01-10-2020 Auch mal von oben gucken

In mei­ner Vor­stel­lung ist mein Leben oft ein Berg, den ich nach oben wan­dern muss und der kein Ende nimmt, weil immer irgend­was Neues oben drauf kommt. In der The­ra­pie hab ich inzwi­schen gelernt, dass ich immer­hin selbst das Tempo bestim­men kann, in dem ich gehe - und dass ich zwi­schen­durch Pau­sen machen kann.

Heute hab ich mich zusam­men mit Frau S. auf mei­nem Lebens­berg auf eine Bank gesetzt und Pause gemacht. Erst hab ich ihr den Aus­schnitt aus dem Buddenbohm’schen Blog von letz­tem Frei­tag vor­ge­le­sen: der mit dem Eich­hörn­chen in der Weide und dass es viel­leicht ganz gut wäre, mal von oben auf alles drauf zu schauen und nicht immer nur “von unten und dann auch noch in die Tiefe”. Weil das so gut passte grade.

Danach hab ich ihr von der Woche erzählt: von dem Vor­wurf des Tweet­klaus und wie sehr es mich ver­letzt hat, wie macht­los ich mich gefühlt habe und wie sehr mich das an so viele andere Erleb­nisse in mei­nem Leben erin­nert hat. Dann von dem eigent­lich und vor allem im Ver­gleich posi­ti­ven Ter­min beim Ortho­pä­den. Und natür­lich von der Wolke, die ich am Diens­tag plat­zen las­sen konnte.
Wir haben zurück geschaut auf das, was doof war und das, was gut war und was ich bewäl­tigt hab. Dass ich mich nicht davor gedrückt habe, eine höchst unan­ge­nehme Auf­gabe (den Anruf bei der Unfal­frau) zu erle­di­gen, son­dern dass es total legi­tim ist, nach ande­ren Mög­lich­kei­ten zu suchen. Dass ich über Schat­ten und Steine gegan­gen bin und damit für mich gesorgt habe.
Und dass es viel­leicht gar kei­nen rie­sig hohen Berg gibt, den ich müh­sam erklim­men muss, dass aber auch nicht alles leicht und mühe­los ist, son­dern dass das Leben eben ein­fach vor­wärts geht. Und manch­mal ist alles von einem Moment auf den ande­ren anders, als ich wollte oder mir gedacht und gewünscht hab und dann muss ich reagie­ren und mich mit Zeug beschäf­ti­gen, womit ich mich nie beschäf­ti­gen wollte. Aber irgend­wie krieg ich das schon hin. 

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