06-09-2020 Sonntag, blöde Ausgabe

Mies geschla­fen, die zweite Nacht hin­ter­ein­an­der. Decke weg, Decke drauf, hin und her, blöde Träume dazu und ab mor­gens das Ele­fan­ten­junge, des­sen Eltern heute noch viel schlim­mer sind. Räu­men die da ihre Woh­nung um oder was? Ein ein­zi­ges Gepol­ter, nicht nur von Füßen. Muss ich denn wirk­lich alle paar Wochen rauf­ge­hen und sagen, dass das immer noch nervt? Dass das nicht vor­bei geht, nur weil ich nichts sage?

Wie­der die Frage: ist Rück­sicht wirk­lich so aus der Mode gekommen?

Und diese gro­ßen, ungläu­bi­gen Augen von dem jun­gen Mann, wenn ich dann doch nach oben gehe so wie grade eben. “Sind wir wie­der zu laut?”
Ihr tram­pelt seit heute mor­gen um halb neun auf mei­nem Kopf rum, du Blöd­mann! Immer mit dem vol­len Gewicht auf den Fer­sen durch die Woh­nung ren­nen auf dem Holz­fuß­bo­den ist elend laut! Jeder Schritt von allen Dreien, jeder Stuhl, den ihr schiebt anstatt ihn anzu­he­ben, jeder Ball, mit dem ihr spielt, jeder Tob­suchts­an­fall von dem Kind - alles pas­siert auf mei­nem Kopf und dröhnt ohne Ende hier unten. Als ob das nur stö­ren würde, wenn ich was sage. Als ob es sonst nichts aus­ma­chen würde. Wie blind für die Mit­men­schen kann man sein??
Ich sollte ihm wirk­lich jedes ver­dammte ein­zelne Mal eine WA schrei­ben, viel­leicht hat er dann irgend­wann ein Ein­se­hen. Und wenn es nur ist, weil er die Nase voll hat von mir.


Ges­tern schrieb ich auf Twit­ter: “Es gibt so Tage, die sind wie gemacht für Gemü­se­suppe und eine kleine roman­ti­sche Komö­die bei Net­flix.” Und manch­mal, wenn es blöd läuft, enden sol­che Tage dann direkt im Schne­cken­haus, weil diese ver­dammte Sehn­sucht sich eben doch nicht kom­plett abstel­len lässt.

Es wird Herbst. Kalt, unge­müt­lich, grau. Ich will das nicht, noch nicht. Ich hab noch nicht genug Wärme und Licht und Farbe in mir, das reicht noch nicht für die lange dunkle Zeit.


Es fühlt sich an, als wäre ich in die­sem Jahr noch weni­ger unter­wegs gewe­sen als in den Jah­ren zuvor, als mich nur meine eigene soziale Stö­rung drin gehal­ten hat, dabei wäre ich jetzt end­lich soweit, mich wie­der raus zu wagen. Aber mit Corona und all den Idiot:innen da drau­ßen will ich noch weni­ger raus, weil an den gan­zen schö­nen Orten viel zu viele davon sind. frau könnte den Ein­druck krie­gen, dass die alle ganz unbe­dingt extra unter­wegs sein müs­sen, weil sie ja nicht ver­rei­sen dür­fen und das ganze Leben ja sonst so ein­ge­schränkt ist und man darf ja noch nicht­mal Party machen! So viele haben geschrie­ben im März und April, dass es herr­lich ruhig gewor­den ist und alle sind ja zuhause jetzt - und ich wollte immer nur sagen, dann kommt mal nach Eims­büt­tel, hier tobt das Leben, als könnte kein Virus hier rein ins Vier­tel.
Ich bin wie gefan­gen in die­ser Woh­nung, die ich nicht ver­las­sen will, in der ich mich aber immer weni­ger wohl fühle.

Ja, heute ist mein Leben rich­tig blöd. Und der Lütte oben tobt immer noch.