04-11-2020 Chronistinnenpflicht

Wenn das hier ein Tage­buch sein soll, dann wäre es viel­leicht sinn­voll, wie­der öfter zu schrei­ben und wenn es auch nur kurz und der Chro­nis­tin­nen­pflicht geschul­det ist. Heute wird es aber etwas länger.


Die Nächte sind durch­wach­sen zur Zeit. Ein Teil davon ist sicher hand­ge­macht: ich gehe manch­mal trotz Müdig­keit ein­fach viel zu spät ins Bett. In sol­chen Näch­ten schlaf ich schlecht, unru­hig, nicht tief genug und natür­lich zu wenig.
Dann wie­der gab es einige Nächte mit Träu­men vol­ler Sehn­sucht nach Liebe und Zärt­lich­keit (sehr plas­tisch, aber immer meis­tens jugend­frei ;-)), die mich in die Tage beglei­ten und eigent­lich auch nichts bes­ser machen. 

Ins­ge­samt bin ich immer noch und immer wie­der aufs Neue erschöpft von den zu vie­len Begeg­nun­gen, mei­nen eige­nen Grü­be­leien und all dem, was drau­ßen und an so vie­len Stel­len der Welt vor sich geht. Die schö­nen Dinge glei­chen das nicht annä­hernd aus.


Mein Geburts­tag letz­ten Sams­tag war selt­sam. Es gab viele schöne Nach­rich­ten von Freun­din­nen und Schwes­tern, eine beson­dere Post mit einem über­ra­schen­den wun­der­ba­ren Geschenk von D. und am Abend dann den herz­wär­men­den Besuch von der Toch­ter mit Enkel und Freund. Alles war wirk­lich schön und hat mich sehr gefreut, aber die­ses ganz spe­zi­elle Geburts­tags­ge­fühl wollte sich ein­fach nicht ein­stel­len. Ist man_frau irgend­wann viel­leicht zu alt dafür? Oder liegt es doch daran, dass sol­che Sachen ja sowieso nicht rich­tig an mir hän­gen blei­ben dank der Depres­sion? Aber auch mein Gefühl für mich selbst liegt ja immer noch unter allen mög­li­chen Ver­gan­gen­heits­kis­ten begra­ben. Wie soll ich mich da als jemand füh­len, die zu fei­ern sich lohnt?


Und dann kam am Mon­tag noch eine Post­karte von der Schwes­ter, mit der ich den Kon­takt letz­tes Jahr abge­bro­chen habe. Das ärgert und freut mich gleich­zei­tig.
Einer­seits hält sie mal wie­der die Grenze nicht ein, um die ich gebe­ten habe. SIE will mir was mit­tei­len - ob ich das auch will oder was das even­tu­ell mit mir macht, danach fragt sie nicht. Wie so oft steht ihr Bedürf­nis über mei­nem, fegt sie über mei­nes weg und macht mich dadurch unwich­tig. Seit Kin­der­zei­ten geht das so, ich will das nicht mehr. Ich will mich nicht mehr dage­gen weh­ren müs­sen und dafür Ener­gie ver­brau­chen.
Ande­rer­seits ist das Fami­li­en­thema grade wie­der groß bei mir und sie ist eben genau die Schwes­ter, die mir immer am nächs­ten stand trotz allem. Ich hatte mir über­legt, ihr die­ses Jahr zu ihrem Geburts­tag in 3 Wochen eine Karte zu schrei­ben, ein­fach als klei­nes Zei­chen, dass ich trotz allem an sie denke. Ist natür­lich Pech, dass ich vor ihr Geburts­tag hab und darum nicht als erste schrei­ben konnte.
Der Hin­ter­ge­danke dabei ist auch, mit ihr und den ande­ren Schwes­tern vor­sich­tig wie­der in Kon­takt zu kom­men, um mich nicht so außen vor zu füh­len wie im Moment. Auch wenn es nicht oft ist und für mich auch nicht sein muss, aber ich würde schon gerne wis­sen, was in deren Leben los ist und wie es ihnen geht. Ja, und ich wäre gerne wie­der Teil des Schwes­tern­krei­ses. Ich hätte gerne eine Fami­lie, die nicht nur aus mir und mei­ner Toch­ter & Co. besteht. Ich weiß nur nicht, ob und wie das geht, so vor­be­las­tet, wie das alles ist.


Was rich­tig gut läuft, ist die Phy­sio­the­ra­pie, zu der ich seit 3 Wochen gehe. Ich hab zwar manch­mal danach Mus­kel­ka­ter aus der Hölle, weil ich das Bein ja drei Monate nur geschont hab und es sich jetzt natür­lich beschwert (und manch einer der wech­seln­den The­ra­peu­ten auch gerne mal etwas über­eif­rig ist). Aber: ich fahre wie­der Fahr­rad! Nur eine kurze Stre­cke bis jetzt, aber die immer­hin nahezu beschwer­de­frei. Das ist ja, was ich wollte. Dass das Knie beim Gehen manch­mal noch sehr “unrund” läuft, gibt sich hof­fent­lich mit den wei­te­ren Übun­gen (die ich natür­lich ganz brav regel­mä­ßig alleine zuhause mache … *öhm*).


Was über­haupt nicht gut war für die unter­schwel­lige, andau­ernde Vor­sicht bezüg­lich der #aktu­el­len­Si­tua­tion mit dem Coro­na­vi­rus, ist, dass die Warn App auf mei­nem Tablet (das ich ges­tern aus­nahms­weise mit drau­ßen hatte) heute eine rote, also erhöhte War­nung anzeigte. Angeb­lich hatte ich 11 Risiko-Begeg­nun­gen (in wel­chem Zeit­raum steht da nicht), die letzte davon vor 2 Tagen. Emp­foh­len wird, dass ich zu Hause bleibe und mich bei der Haus­ärz­tin melde.

Auf Twit­ter, wo ich erst­mal davon erzählt habe, wurde mir erklärt, wie das zustande kom­men kann, aber ich gestehe, dass ich es nicht wirk­lich gut ver­stehe. Wer war da jetzt posi­tiv und hab ich den_die selbst getrof­fen? Oder ist es “nur” meine Nach­ba­rin, weil die Blue­tooth­ver­bin­dung auch durch die Wand reicht, mir das aber nicht mit­teilt? Ich war ges­tern viel unter­wegs und sowohl die U-Bahn als auch der Super­markt war vol­ler Men­schen. Selbst­ver­ständ­lich trage ich mei­nen MNS an die­sen Orten, aber der Schutz ist ja auch nicht 100% da und ich gehöre mit Dia­be­tes, Über­ge­wicht und einer nach 40 Jah­ren Rau­chen sicher nicht grade per­fek­ten Lunge eben zur Risi­ko­gruppe. Das macht erst­mal unsi­cher - und ja, ich habe Angst, das Virus zu erwi­schen. Ich will weder den leich­ten Ver­lauf mit womög­lich schwe­ren Lang­zeit­fol­gen noch die schnelle, schwere Vari­ante mit Kran­ken­haus und allem. Wenn ich irgend­wann sterbe, dann bitte nicht so. Außer­dem bin ich hier noch nicht fer­tig, da sind noch einige The­men offen.

Aber Grü­be­lei hilft auch hier nicht. Erst­mal hab ich The­ra­pie und Phy­sio für diese Woche abge­sagt, allen Betrof­fe­nen Bescheid gege­ben und mor­gen werde ich bei der HÄ anru­fen, dann sehe ich wei­ter. Not­falls kann ich hier ja locker zwei Wochen in Qua­ran­täne ver­brin­gen und mich von der Toch­ter ver­sor­gen las­sen. Genug zu tun hab ich auf jeden Fall. Tage­buch­blog­gen zum Beispiel …

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