Geschlafen: irgendwann, lange nachdem ich ins Bett gegangen und wieder aufgestanden und wieder rein gegangen war, und das dann auch noch absolut beschissen.
Aufgewacht von dem nervtötendsten Geräusch, das ich gehört habe, seit die Tochter ausgezogen ist und ich keinen Hip Hop mehr ertragen muss. Ich war nicht angezogen und die Augen wollten auch noch nicht gucken, aber es musste irgendeine Sorte von Bläser sein, wenn auch nicht für Laub. Absolut monoton, ohne Pause, vermutlich relativ nah im Hinterhof.
Nach dem Duschen (und mit Shirt an) hab ich dann aus dem Fenster geguckt und gesehen, dass ein Mensch im Nachbarhaus die Holzterrasse sauber macht mit so einem Wasserdruckreinigungsgerät. Zentimeter für Zentimeter arbeitete er sich vorwärts, jeder dunkle Fleck auf dem Holz wurde druckbesprüht, bis er eine Nuance weniger dunkel war. Am Ende waren es gute 5 Stunden ohne Pause - und das Holz immer noch dreckig. UND DER ARSCH HATTE OHRENSCHÜTZER AUF!! Selbst nichts hören wollen, aber die Nachbarschaft darf es ertragen!
Jaja, ich hätte natürlich auch die Fenster hinten zumachen können und hier drin wie in einer Sauna sitzen. Kein Problem, es waren ja nur ungefähr 31° im Schatten.
Als dann vorne der Kühl-LKW ca. 10 Minuten mit laufendem Motor stand, nachdem er die Lebensmittel im Asiarestaurant gegenüber abgeliefert hatte und mit den Inhabern noch ein Pläuschchen hielt und mein Tinnitus gar nicht mehr wußte, gegen welchen Lärm er angehen soll, hat es mir mal wieder gereicht und ich hab einen kleinen Rant auf Twitter abgelassen. Ich hol ihn mir als Erinnerung einfach mal hierher.
Lärm, der in einer (Groß-)Stadt vermieden werden könnte.
Eine unvollständige Liste.
• Laub- und sonstige Bläser
• Motor beim Warten laufen lassen
• den Motor beim Anfahren bis zum Anschlag hochdrehen
• hupen, weil jemand parken will
• überhaupt Autos und Motorräder
• 5 Cafés / Restaurants in einer Wohnstraße nebeneinander (wg. Corona natürlich alle mit Außenbereich)
• im Außenbereich eines Restaurants laute Gespräche führen
• beim Ankommen alle Stühle und Tische über den Bürgersteig schieben, um sie neu zu gruppieren
• beim Weggehen nochmal
• besoffen durch die Gegend brüllen
• nicht besoffen durch die Gegend brüllen
• mit einer ganzen Horde durch die Gegend brüllen
• die letzten drei Punkte mit Vorliebe nachts
• Party machen und auf dem Balkon zum Hinterhof reden / lachen / qualmen / singen / gröhlen, natürlich bis spät nachts
• in der Öffentlichkeit (Bus, Bahn, Straße, Café etc.) telefonieren
• usw. usf.
Das ist alles von Menschen verursachter Lärm, der noch zu allem anderen Lärm dazu kommt (Baustellen, “normaler” Verkehr, Flugverkehr …) und der mit etwas Rücksicht vermieden oder wenigstens reduziert werden könnte. Ich bin sicher, nicht nur HSP wie ich würden davon profitieren.
Warum ich das schon wieder schreibe? Weil ich sauer bin und traurig. Weil ich genau wegen solcher Sachen hier wegziehen - nein, nicht will, sondern um meiner Gesundheit Willen muss.
Aber ich will hier nicht weg! Ich liebe meine Wohnung, trotz gewisser Mängel. Ich wohne seit 36 Jahren in diesem Haus, die Nachbarn waren / sind (fast alle) super. Ich liebe Eimsbüttel, dieses bunte, lebendige Viertel: ein Herz inmitten der großen Stadt. (Wobei “lebendig” absolut nicht gleichzusetzen sein muss mit “laut”!). Das ist mein Zuhause.
Aber ich ertrage es nicht mehr und das liegt nicht an mir. Klar, die Stadt ist immer lauter als das Land, eine Großstadt sowieso. Sicher bin ich auch empfindlicher geworden mit der Zeit, aber der Lärm hat im Verhältnis zu meiner HS deutlich mehr zugenommen. Und die Rücksichtslosigkeit, die Selbstbezogenheit und das Getriebene der Menschen, dass alles immer mehr und immer schneller sein muss, dass das “Ich” immer an vorderster Stelle steht, dass frau sich entschuldigen muss, wenn sie sich gestört fühlt, das alles ist erst in den letzten Jahren so massiv geworden.
Das ist nicht gesund. Und das sehe sicher nicht nur ich so.
Was schön war heute, trotzdem:
dass es keinen einzigen blöden Kommentar auf Twitter gab zu meinem Rant (wofür wir heute ja schon dankbar sein müssen /Ironie aus). Meine Tomaten, die nach und nach reif werden und absolut unglaublich lecker schmecken. Das Brot, das ich grade aus dem Backofen geholt hab. Und dass ich heute einmal ziemlich normal auf dem Bein mit dem blöden Knie stand.
„… dass frau sich entschuldigen muss, wenn sie sich gestört fühlt, das alles ist erst in den letzten Jahren so massiv geworden.“ Genau das! Auf den Punkt gebracht!
Ich hab gestern auch Brot gebacken. 😍
Danke, meine Beste! 😘
Frisches Brot auf dem Berg! Lasst es Euch schmecken 😉