Mein Verhältnis zum Essen zu ändern, ist mit Sicherheit ziemlich gut und richtig, aber ein kleines bißchen am Essverhalten zu ändern, kann vielleicht auch nicht schaden. Zum Beispiel sollte ich mit dem Essen nicht so lange warten, bis ich total ausgehungert bin. Sonst passiert gerne mal sowas wie heute.
Wir waren mit der Mittwochsgruppe in einer Fotoausstellung; geplant waren 2 Stunden, von 14:00 - 16:00 Uhr, davor hatte ich lange geschlafen und ausreichend gefrühstückt. Allerdings hatte ich überlegt, die Tageskarte auszunutzen und mit einem großen Umweg nach Hause zu fahren: von Altona aus nach Oevelgönne an die Elbe und von da mit der Fähre zurück zu den Landungsbrücken. Danach dann noch schnell bei Aldi reinspringen, ein paar Sachen besorgen, die ich ohne Rad gut tragen kann und dann die Pizza von neulich auftauen.
Nicht bedacht hatte ich, dass zwischen Frühstück und nach Hause kommen eine lange Zeit liegt. So viel Zeit, dass ich (ganz legitim) Hunger bekommen werde. Außer einem kleinen Milchkaffee im Museumscafé hatte ich also nichts im Magen, als ich 7 Stunden nach dem Frühstück an den Landungsbrücken stand, den Sonnenuntergang bewunderte - und dabei ständig den Geruch nach frischen Pommes in die Nase geweht bekam. Da mir die aber zu teuer sind, hab ich bei Aldi Würstchen und fertigen Kartoffelsalat gekauft und zuhause reingeschaufelt, weil der Magen schon in den Knien hing und ich so einen Jieper hatte. Die Folge: mir ist schlecht, aber so richtig. Urgs.
Das sind so Situationen, die muss ich ändern. Es geht dabei gar nicht so sehr um das, was ich gegessen habe, auch wenn das heute natürlich der letzte Schrott war. Aber bei so großem Hunger hätte ich mich auch an Nudeln oder Salat oder sonstwas überfressen. Es geht darum, dem Körper und der Psyche Nahrung zu geben, bevor das Verlangen entsteht und die Angst, nichts zu bekommen.
(Ich wollte grade was von Sucht schreiben, aber es ist ja keine Sucht: es ist die Angst. An die muss ich ran.)
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Immer wieder erinnere ich mich an die Zeit in der Klinik in Malente, als es mir mit dem Essen richtig gut ging. Dafür gab es mehrere Gründe:
1. Es gab einen festen Plan für die Mittagsmahlzeiten.
Ich musste nicht selbst kochen, nicht planen, einkaufen, zubereiten. Nicht überlegen, ob ich heute Lust auf genau dieses Essen habe und wenn nein, was ich dann mache. Wir konnten wählen zwischen vegetarisch und nicht-vegetarisch, zusätzlich immer mehrere Salate, das war völlig in Ordnung. Ob ich grade Lust auf das hatte, was es dann gab, spielte erstaunlicherweise überhaupt keine Rolle. Und es schmeckte fast immer.
2. Es gab genug zu essen.
Wir bekamen mittags die gefüllten Teller an den Tisch, da war eine ausreichend große Portion drauf, davon wurde man satt. Falls doch nicht, konnte man einmal Nachschlag holen. Ich war so gut wie immer satt und fühlte mich wohl. Ich war mir sicher, dass ich genug zu essen haben werde. Ich musste nichts abgeben, niemand bekam mehr, es gab genug für alle. Das war eine unglaubliche Erleichterung. Außerdem wußte ich, dass ich ein paar Stunden später wieder etwas zu essen bekommen würde und dass es auch da genug geben würde. Das Buffet morgens und abends war reichlich, gut und abwechslungsreich. Für zwischendurch stand immer Obst im Gemeinschaftsraum, von dem wir nehmen konnten, so viel wir wollten.
3. Es gab zu festen Zeiten Essen.
Die Abstände zwischen den gemeinsamen Mahlzeiten waren nie so groß, dass man hätte hungern müssen. Wenn ich mich richtig erinnere, gab es Frühstück von 7:30 bis 8:30 Uhr, Mittag um 12:00, Abendessen um 17:30 Uhr, dazwischen wie geschrieben Obst nach Bedarf. Auch darauf konnten wir uns verlassen: dass nach einer bestimmten Zeit wieder Nahrung zur Verfügung stand. In ausreichener Menge.
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Das Gute ist: um mein Verhalten zu ändern, muss ich keineswegs ein früher Vogel werden und meinen Tagesrhythmus umkrempeln. Ob ich um halb acht frühstücke oder um halb elf, spielt keine Rolle - solange ich nach einer bestimmten Zeit wieder etwas esse. Da fehlt mir noch Disziplin, da bin ich oft noch zu sehr im alten Muster drin, das Essen so weit wie möglich raus zu schieben in der Hoffnung, dass ich dann den Tag über weniger esse. Das funktioniert so aber nicht - spätestens vorm ins-Bett-gehen habe ich dann nämlich oft noch so einen Hunger, dass ich irgendwas schnelles futtere: eine Scheibe Brot, ein Glas Milch, eine Schüssel Corn Flakes oder eben Snacks, falls ich beim einkaufen nicht widerstehen konnte. Und das ist das, was zu viel ist, aus dem das Übergewicht resultiert.
Es gilt also, die Abstände zwischen den Mahlzeiten zu verringeren und eine Regelmäßigkeit jeden Tag einzuhalten. 4 bis maximal 5 Stunden können dazwischen liegen, aber mehr nicht. Und am besten fange ich mit der Zubereitung des Essens dann an, wenn ich noch nicht übermäßig hungrig bin, weil ich sonst von vorneherein zu viel koche.
Das ist ein erster Schritt, der sich im Moment richtig anfühlt. Ich werde es ausprobieren.
Das klingt sehr weise. Möge es dir gelingen.