Bis jetzt zeigt sich das neue Jahr von keiner guten Seite. Der Neujahrs-Montag war nicht nur draußen grau und trüb. Die Nacht über wurde ich immer wieder von Knallerei geweckt und hab mich am späten Vormittag regelrecht aus dem Bett gequält (mit Wecker: als Einstimmung darauf, dass es jetzt mit den Terminen wieder los geht); ich war entsprechend fertig den ganzen Tag. Die falschen Werte bei der Notfallbrille machen noch müder und dass ich nicht richtig gucken kann, nervt mich total. Selbst den Tatort konnte ich nicht gemütlich auf dem Sofa sehen, weil die Brille nicht für die Entfernung reicht. Zum Glück gibt es die Mediathek für den Computer, aber da sitz ich ja eh schon den ganzen Tag. Der Magen hat auch rumgezickt und zur Krönung hab ich mir abends irgendwas im linken Oberarm gezerrt, was höllisch weh tat und erst heute, nach drei Tagen, halbwegs besser wird. Ein Tag so richtig für die Tonne.
Das Treffen mit Frau R. vom Hilfe-Dings am Dienstag tat dann gut, weil ich den ganzen Mist einmal abladen konnte. Die Mittwochsgruppe gestern tat genauso gut, weil sie mich von mir abgelenkt hat und wir nicht nur ein gutes Gespräch hatten, sondern auch lachen konnten und lachen ist immer gut und befreiend. An beiden Tagen bin ich dann allerdings nach dem nach Hause kommen hundemüde ins Bett gefallen und wurde auch nach zwei Stunden Schlaf nicht wieder richtig wach.
(Ich wüßte wirklich gerne, woher diese abgrundtiefe Müdigkeit kommt, die mich nicht mehr los lässt. Manchmal überlege ich: nach der zweiten Corona Impfung war ich ein paar Tage richtig krank mit allen Symptomen - ob davon was geblieben ist? Es ist ja nicht nur die Müdigkeit, sondern auch die mangelnde Konzentration, die Wortfindungsstörung, der immer wieder auftretende “brain fog”, wenn auch lange nicht so ausgeprägt wie bei ME/CFS-Betroffenen.)
Heute wollte ich eigentlich nachmittags zu Fielmann wegen der neuen Brille. Tja, eigentlich. Inzwischen muss man sich nämlich einen Termin holen für größere Sachen und davon gab es leider erst wieder nächsten Montag welche. Da muss ich zwar morgens zur Hausärztin und mir meine 5. Coronaimpfung abholen (hoffentlich ohne Nebenwirkung!), aber ich hab mir dann mal hoffnungsvoll einen Termin am Nachmittag gebucht. Das bedeutet aber auch, dass ich noch eine ganze Weile länger mit der falschen Brille leben muss und das freut mich überhaupt nicht. Wie schon oben geschrieben: das Ding nervt, macht schwindelig, der Wechsel von nah zu fern ist anstrengend und dass ich in der Ferne alles unscharf sehe, auch. Warum verdammt musste ich auch unbedingt das Spanngummi grade machen wollen? Immer dieser Zwang, alles ordentlich und gleichmäßig auszurichten, obwohl ich es unterm Bett ja überhaupt nicht sehe! So ätzend.
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Was noch total ätzend ist: die Elefantenobernachbarn sind seit gestern aus dem Urlaub zurück. Das Kind hat aber noch Ferien und schreit und tobt wie nix gutes durch die Bude und die Mutter sitzt seelenruhig daneben und sagt nichts. Ich hab so oft freundlich und manchmal auch nicht mehr freundlich darauf hingewiesen, dass dieser Lärm unerträglich ist (bei mir unten wackeln die Wände, jeder Rumms geht dank dünnem Holzfußboden direkt in meinen Kopf), aber es ist ihnen komplett egal. Irgendwann mal meinte der Typ ja sogar, ich solle doch ausziehen, wenn es mir zuviel wäre.
Aber ich darf ja nichts sagen, weil es ist ja ein Kind und das wird ja wohl noch spielen dürfen und Kinder sind halt laut, da muss man eben mit leben. Ich will denen nichts Böses tun, aber ich kann nicht mehr. Ich werde morgens in aller Frühe vom Trampeln geweckt und mache abens um 9 drei Kreuze, wenn das Gör ins Bett geht und die Eltern auch endlich leise sind.
Für die anderen Nachbarn im Haus gelte ich schon als komische Meckertante, die lieben das süße, aufgeweckte Kind und verstehen gar nicht, was ich habe, aber von denen wohnt ja auch keiner unter ihnen.
Die vergangenen zwei Wochen ohne sie waren der Himmel auf Erden, jetzt ist alles wie vorher und hört nicht auf. Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll, außer immer wieder um Einsicht und Rücksicht zu bitten, was aber nur noch selten hilft und wenn, dann nur für sehr kurze Zeit. Den Vermieter anzusprechen ist keine Option, der will mit nichts was zu tun haben und wird sagen, wir sollen das untereinander klären. Die Nachbarn zu zwingen, einen dämmenden Teppich auszulegen in ihrer Wohnung, geht ebenfalls nicht, denn das arme Kind hat eine Hausstauballergie. (Darum muss übrigens auch jeden Tag am besten gleich früh morgens mit ordentlich Schwung gesaugt werden, wobei der Staubsauger gerne gegen jede Ecke donnert, aber das stört ja auch niemanden, das kommt schonmal vor, man will ja auch schnell fertig werden damit.)
Ich bin am Ende mit meiner Geduld und Kraft. Irgendwas muss sich ändern.
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Und Frühling, Frühling wär auch ziemlich gut. Oder wenigstens kein Regen mehr und ein bißchen mehr Licht und vielleicht mal ein Stück blauer Himmel. *jammerklagallesdoof*