In meiner Vorstellung ist mein Leben oft ein Berg, den ich nach oben wandern muss und der kein Ende nimmt, weil immer irgendwas Neues oben drauf kommt. In der Therapie hab ich inzwischen gelernt, dass ich immerhin selbst das Tempo bestimmen kann, in dem ich gehe - und dass ich zwischendurch Pausen machen kann.
Heute hab ich mich zusammen mit Frau S. auf meinem Lebensberg auf eine Bank gesetzt und Pause gemacht. Erst hab ich ihr den Ausschnitt aus dem Buddenbohm’schen Blog von letztem Freitag vorgelesen: der mit dem Eichhörnchen in der Weide und dass es vielleicht ganz gut wäre, mal von oben auf alles drauf zu schauen und nicht immer nur “von unten und dann auch noch in die Tiefe”. Weil das so gut passte grade.
Danach hab ich ihr von der Woche erzählt: von dem Vorwurf des Tweetklaus und wie sehr es mich verletzt hat, wie machtlos ich mich gefühlt habe und wie sehr mich das an so viele andere Erlebnisse in meinem Leben erinnert hat. Dann von dem eigentlich und vor allem im Vergleich positiven Termin beim Orthopäden. Und natürlich von der Wolke, die ich am Dienstag platzen lassen konnte.
Wir haben zurück geschaut auf das, was doof war und das, was gut war und was ich bewältigt hab. Dass ich mich nicht davor gedrückt habe, eine höchst unangenehme Aufgabe (den Anruf bei der Unfalfrau) zu erledigen, sondern dass es total legitim ist, nach anderen Möglichkeiten zu suchen. Dass ich über Schatten und Steine gegangen bin und damit für mich gesorgt habe.
Und dass es vielleicht gar keinen riesig hohen Berg gibt, den ich mühsam erklimmen muss, dass aber auch nicht alles leicht und mühelos ist, sondern dass das Leben eben einfach vorwärts geht. Und manchmal ist alles von einem Moment auf den anderen anders, als ich wollte oder mir gedacht und gewünscht hab und dann muss ich reagieren und mich mit Zeug beschäftigen, womit ich mich nie beschäftigen wollte. Aber irgendwie krieg ich das schon hin.