ich esse oder nicht, ob ich mich gut fühle oder schlecht: egal. Dass ich hier rum­jam­mer, ist auch unwich­tig. Das blöde ist nur, dass wenn ich jeman­dem viel­leicht mal wich­tig bin und der:die mir das sagt, glaub ich es ent­we­der nicht oder es ist mir zu viel. Ich will nicht, dass jemand was für mich tut. Dass jemand will, dass es mir gut geht. Und ja, ich weiß, dass ich mir selbst andau­ernd wider­spre­che. Dass sich meine Bedürf­nisse wider­spre­chen. Ich muss seit 40 Jah­ren für mich selbst sor­gen, ich kann nicht damit umge­hen, wenn das jemand anders ver­sucht, auch wenn ich es mir eigent­lich sehn­lich wün­sche. Und dann zieh ich mich eben wie­der zurück, weil ich das am bes­ten kenne.

Je weni­ger ich rede/schreibe, desto stil­ler werde ich. Je stil­ler ich werde, desto unwich­ti­ger fühle ich mich. Je unwich­ti­ger ich mich fühle, desto mehr zieh ich mich zurück, werde nicht gese­hen, rede/schreibe nicht. Ver­sinke im täg­li­chen Einer­lei. Dabei hab ich durch­aus Ideen, Pläne, Dinge zu tun! Ich schaff es nur nicht, dran zu blei­ben und dann wird alles irgend­wann wie­der unwich­tig und egal. Und dann heißt es wie­der “… und täg­lich grüßt das Einerlei”.

08-11-2023 Mutterlos

Genau fünf­und­drei­ßig Jahre sind es her, dass meine Mut­ter beschloß, es sei jetzt gut und dass sie sich von allen ihr wich­ti­gen Men­schen ver­ab­schie­det habe und gehen könne, denn ein Pfle­ge­fall wollte sie auf kei­nen Fall sein. So stelle ich es mir jeden­falls vor und dass sie mit ihrem Gott was aus­ge­han­delt hat des­we­gen. Leicht hat er es ihr nicht gemacht, aber am Ende ging es dann doch recht schnell und ich denke, für sie war es okay. 

Da kurz vor­her meine Bezie­hung zu M. zer­brach, war diese Zeit dop­pelt schwer; dass ich mit dem Einen nicht über den Tod und mit der Ande­ren nicht über das Ende spre­chen konnte, gleich­zei­tig aber für mein klei­nes Kind da sein und funk­tio­nie­ren musste, ließ mich hart wer­den an einer wich­ti­gen Stelle im Inne­ren. Zeit für Trauer um beide blieb nicht wirk­lich, es musste ja irgend­wie wei­ter gehen. Aber gut war das alles nicht. Viel­leicht hab ich damals wie­der ange­fan­gen, meine Gefühle und Bedürf­nisse zu ver­ste­cken und mir eine Maske auf­zu­set­zen. Viel­leicht lag der Grund­stein für die Depres­sion schon seit der Kind­heit in mir, aber viel­leicht hat sie in die­ser Zeit zu wach­sen begonnen.

Wie auch immer. Die Blüm­chen da oben sind jeden­falls für meine Mom, weil wir die beide so gerne moch­ten in ihrem Gar­ten. Ich hoffe wirk­lich, dass sie damals nach allem Leid und oft nur müh­sam erkämpf­tem Glück end­lich ihren Frie­den fin­den durfte.

29-10-2023 Neues vom Reha-Antrag

Letz­ten Mitt­woch war Post im Brief­kas­ten. Ein dün­ner Umschlag, Absen­der die Ren­ten­ver­si­che­rung. Ich hab es geahnt: mein Reha-Antrag wurde abge­lehnt. Die Begründung: 

Leis­tun­gen zur medi­zi­ni­schen Reha­bi­li­ta­tion kön­nen erbracht wer­den, wenn die per­sön­li­chen und ver­si­che­rungs­recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen erfüllt sind.
Nach Para­graph xyz sind die per­sön­li­chen Vor­aus­set­zun­gen erfüllt, wenn
1) die Erwerbs­fä­hig­keit wegen Krank­heit oder kör­per­li­cher, geis­ti­ger oder see­li­scher Behin­de­rung erheb­lich gefähr­det oder gemin­dert ist
und
2) vor­aus­sicht­lich
a) bei erheb­li­cher Gefähr­dung der Erwerbs­fä­hig­keit eine Min­de­rung der Erwerbs­fä­hig­keit durch Leis­tun­gen zur medi­zi­ni­schen Reha­bi­li­ta­tion oder Teil­habe am Arbeits­le­ben abge­wen­det wer­den kann
oder
b) bei gemin­der­ter Erwerbs­fä­hig­keit diese durch Leis­tun­gen zur medi­zi­ni­schen Reha­bi­li­ta­tion oder Teil­habe am Arbeits­le­ben wesent­lich gebes­sert oder wie­der­her­ge­stellt oder hier­durch deren wesent­li­che Ver­schlech­te­rung abge­wen­det wer­den kann.
Diese Vor­aus­set­zun­gen sind bei Ihnen nicht erfüllt.

Hin­weis:
Die bei Ihnen fest­ge­stell­ten Gesund­heits­stö­run­gen (Ess­stö­rung, Depres­sion, PTBS, Dia­be­tes) haben keine erheb­li­che Gefähr­dung oder Min­de­rung Ihrer Erwerbs­tä­tig­keit zur Folge.
Wir hal­ten fol­gende Behand­lung, bei der es sich nicht um Leis­tun­gen zur medi­zi­ni­schen Reha­bi­li­ta­tion han­delt, für erfor­der­lich und emp­feh­len Ihnen, mit Ihrem Arzt oder Ihrer Kran­ken­kasse zu spre­chen:
• eine regel­mä­ßige ambu­lante neu­ro­lo­gi­sche, psy­cha­tri­sche oder psy­cho­the­ra­peu­ti­sche Mit­be­hand­lung oder Richt­li­ni­en­psy­cho­the­ra­pie
• eine ambu­lante fach­ärzt­li­che Behandling.

Oder kurz zusam­men­ge­fasst: Wo keine Erwerbs­fä­hig­keit da ist, kann auch keine mehr her­ge­stellt wer­den und darum ist uns Ihre Gesund­heit scheiss­egal. Küm­mern Sie sich doch selbst drum, von uns gibt es jeden­falls kein Geld dafür.

Na, das ist doch mal rich­tig gutes Fut­ter für die Depression.

(Siehste, du bist eben doch selbst schuld an dei­nem Zustand, an dei­nem blö­den kaput­ten Leben. Hättste halt mal recht­zei­tig die Kurve gekriegt oder dich erst gar nicht so ange­stellt damals im Job, dann wär das alles nicht so weit gekom­men. Und so ein Stück Dis­zi­plin hat ja auch noch nie­man­dem gescha­det. Was soll denn daran so schwer sein, erklär mir das mal. Stell dich doch nicht so an. Du bist eben nicht fähig, dein Leben rich­tig zu leben. Kein Wun­der, dass nie­mand dich will. Wieso denkst du, du hät­test einen Anspruch auf was Gutes? Wer nichts schafft, hat es nur nicht ver­sucht oder will es nicht genug. Und dann woll­test du auch noch in so eine tolle Kli­nik! Als ob grade dir das zustünde. Sowas muss man sich erst­mal ver­die­nen! Außer­dem bist du klei­ner fet­ter häss­li­cher Mops da sowieso fehl am Platz. Und sowieso bist du nur faul und wahr­schein­lich willst du eigent­lich gar nichts ändern. Dafür gibt es keine Reha, das musst du schon selbst hin­krie­gen, aber wahr­schein­lich wird das eh nichts. Und hab ich schon erwähnt, dass du das alles gar nicht ver­dienst? Was hast du denn schon groß­ar­ti­ges geleis­tet in dei­nem Leben? Und jetzt hockst du auch nur noch rum und liegst dem Staat auf der Tasche. So jemand hat kei­nen Anspruch auf irgend­was, merk dir das.)

(Falls jetzt jemand wider­spre­chen will oder mir Mut machen oder über­haupt dem irgend­was ent­ge­gen­set­zen: ver­gesst es. Ich will es nicht lesen, es nützt nichts, gegen die Depri kommt ihr eh nicht an. Außer­dem weiß mein nicht-depres­si­ves Ich alles, was ihr sagen wollt, selbst. Darum sind auch bei die­sem Bei­trag die Kom­men­tare ausgestellt.)

Ja, natür­lich gibt es einen Plan B (Wider­spruch ein­le­gen) und sogar einen Plan C (andere Kli­nik suchen, wo die Kran­ken­kasse zahlt). Dafür muss ich mich nur erst­mal vom Boden auf­rap­peln und von Igor befreien.

Ich bin so müde. 

16-10-2023 Für heute geht’s mir gut

Ganze zwölf Stun­den hab ich geschla­fen letzte Nacht (wobei die Nacht zu mehr als der Hälfte aus Tag bestand, aber wer will da schon klein­lich sein). Als ich auf­wachte aus total abge­dreh­ten Träu­men, war es Nach­mit­tag und mir sowas von egal. Ich muss ja nix.

Dann dachte ich daran, wel­cher Tag ges­tern war, horchte in mich hin­ein und fand Stille. Es ist, wie es ist. Es ist Ver­gan­gen­heit. Für heute geht’s mir gut.

***

Für die Toch­ter bear­beite ich einen letz­ten Schwung Fotos, die am Ende alle qua­dra­tisch und vor allem mit ihrem Logo ver­se­hen sein sol­len. Stu­pi­des Abar­bei­ten von immer glei­chen Schrit­ten: Foto dupli­zie­ren in die Vor­lage, Größe anpas­sen, Aus­schnitt wäh­len, spei­chern, nächs­tes Foto. Es ist leicht, ich mach das im Schlaf sozu­sa­gen und der Kopf denkt alleine vor sich hin von hier nach da. Ich mag das sehr: die­ses gleich­zei­tige beschäf­tigt sein und mich trei­ben las­sen. Es ist höchst ent­span­nend und ich würde gerne öfter meine Tage so ver­brin­gen. Ich wünschte nur, ich hätte mehr Durch­hal­te­ver­mö­gen - da war­ten noch so viel mehr sol­cher schö­nen Dinge dar­auf, irgend­wann mal zu Ende gebracht zu wer­den (mein Logo, diverse Web­sei­ten, Fotos, Strickzeug …).

***

Wäh­rend ich am Rech­ner sitze, läuft meis­tens schöne Musik dabei; heute ist es meine Play­list “Won­derful Women” bei Spo­tify. Songs von tol­len Frauen, mal stark und laut, mal sanft und ruhig. Ich lasse die Liste per zufäl­li­ger Rei­hen­folge lau­fen, knapp zwei Stun­den dau­ert sie inzwi­schen und es kom­men immer wie­der neue Lie­der hinzu.

Eines klang mir heute beson­ders in den Ohren und ich musste mir mal wie­der den Text dazu raus­su­chen. “Si” von der wun­der­ba­ren Zaz.

Si j’é­tais l’a­mie du bon Dieu
Si je con­nais­sais les priè­res
Si j’a­vais le sang bleu
Le don d’ef­facer et tout refaire
Si j’é­tais reine ou magi­ci­enne
Prin­cesse, fée, grand capi­taine
D’un noble régiment
Si j’a­vais les pas d’un géant

Je met­trais du ciel en misère
Tou­tes les lar­mes en rivière
Et fleur­i­rais des sables où filent même l’e­s­poir
Je sème­rais des uto­pies, plier serait inter­dit
On ne détour­nerait plus les regards

Si j’a­vais des mil­les et des cents
Le talent, la force ou les charmes
Des maî­tres, des puis­sants
Si j’a­vais les clés de leurs âmes
Si je savais prendre les armes
Au feu d’une armée de titans
J’allu­me­rais des flam­mes
Dans les rêves éteints des enfants
Je met­trais des cou­leurs aux pei­nes
J’in­v­en­ter­ais des Éden
Aux pas de chan­ces, aux pas d’é­toi­les, aux moins que rien

Mais je n’ai qu’un cœur en gue­n­ille
Et deux mains ten­dues de brin­dil­les
Une voix que le vent chasse au matin
Mais si nos mains nues se ras­sem­blent
Nos mil­li­ons de cœurs ensem­bles
Si nos voix s’u­nis­sai­ent
Quels hivers y résisteraient?

Un monde fort, une terre âme sœur
Nous bâti­rons dans ces cend­res
Peu à peu, miette à miette
Goutte à goutte et cœur à cœur
Peu à peu, miette à miette
Goutte à goutte et cœur à cœur

Wenn ich die Freun­din des lie­ben Got­tes wäre
Wenn ich die Gebete ken­nen würde
Wenn ich blaues Blut hätte
Die Gabe, alles zu löschen und neu zu machen
Wenn ich Köni­gin oder Zau­be­rin wäre
Prin­zes­sin, Fee, Haupt­mann
Eines edlen Regi­ments
Wenn ich die Schritte eines Rie­sen hätte

Ich würde den Him­mel ins Elend brin­gen
Alle Trä­nen zu Flüs­sen machen
Und würde den Sand zum Blü­hen brin­gen, in dem sogar die Hoff­nung fließt.
Ich würde Uto­pien säen, Ver­bie­gen wäre ver­bo­ten
Man würde nicht mehr wegschauen

Wenn ich Mei­len und Hun­derte hätte
Das Talent, die Kraft oder die Reize
Von den Meis­tern, den Mäch­ti­gen
Wenn ich die Schlüs­sel zu ihren See­len hätte
Wenn ich zu den Waf­fen grei­fen könnte
Im Feuer einer Armee von Tita­nen
Ich würde Flam­men ent­zün­den
In den erlo­sche­nen Träu­men der Kin­der
Ich würde den Schmer­zen Far­ben geben
Ich würde Eden erfin­den
Den Chan­cen­lo­sen, den Ster­nen­lo­sen, den Nichtsnutzigen.

Aber ich habe nur ein zer­lump­tes Herz
Und zwei Hände, die sich nach Zwei­gen stre­cken.
Eine Stimme, die der Wind am Mor­gen jagt
Doch wenn unsere nack­ten Hände sich sam­meln
Unsere Mil­lio­nen Her­zen zusam­men
Wenn unsere Stim­men sich ver­ei­nen
Wel­che Win­ter wür­den sie überstehen?

Eine starke Welt, ein Land mit See­len­ver­wand­ten
Wir wer­den in die­ser Asche bauen
Nach und nach, Krü­mel für Krü­mel
Trop­fen für Trop­fen und Herz für Herz
Nach und nach, Krü­mel für Krü­mel
Trop­fen für Trop­fen und Herz für Herz

(Über­setzt mit DeepL)

***

Für die Chro­nik: ich habe die Hei­zung ange­stellt. Dank Nachtpei­cher wird es zwar erst mor­gen warm sein, aber län­ger mag ich nicht mehr war­ten, die alten Kno­chen frieren.

15-10-2023 Einen Strich unter den Bruch ziehen

Noch einmal unter Tränen erinnern und dann
einen Strich unter den Bruch ziehen.
Den zerbrochenen Träumen nachschauen
und etwas Neues aus den Scherben bauen.
Dich immer noch lieben aus tiefster Tiefe
und nun endlich los lassen.

Es ist die­ser Tag, aber nach end­lo­sen Jah­ren der Trauer fühle ich mich heute das erste Mal wie­der frei. Es scheint, als hätte die Arbeit in der The­ra­pie bewirkt, was ich letz­tes Jahr nur gehofft hatte: dass ich die­sen Teil mei­ner Ver­gan­gen­heit end­lich hin­ter mir las­sen kann. Die Kiste zuma­chen, die Schleife drum herum bin­den und das “Erledigt”-Schild drauf kleben.

Ich bin dank­bar für alles, was ich mit M. damals erlebt und geteilt habe. Dank­bar, dass es uns gab, wenn auch nur für (viel zu) kurze Zeit. Dank­bar für den Weg, auf den es mich geführt hat, auch wenn ich ihn alleine wei­ter gehen musste. Es bleibt in mir gebor­gen als Teil von mir, aber ich bin eine Andere gewor­den über die Jahre und ich akzep­tiere es. Ich kann ihn jetzt los lassen.

Alles Gute zum Geburts­tag, lie­ber M. Danke für uns.

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