Stunde um Stunde, Tag für Tag, Woche für Woche: das Leben will grade einfach nur hinter mich gebracht werden. Draußen ist es dezembergrau, kalt, nass und lockt zu nichts; die höchstens eine Stunde, in der das Licht für die Kamera reichen würde, liegt vor meiner Komfortzeit und vergeht darum ohne mich. Ich suche Beschäftigung, hab aber zu nichts Lust eigentlich. Nach ein paar Stunden am Schreibtisch sitzend tut der Hintern weh und werden die Beine unruhig, aber da draußen ist es ja dezembergrau, kalt und nass und jeden Tag kann ich doch auch nicht auf die Ergometermaschine, weil das wäre ja schon Training und ich trainiere doch nicht, also bitte.
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Ich hab meine Sims wieder installiert bzw. neu in der 4 Version, die gab es letztens umsonst. Da hat sich auch alles verändert, nicht nur das Spiel, sondern die ganze Community und neuerdings gibt es die DL’s nicht mehr in Foren und auf buntschillernden Webseiten, sondern bei Patreon und auf Tumblr, aber ein paar der altvertrauten Seiten sind immer noch da. Jedenfalls hat mich die Sammelleidenschaft wieder gepackt und ich träume mich weit weg in Land- und Strandhäuser oder an nordische raue Küsten in schlichte, lichte Bauten aus Beton, Holz und Glas und will das alles nachbauen und lösche alles wieder, weil ich da ja doch nicht wohnen kann.
Und gleichzeitig macht mir das Spiel wieder so deutlich, wie extrem ambivalent ich in all meinen Wünschen und Ansichten oft bin und mich einfach nicht entscheiden kann zwischen hier und dort und alt und neu und zwischen Festhalten und Loslassen. So oft steht dann am Ende die Trauer darüber, immer alles alleine entscheiden zu müssen und dann beim altvertrauten zu bleiben, weil ich alleine Angst vor allem Neuem hab.
(Ich “spiele” übrigens nicht mit den Sims. Die Figuren brauche ich nicht, Simulation von Leben interessiert mich nicht - ich baue wie von Anfang an nur Häuser und richte sie ein.)
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Ich fühl mich grade so klein und zaghaft, gar nicht mutig. Mut kostet immer Kraft, die nicht da ist.
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Vielleicht ist das aber auch “nur” der übliche Dezemberblues. Einerseits die graue Trübnis, andererseits überall dieses Scheiß Weihnachtszeug, dem niemand entkommt, das einem permanent um die Ohren fliegt, jetzt erst recht, wo die Wirtschaft doch so schlecht läuft und nach dem Pandemiekram brauchen wir ja ein bißchen Glückseligkeit und Harmonie und ich möchte jedesmal abwechselnd kotzen und bitte auch was abhaben davon. Meine halbe Timeline auf Twitter hab ich stumm geschaltet, weil die alle plötzlich ihre Besinnlichkeit rausholen und Bilder posten vom Plätzchen backen und Adventskränzen und gemütlichem Beisammensein und ich ertrage das nicht.
Was hat mich eigentlich dazu gebracht, mich für die Weihnachtsfeier nächste Woche beim Hilfe-Dings anzumelden? Vermutlich hatte ich sentimentale fünf Minuten, aber was solls, ich lass das jetzt so, immerhin gibt es gutes Essen.
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Was bin ich froh, wenn der Dezember vorbei ist.