07-04-2024 Mehr oder weniger gut

Das Wich­tigste: die OP ist gut ver­lau­fen. Die Panik­at­ta­cke am Mon­tag­abend auf dem Klo war also umsonst, aber das sind die ja meis­tens, die wis­sen das nur nicht.

Die Nacht zu Diens­tag (02.04.) hab ich kaum geschla­fen, schwebte immer nur zwi­schen Traum und Wach. Hab ver­sucht, an Schö­nes zu den­ken und lan­dete immer wie­der bei “hof­fent­lich geht alles gut”. Irgend­wann hat es dann wohl doch geklappt mit dem Schlaf, denn der Wecker kam sehr unge­le­gen. Die Dusche half, wach zu wer­den, der (schwarze) Kaf­fee auch etwas. Um halb zwölf sollte das Sam­mel­taxi an der Augen­arzt­pra­xis sein, ich war schon um 10 nach 11 da, zusam­men mit einer ande­ren Pati­en­tin. Nach und nach tru­del­ten die ande­ren vier ein und es ging los zur Augen­kli­nik in Groß­hans­dorf, wo der Augen­arzt aus mei­ner Gemein­schafts­pra­xis die Ope­ra­tio­nen durch­führt.
Wir kamen ganz gut durch, waren um halb eins schon da. Der nette Taxi­fah­rer brachte uns zur War­te­zone und mel­dete uns an. Danach war War­ten ange­sagt. Papiere unter­schrei­ben, Trop­fen ins Auge bekom­men und einen Strich mit Edding dar­über (nicht, dass das fal­sche Auge ope­riert wird!), aufs Klo gehen, war­ten. Grüpp­chen­weise wur­den wir dann irgend­wann ins Unter­ge­schoss gebracht, wo wir wei­ter war­te­ten, zusam­men mit denen, die schon vor­her geholt wor­den waren. Dann gab es OP-Klei­dung für alle Neuen und wei­te­res War­ten. Der nächste Punkt: Auf­klä­rungs­ge­spräch mit der Nar­ko­se­ärz­tin, die auch gleich den Zugang gelegt hat. “Sie dür­fen dann drau­ßen noch­mal Platz neh­men, bis Sie dran sind”. 

Das muss schon ein lus­ti­ges Bild gewe­sen sein: ein schma­ler Flur, an der einen Wand neben­ein­an­der 8 Sitze, dar­auf Patient:innen in drei unter­schied­li­chen Sta­dien: die “ohne alles”, die ganz frisch von oben gekom­men waren, dann die mit Kit­tel, Haube und Zugang, die schon das Nar­ko­se­ge­spräch hat­ten und außer­dem die mit den Augen­klap­pen, die die OP bereits hin­ter sich hat­ten und dar­auf war­te­ten, abge­holt zu werden.

Irgend­wann wurde ich end­lich auf­ge­ru­fen und durfte in den Vor­raum vom Aller­hei­ligs­ten und mich dort auf eine Liege legen. Dann wurde ich irgend­wo­hin gescho­ben und bekam die Nar­kose, von der ich über­haupt nichts mehr weiß. Ich erin­nere mich, dass ich mich selbst beru­higt hab, indem ich mich in Gedan­ken in den geplan­ten Urlaub mit J. nach Porto beamte. Viel­leicht war das aber auch der Traum wäh­rend des kur­zen Nar­ko­se­schlafs? Jeden­falls war ich wie­der halb wach, als der Augen­arzt sich vor­stellte und sagte, dass es jetzt los geht.
Gespürt hab ich nur ein biß­chen Ruckeln, aber kei­nen Schmerz. Gese­hen hab ich Lich­ter, mal eins, mal zwei, mal rot, mal weiß. Gefühlt hat es höchs­tens 10 Minu­ten gedau­ert - der OP-Bericht bestä­tigte das - und dann war es auch schon vor­bei. Ich wurde auf der Liege zurück gescho­ben, stand auf, wurde nach drau­ßen geführt und war­tete. Kurz danach kam die lus­tige Kran­ken­pfle­ge­rin, befreite mich von OP-Klei­dung und brachte mich in einen Auf­ent­halts­raum, wo der Rest unse­rer Truppe saß und wo schon Kaf­fee und ein Sand­wich bereit stan­den.
Eine halbe Stunde spä­ter waren wir voll­zäh­lig und ver­sorgt und wur­den wie­der abge­holt vom Sam­mel­taxi. Da Jede:r bis direkt vor die eigene Haus­tür gebracht wurde, dau­erte der Rück­weg lei­der wesent­lich län­ger als die Hin­fahrt; ich war gegen 18 Uhr end­lich zuhause. Mehr als essen, einige Nach­rich­ten für die Dau­men-Drü­cke­rin­nen schrei­ben und ein biß­chen TV gucken war dann auch nicht mehr drin.

***

Was mich geär­gert hat: der Arzt steht zur OP hin­ter den Patient:innen und von da aus hat er sich “vor­ge­stellt”, also sei­nen Namen gesagt. Ich hab ihn aber nie gese­hen (außer auf der Web­seite der Pra­xis). Es wäre ein Leich­tes für ihn gewe­sen, wenn er sich für einen Moment an die Seite gestellt hätte, so dass wir uns ins Gesicht hät­ten schauen kön­nen. Ich hätte mich nicht so sehr wie eine Num­mer gefühlt, zumal es bei die­sen kur­zen OPs sowieso schon wie am Fließ­band zugeht. Es wäre ein­fach höf­lich und auf Augen­höhe gewe­sen. Viel­leicht erwähne ich das mal irgendwann.

Beein­dru­ckend fand ich, wie inner­halb kür­zes­ter Zeit aus ein­an­der völ­lig unbe­kann­ten Men­schen eine Soli­dar­ge­mein­schaft wurde - fast schon sowas wie Ver­bün­dete. Wir sechs, die mit dem Taxi zusam­men fuh­ren, saßen wie selbst­ver­ständ­lich zusam­men im War­te­be­reich, nick­ten uns auf­mun­ternd zu zwi­schen­durch, wünsch­ten uns alles Gute und ver­ab­schie­de­ten uns mit “bis in drei Wochen” (wenn alle am ande­ren Auge ope­riert wer­den). Ein war­mes, stär­ken­des Gefühl.

***

Am Mitt­woch holte mich gegen vier­tel nach zehn - nach einer Nacht mit tie­fem Schlaf, einer vor­sich­ti­gen Dusche (nur kein Was­ser ins Auge!) und gutem Früh­stück - die Toch­ter ab und beglei­tete mich zur Augen­arzt­pra­xis zur ers­ten Nach­kon­trolle. Als ers­tes wurde die Augen­klappe ent­fernt - WHOOOAAAA, was für ein Moment! Ich hab noch nicht viel gese­hen und vor allem noch nicht scharf, aber sooo hell! Unfass­bar, so ein Unter­schied zu vor­her. Ich wußte nicht, dass meine Sicht so “ver­gilbt” war. So unge­fähr wie auf dem Foto kann man sich das vorstellen:

(Auf dem Weg zum Strand - Ilha da Culatra vor Olhão / Portugal)

Die Augen­ärz­tin unter­schuchte, beschei­nigte, dass alles in Ord­nung ist und ver­schrieb wei­tere Trop­fen, die das Auge feucht hal­ten. Nächste Woche muss ich zur nächs­ten Kon­trolle.
Danach sind wir nach nebenan zu Fiel­mann, die nah­men das jetzt über­flüs­sige Glas raus und das war es dann.

Lei­der braucht das Auge viel Zeit - 3 bis 4 Wochen, wird über­all gesagt -, bis es sich an die neue Linse gewöhnt und die neue Seh­stärke ange­passt hat. Das heißt, dass ich im Moment zwei­ge­teilt sehe und das nervt furcht­bar. Mit links seh ich scharf, mit rechts nicht, mit bei­den Augen zusam­men weder das eine noch das andere. Dafür weiß ich jetzt also, was der Spruch “einen Knick in der Optik zu haben” bedeu­tet.
Zwar hab ich letzte Woche genug ein­ge­kauft, so dass ich nicht zwin­gend raus muss, aber auch zuhause ist es anstren­gend und blöd. Ich schlafe ewig lange, um das Gucken raus zu zögern. Ich dad­del am PC rum, gucke irgend­wel­che uralten Serien, schlafe am spä­ten Nach­mit­tag wie­der, lang­weile mich. Hör­bü­cher sind immer noch nicht meins, lesen sollte ich mög­lichst wenig (mach ich am PC trotz­dem), mich anstren­gen auch nicht.
So gaaaaaa­anz lang­sam merke ich, dass die Linse etwas schär­fer wird, aber die Sicht ist trotz­dem sehr ein­ge­schränkt. Ich weiß, ich bin unge­dul­dig, ich sollte dem mehr Zeit geben. Es sind ja auch erst 5 Tage, seit die Augen­klappe weg ist. Ich würde nächste Woche gerne zur Mitt­wochs­gruppe gehen, aber wenn es schon hier zuhause so anstren­gend ist, wie wird es dann drau­ßen, wo ich weit gucken muss, was eben noch nicht wirk­lich geht? Und dann ist es viel­leicht grade halb­wegs gut und dann kommt das andere Auge dran und braucht auch wie­der 3 bis 4 Wochen.

Alles in allem hab ich dann die erste Hälfte des Jah­res mit die­sem gan­zen Augen­kram ver­bracht. Aber ja, ich weiß schon, der Star hätte sowieso irgend­wann ope­riert wer­den müs­sen und es hätte dann eben zu einem ande­ren Zeit­punkt genervt. Dann ist es jetzt wenigs­tens vor­bei. *seufz*

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