(Posting zur anhaltenden Erinnerung von Mastodon hierher geholt und um einige Zeichen ergänzt.)
Als Eine, die in der zumeist asphaltierten Großstadt lebt, bin ich froh um die Natur, die ich hier von meinem Arbeitszimmer aus sehe. Die bald 50-jährige Platane vor unserem Haus ist gesund und verdeckt mit ihrem kräftigen Grün den ganzen Sommer über bis in den Herbst hinein das Haus gegenüber. Nicht so oft, aber immer mal wieder sehe und höre ich Vögel, die darin sitzen. Die Wildblumen, die Kräuter und die Wasserschale auf meinem Mini-Balkon locken jedes Jahr viele Insekten an.
Im Hinterhof ist natürlich mehr los, aber ich freu mich, dass das auch an der Strassenseite möglich ist.
Gestern Abend war ich ganz besonders glücklich über einen überaus seltenen Besuch.
Bei weit offener Balkontür hörte ich ziemlich nah etwas zwitschern. Als ich aufblickte, sah ich ein Dompfaff-Männchen, das auf meinem Balkon erst am Bambusstab der Tomaten rumkletterte, von da direkt in den fast verblühten Lavendel hüpfte, der auf dem Tisch steht, und sofort anfing zu knabbern. Wie froh war ich, dass ich erst kürzlich aus einem spontanen Gedanken heraus die Kamera griffbereit neben mich gelegt hatte!
Das kleine Kerlchen ließ sich überhaupt nicht stören, nicht mal, als ich aufstand und immer näher kam. Er guckte mich an mit seinen Knopfaugen, pickte dann wieder an den Blüten, guckte, drehte sich hin und her, turnte an dem Minzzweig, der sich in den Lavendel verirrt hat, und genoß sichtlich sein Abendessen. Und dann kam auch noch seine Gefährtin dazu, setzte sich neben ihn und war genauso wenig scheu wie er. Ich durfte sogar mit auf den Balkon kommen und sie ganz nah sehen.
Das ganze dauerte über 20 Minuten. Ich schaute, fotografierte, ging einen Schritt weiter, schaute, fotografierte, ging noch näher, schaute … und hielt wahrscheinlich die meiste Zeit die Luft an. Ich bewegte mich so vorsichtig wie möglich, aber die Lavendelblüten schienen ihnen viel wichtiger zu sein als ich. Die Luft roch schwer danach - ob sie womöglich ein wenig berauscht waren davon?
Irgendeine Bewegung von mir war dann aber doch zu viel und erst flog er, dann sie in die Platane. Dort saßen sie noch eine Weile, bevor sie ganz verschwanden. Und ich hatte den Rest des Tages ein glückliches Grinsen im Gesicht.
Die Fotos sind nur schnell aus der Hand gemacht, mit Teleobjektiv, aber ohne Stativ oder irgendwelche Hilfsmittel. Darum und weil es schon dämmerte, sind sie nicht 100% scharf (Photoshop hat ein bißchen nachgebessert), aber in diesem Fall stört mich das nicht. Irgendwann guck ich sie wieder an und freu mich über diesen wunderschönen Moment, der meiner Seele so gut getan hat.
Ein Moment, den ich dir herzlich gönne und von dem ich dir noch ganz viele Wünsche.
… ‚wünsche‘ muss klein, sorry.
Danke, meine Liebe! <3