02-01-2023 Schreibübungen

Wenn der schwarze Hund sich an mich klam­mert und über mich legt, mich irgend­wann voll­stän­dig bedeckt, dann dreht sich in mir alles auf die andere Seite. Es ist, als würde ein Schal­ter umge­legt. Dann ist alles dun­kel, falsch, hoff­nungs­los. Dann zählt nichts mehr von dem, was ich am Tag vor­her noch als rich­tig emp­fun­den habe. Ich strenge mich auch nicht mehr an, wie­der zurück zu gelan­gen, weil es ja doch sinn­los ist. Und das schlimmste dabei ist: ich glaube mir. Ich halte das für die Wahr­heit. Irgendwo in einem hin­ters­ten Win­kel mei­nes Seins weiß ich zwar, dass es die Depres­sion ist, die mir das alles ein­re­det, aber die­ses Wis­sen ist nicht mehr fass­bar für mich.
Wenn es so weit gekom­men ist, kann ich nur noch still hal­ten und abwar­ten, bis die Dun­kel­heit sich ver­zieht - oder der rich­tige Mensch im rich­ti­gen Moment durch sie durch bis zu mir gelangt, so wie die Toch­ter am letz­ten Sonn­tag.
Heute ist es zwar noch grau und ich bin sehr müde, aber mein Den­ken geht wie­der in die rich­tige Rich­tung. Ich bin wie­der da.

Es hat zum Glück dies­mal nicht lange gedau­ert, aber diese Epi­sode zeigt mir deut­lich, dass die Krank­heit nicht vor­bei ist und ich sie auch nicht immer im Griff habe. Die ein­zel­nen Epi­so­den sind sehr unter­schied­lich in ihrer Form und Aus­wir­kung und manch­mal ist eben auch eine fiese, hin­ter­häl­tige, bös­ar­tige Vari­ante dabei. Igor ist eben doch kein Kuscheltier.

***

Der Titel die­ses Bei­trags hat zwei Bedeu­tun­gen.
Einer­seits ist jeder Ein­trag hier immer wie­der auch eine Übung: mich im Schrei­ben zu fin­den und zu begrei­fen, dran zu blei­ben an der geis­ti­gen Arbeit, genau die Wör­ter und Sätze zu fin­den, die aus­drü­cken, was ich fühle und am Ende damit auch gese­hen zu wer­den.
Ande­rer­seits bezieht er sich auf etwas, das ich ges­tern bei Bee gefun­den habe und was sie “Verse My Day” nennt. Es erin­nert an die in ver­schie­de­nen Vari­an­ten ver­brei­tete Acht­sam­keits­übung mit den 3 guten Din­gen des Tages, wird aber noch erwei­tert um “schreibe jeden Tag ein Gedicht”. Es geht nicht um groß­ar­tige Lite­ra­tur oder Lyrik, son­dern mehr darum, “sich einen Moment Auf­merk­sam­keit zu gön­nen und wirk­lich wahr zu neh­men, was der Tag gebracht hat”, wie sie mir schrieb.
Mehr dazu fin­det ihr in die­sem Post auf Patreon oder auf ihrem Insta­gra­m­ac­count.

Ich möchte das gerne aus­pro­bie­ren, eben quasi als Schreib­übung, ich muss nur noch eine geeig­nete Form fin­den, wie und wo ich die Tages­ge­dichte aufschreibe.

Dies ist jeden­falls das Gedicht für heute, den 02.01.2023:

Still
stehen bleiben
aushalten
bis die Dunkelheit
ihre Macht verliert.

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