Wenn das hier ein Tagebuch sein soll, dann wäre es vielleicht sinnvoll, wieder öfter zu schreiben und wenn es auch nur kurz und der Chronistinnenpflicht geschuldet ist. Heute wird es aber etwas länger.
Die Nächte sind durchwachsen zur Zeit. Ein Teil davon ist sicher handgemacht: ich gehe manchmal trotz Müdigkeit einfach viel zu spät ins Bett. In solchen Nächten schlaf ich schlecht, unruhig, nicht tief genug und natürlich zu wenig.
Dann wieder gab es einige Nächte mit Träumen voller Sehnsucht nach Liebe und Zärtlichkeit (sehr plastisch, aber immer meistens jugendfrei ;-)), die mich in die Tage begleiten und eigentlich auch nichts besser machen.
Insgesamt bin ich immer noch und immer wieder aufs Neue erschöpft von den zu vielen Begegnungen, meinen eigenen Grübeleien und all dem, was draußen und an so vielen Stellen der Welt vor sich geht. Die schönen Dinge gleichen das nicht annähernd aus.
Mein Geburtstag letzten Samstag war seltsam. Es gab viele schöne Nachrichten von Freundinnen und Schwestern, eine besondere Post mit einem überraschenden wunderbaren Geschenk von D. und am Abend dann den herzwärmenden Besuch von der Tochter mit Enkel und Freund. Alles war wirklich schön und hat mich sehr gefreut, aber dieses ganz spezielle Geburtstagsgefühl wollte sich einfach nicht einstellen. Ist man_frau irgendwann vielleicht zu alt dafür? Oder liegt es doch daran, dass solche Sachen ja sowieso nicht richtig an mir hängen bleiben dank der Depression? Aber auch mein Gefühl für mich selbst liegt ja immer noch unter allen möglichen Vergangenheitskisten begraben. Wie soll ich mich da als jemand fühlen, die zu feiern sich lohnt?
Und dann kam am Montag noch eine Postkarte von der Schwester, mit der ich den Kontakt letztes Jahr abgebrochen habe. Das ärgert und freut mich gleichzeitig.
Einerseits hält sie mal wieder die Grenze nicht ein, um die ich gebeten habe. SIE will mir was mitteilen - ob ich das auch will oder was das eventuell mit mir macht, danach fragt sie nicht. Wie so oft steht ihr Bedürfnis über meinem, fegt sie über meines weg und macht mich dadurch unwichtig. Seit Kinderzeiten geht das so, ich will das nicht mehr. Ich will mich nicht mehr dagegen wehren müssen und dafür Energie verbrauchen.
Andererseits ist das Familienthema grade wieder groß bei mir und sie ist eben genau die Schwester, die mir immer am nächsten stand trotz allem. Ich hatte mir überlegt, ihr dieses Jahr zu ihrem Geburtstag in 3 Wochen eine Karte zu schreiben, einfach als kleines Zeichen, dass ich trotz allem an sie denke. Ist natürlich Pech, dass ich vor ihr Geburtstag hab und darum nicht als erste schreiben konnte.
Der Hintergedanke dabei ist auch, mit ihr und den anderen Schwestern vorsichtig wieder in Kontakt zu kommen, um mich nicht so außen vor zu fühlen wie im Moment. Auch wenn es nicht oft ist und für mich auch nicht sein muss, aber ich würde schon gerne wissen, was in deren Leben los ist und wie es ihnen geht. Ja, und ich wäre gerne wieder Teil des Schwesternkreises. Ich hätte gerne eine Familie, die nicht nur aus mir und meiner Tochter & Co. besteht. Ich weiß nur nicht, ob und wie das geht, so vorbelastet, wie das alles ist.
Was richtig gut läuft, ist die Physiotherapie, zu der ich seit 3 Wochen gehe. Ich hab zwar manchmal danach Muskelkater aus der Hölle, weil ich das Bein ja drei Monate nur geschont hab und es sich jetzt natürlich beschwert (und manch einer der wechselnden Therapeuten auch gerne mal etwas übereifrig ist). Aber: ich fahre wieder Fahrrad! Nur eine kurze Strecke bis jetzt, aber die immerhin nahezu beschwerdefrei. Das ist ja, was ich wollte. Dass das Knie beim Gehen manchmal noch sehr “unrund” läuft, gibt sich hoffentlich mit den weiteren Übungen (die ich natürlich ganz brav regelmäßig alleine zuhause mache … *öhm*).
Was überhaupt nicht gut war für die unterschwellige, andauernde Vorsicht bezüglich der #aktuellenSituation mit dem Coronavirus, ist, dass die Warn App auf meinem Tablet (das ich gestern ausnahmsweise mit draußen hatte) heute eine rote, also erhöhte Warnung anzeigte. Angeblich hatte ich 11 Risiko-Begegnungen (in welchem Zeitraum steht da nicht), die letzte davon vor 2 Tagen. Empfohlen wird, dass ich zu Hause bleibe und mich bei der Hausärztin melde.
Auf Twitter, wo ich erstmal davon erzählt habe, wurde mir erklärt, wie das zustande kommen kann, aber ich gestehe, dass ich es nicht wirklich gut verstehe. Wer war da jetzt positiv und hab ich den_die selbst getroffen? Oder ist es “nur” meine Nachbarin, weil die Bluetoothverbindung auch durch die Wand reicht, mir das aber nicht mitteilt? Ich war gestern viel unterwegs und sowohl die U-Bahn als auch der Supermarkt war voller Menschen. Selbstverständlich trage ich meinen MNS an diesen Orten, aber der Schutz ist ja auch nicht 100% da und ich gehöre mit Diabetes, Übergewicht und einer nach 40 Jahren Rauchen sicher nicht grade perfekten Lunge eben zur Risikogruppe. Das macht erstmal unsicher - und ja, ich habe Angst, das Virus zu erwischen. Ich will weder den leichten Verlauf mit womöglich schweren Langzeitfolgen noch die schnelle, schwere Variante mit Krankenhaus und allem. Wenn ich irgendwann sterbe, dann bitte nicht so. Außerdem bin ich hier noch nicht fertig, da sind noch einige Themen offen.
Aber Grübelei hilft auch hier nicht. Erstmal hab ich Therapie und Physio für diese Woche abgesagt, allen Betroffenen Bescheid gegeben und morgen werde ich bei der HÄ anrufen, dann sehe ich weiter. Notfalls kann ich hier ja locker zwei Wochen in Quarantäne verbringen und mich von der Tochter versorgen lassen. Genug zu tun hab ich auf jeden Fall. Tagebuchbloggen zum Beispiel …
Hoffen wir das Beste! ((( )))
(((♥)))