05-12-2022 Dezemberblues

Stunde um Stunde, Tag für Tag, Woche für Woche: das Leben will grade ein­fach nur hin­ter mich gebracht wer­den. Drau­ßen ist es dezem­ber­grau, kalt, nass und lockt zu nichts; die höchs­tens eine Stunde, in der das Licht für die Kamera rei­chen würde, liegt vor mei­ner Kom­fort­zeit und ver­geht darum ohne mich. Ich suche Beschäf­ti­gung, hab aber zu nichts Lust eigent­lich. Nach ein paar Stun­den am Schreib­tisch sit­zend tut der Hin­tern weh und wer­den die Beine unru­hig, aber da drau­ßen ist es ja dezem­ber­grau, kalt und nass und jeden Tag kann ich doch auch nicht auf die Ergo­me­ter­ma­schine, weil das wäre ja schon Trai­ning und ich trai­niere doch nicht, also bitte.

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Ich hab meine Sims wie­der instal­liert bzw. neu in der 4 Ver­sion, die gab es letz­tens umsonst. Da hat sich auch alles ver­än­dert, nicht nur das Spiel, son­dern die ganze Com­mu­nity und neu­er­dings gibt es die DL’s nicht mehr in Foren und auf bunt­schil­lern­den Web­sei­ten, son­dern bei Patreon und auf Tumblr, aber ein paar der alt­ver­trau­ten Sei­ten sind immer noch da. Jeden­falls hat mich die Sam­mel­lei­den­schaft wie­der gepackt und ich träume mich weit weg in Land- und Strand­häu­ser oder an nor­di­sche raue Küs­ten in schlichte, lichte Bau­ten aus Beton, Holz und Glas und will das alles nach­bauen und lösche alles wie­der, weil ich da ja doch nicht woh­nen kann.
Und gleich­zei­tig macht mir das Spiel wie­der so deut­lich, wie extrem ambi­va­lent ich in all mei­nen Wün­schen und Ansich­ten oft bin und mich ein­fach nicht ent­schei­den kann zwi­schen hier und dort und alt und neu und zwi­schen Fest­hal­ten und Los­las­sen. So oft steht dann am Ende die Trauer dar­über, immer alles alleine ent­schei­den zu müs­sen und dann beim alt­ver­trau­ten zu blei­ben, weil ich alleine Angst vor allem Neuem hab.

(Ich “spiele” übri­gens nicht mit den Sims. Die Figu­ren brau­che ich nicht, Simu­la­tion von Leben inter­es­siert mich nicht - ich baue wie von Anfang an nur Häu­ser und richte sie ein.)

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Ich fühl mich grade so klein und zag­haft, gar nicht mutig. Mut kos­tet immer Kraft, die nicht da ist. 

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Viel­leicht ist das aber auch “nur” der übli­che Dezem­ber­blues. Einer­seits die graue Trüb­nis, ande­rer­seits über­all die­ses Scheiß Weih­nachts­zeug, dem nie­mand ent­kommt, das einem per­ma­nent um die Ohren fliegt, jetzt erst recht, wo die Wirt­schaft doch so schlecht läuft und nach dem Pan­de­mie­kram brau­chen wir ja ein biß­chen Glück­se­lig­keit und Har­mo­nie und ich möchte jedes­mal abwech­selnd kot­zen und bitte auch was abha­ben davon. Meine halbe Time­line auf Twit­ter hab ich stumm geschal­tet, weil die alle plötz­lich ihre Besinn­lich­keit raus­ho­len und Bil­der pos­ten vom Plätz­chen backen und Advents­krän­zen und gemüt­li­chem Bei­sam­men­sein und ich ertrage das nicht.

Was hat mich eigent­lich dazu gebracht, mich für die Weih­nachts­feier nächste Woche beim Hilfe-Dings anzu­mel­den? Ver­mut­lich hatte ich sen­ti­men­tale fünf Minu­ten, aber was solls, ich lass das jetzt so, immer­hin gibt es gutes Essen.

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Was bin ich froh, wenn der Dezem­ber vor­bei ist.

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