06-08-2020 Ein Rant mal wieder

Geschla­fen: irgend­wann, lange nach­dem ich ins Bett gegan­gen und wie­der auf­ge­stan­den und wie­der rein gegan­gen war, und das dann auch noch abso­lut beschis­sen.
Auf­ge­wacht von dem nerv­tö­ten­ds­ten Geräusch, das ich gehört habe, seit die Toch­ter aus­ge­zo­gen ist und ich kei­nen Hip Hop mehr ertra­gen muss. Ich war nicht ange­zo­gen und die Augen woll­ten auch noch nicht gucken, aber es musste irgend­eine Sorte von Blä­ser sein, wenn auch nicht für Laub. Abso­lut mono­ton, ohne Pause, ver­mut­lich rela­tiv nah im Hinterhof.


Nach dem Duschen (und mit Shirt an) hab ich dann aus dem Fens­ter geguckt und gese­hen, dass ein Mensch im Nach­bar­haus die Holz­ter­rasse sau­ber macht mit so einem Was­ser­druck­rei­ni­gungs­ge­rät. Zen­ti­me­ter für Zen­ti­me­ter arbei­tete er sich vor­wärts, jeder dunkle Fleck auf dem Holz wurde druck­be­sprüht, bis er eine Nuance weni­ger dun­kel war. Am Ende waren es gute 5 Stun­den ohne Pause - und das Holz immer noch dre­ckig. UND DER ARSCH HATTE OHRENSCHÜTZER AUF!! Selbst nichts hören wol­len, aber die Nach­bar­schaft darf es ertragen!

Jaja, ich hätte natür­lich auch die Fens­ter hin­ten zuma­chen kön­nen und hier drin wie in einer Sauna sit­zen. Kein Pro­blem, es waren ja nur unge­fähr 31° im Schatten.


Als dann vorne der Kühl-LKW ca. 10 Minu­ten mit lau­fen­dem Motor stand, nach­dem er die Lebens­mit­tel im Asia­re­stau­rant gegen­über abge­lie­fert hatte und mit den Inha­bern noch ein Pläusch­chen hielt und mein Tin­ni­tus gar nicht mehr wußte, gegen wel­chen Lärm er ange­hen soll, hat es mir mal wie­der gereicht und ich hab einen klei­nen Rant auf Twit­ter abge­las­sen. Ich hol ihn mir als Erin­ne­rung ein­fach mal hierher.


Lärm, der in einer (Groß-)Stadt ver­mie­den wer­den könnte.
Eine unvoll­stän­dige Liste. 

• Laub- und sons­tige Blä­ser
• Motor beim War­ten lau­fen las­sen
• den Motor beim Anfah­ren bis zum Anschlag hoch­dre­hen
• hupen, weil jemand par­ken will
• über­haupt Autos und Motor­rä­der
• 5 Cafés / Restau­rants in einer Wohn­straße neben­ein­an­der (wg. Corona natür­lich alle mit Außen­be­reich)
• im Außen­be­reich eines Restau­rants laute Gesprä­che füh­ren
• beim Ankom­men alle Stühle und Tische über den Bür­ger­steig schie­ben, um sie neu zu grup­pie­ren
• beim Weg­ge­hen noch­mal
• besof­fen durch die Gegend brül­len
• nicht besof­fen durch die Gegend brül­len
• mit einer gan­zen Horde durch die Gegend brül­len
• die letz­ten drei Punkte mit Vor­liebe nachts
• Party machen und auf dem Bal­kon zum Hin­ter­hof reden / lachen / qual­men / sin­gen / gröh­len, natür­lich bis spät nachts
• in der Öffent­lich­keit (Bus, Bahn, Straße, Café etc.) tele­fo­nie­ren
• usw. usf.

Das ist alles von Men­schen ver­ur­sach­ter Lärm, der noch zu allem ande­ren Lärm dazu kommt (Bau­stel­len, “nor­ma­ler” Ver­kehr, Flug­ver­kehr …) und der mit etwas Rück­sicht ver­mie­den oder wenigs­tens redu­ziert wer­den könnte. Ich bin sicher, nicht nur HSP wie ich wür­den davon profitieren.

Warum ich das schon wie­der schreibe? Weil ich sauer bin und trau­rig. Weil ich genau wegen sol­cher Sachen hier weg­zie­hen - nein, nicht will, son­dern um mei­ner Gesund­heit Wil­len muss.
Aber ich will hier nicht weg! Ich liebe meine Woh­nung, trotz gewis­ser Män­gel. Ich wohne seit 36 Jah­ren in die­sem Haus, die Nach­barn waren / sind (fast alle) super. Ich liebe Eims­büt­tel, die­ses bunte, leben­dige Vier­tel: ein Herz inmit­ten der gro­ßen Stadt. (Wobei “leben­dig” abso­lut nicht gleich­zu­set­zen sein muss mit “laut”!). Das ist mein Zuhause.
Aber ich ertrage es nicht mehr und das liegt nicht an mir. Klar, die Stadt ist immer lau­ter als das Land, eine Groß­stadt sowieso. Sicher bin ich auch emp­find­li­cher gewor­den mit der Zeit, aber der Lärm hat im Ver­hält­nis zu mei­ner HS deut­lich mehr zuge­nom­men. Und die Rück­sichts­lo­sig­keit, die Selbst­be­zo­gen­heit und das Getrie­bene der Men­schen, dass alles immer mehr und immer schnel­ler sein muss, dass das “Ich” immer an vor­ders­ter Stelle steht, dass frau sich ent­schul­di­gen muss, wenn sie sich gestört fühlt, das alles ist erst in den letz­ten Jah­ren so mas­siv geworden. 

Das ist nicht gesund. Und das sehe sicher nicht nur ich so.


Was schön war heute, trotz­dem:
dass es kei­nen ein­zi­gen blö­den Kom­men­tar auf Twit­ter gab zu mei­nem Rant (wofür wir heute ja schon dank­bar sein müs­sen /Ironie aus). Meine Toma­ten, die nach und nach reif wer­den und abso­lut unglaub­lich lecker schme­cken. Das Brot, das ich grade aus dem Back­ofen geholt hab. Und dass ich heute ein­mal ziem­lich nor­mal auf dem Bein mit dem blö­den Knie stand.

2 Kommentare

  1. „… dass frau sich ent­schul­di­gen muss, wenn sie sich gestört fühlt, das alles ist erst in den letz­ten Jah­ren so mas­siv gewor­den.“ Genau das! Auf den Punkt gebracht!

    Ich hab ges­tern auch Brot gebacken. 😍

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