Das Wichtigste: die OP ist gut verlaufen. Die Panikattacke am Montagabend auf dem Klo war also umsonst, aber das sind die ja meistens, die wissen das nur nicht.
Die Nacht zu Dienstag (02.04.) hab ich kaum geschlafen, schwebte immer nur zwischen Traum und Wach. Hab versucht, an Schönes zu denken und landete immer wieder bei “hoffentlich geht alles gut”. Irgendwann hat es dann wohl doch geklappt mit dem Schlaf, denn der Wecker kam sehr ungelegen. Die Dusche half, wach zu werden, der (schwarze) Kaffee auch etwas. Um halb zwölf sollte das Sammeltaxi an der Augenarztpraxis sein, ich war schon um 10 nach 11 da, zusammen mit einer anderen Patientin. Nach und nach trudelten die anderen vier ein und es ging los zur Augenklinik in Großhansdorf, wo der Augenarzt aus meiner Gemeinschaftspraxis die Operationen durchführt.
Wir kamen ganz gut durch, waren um halb eins schon da. Der nette Taxifahrer brachte uns zur Wartezone und meldete uns an. Danach war Warten angesagt. Papiere unterschreiben, Tropfen ins Auge bekommen und einen Strich mit Edding darüber (nicht, dass das falsche Auge operiert wird!), aufs Klo gehen, warten. Grüppchenweise wurden wir dann irgendwann ins Untergeschoss gebracht, wo wir weiter warteten, zusammen mit denen, die schon vorher geholt worden waren. Dann gab es OP-Kleidung für alle Neuen und weiteres Warten. Der nächste Punkt: Aufklärungsgespräch mit der Narkoseärztin, die auch gleich den Zugang gelegt hat. “Sie dürfen dann draußen nochmal Platz nehmen, bis Sie dran sind”.
Das muss schon ein lustiges Bild gewesen sein: ein schmaler Flur, an der einen Wand nebeneinander 8 Sitze, darauf Patient:innen in drei unterschiedlichen Stadien: die “ohne alles”, die ganz frisch von oben gekommen waren, dann die mit Kittel, Haube und Zugang, die schon das Narkosegespräch hatten und außerdem die mit den Augenklappen, die die OP bereits hinter sich hatten und darauf warteten, abgeholt zu werden.
Irgendwann wurde ich endlich aufgerufen und durfte in den Vorraum vom Allerheiligsten und mich dort auf eine Liege legen. Dann wurde ich irgendwohin geschoben und bekam die Narkose, von der ich überhaupt nichts mehr weiß. Ich erinnere mich, dass ich mich selbst beruhigt hab, indem ich mich in Gedanken in den geplanten Urlaub mit J. nach Porto beamte. Vielleicht war das aber auch der Traum während des kurzen Narkoseschlafs? Jedenfalls war ich wieder halb wach, als der Augenarzt sich vorstellte und sagte, dass es jetzt los geht.
Gespürt hab ich nur ein bißchen Ruckeln, aber keinen Schmerz. Gesehen hab ich Lichter, mal eins, mal zwei, mal rot, mal weiß. Gefühlt hat es höchstens 10 Minuten gedauert - der OP-Bericht bestätigte das - und dann war es auch schon vorbei. Ich wurde auf der Liege zurück geschoben, stand auf, wurde nach draußen geführt und wartete. Kurz danach kam die lustige Krankenpflegerin, befreite mich von OP-Kleidung und brachte mich in einen Aufenthaltsraum, wo der Rest unserer Truppe saß und wo schon Kaffee und ein Sandwich bereit standen.
Eine halbe Stunde später waren wir vollzählig und versorgt und wurden wieder abgeholt vom Sammeltaxi. Da Jede:r bis direkt vor die eigene Haustür gebracht wurde, dauerte der Rückweg leider wesentlich länger als die Hinfahrt; ich war gegen 18 Uhr endlich zuhause. Mehr als essen, einige Nachrichten für die Daumen-Drückerinnen schreiben und ein bißchen TV gucken war dann auch nicht mehr drin.
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Was mich geärgert hat: der Arzt steht zur OP hinter den Patient:innen und von da aus hat er sich “vorgestellt”, also seinen Namen gesagt. Ich hab ihn aber nie gesehen (außer auf der Webseite der Praxis). Es wäre ein Leichtes für ihn gewesen, wenn er sich für einen Moment an die Seite gestellt hätte, so dass wir uns ins Gesicht hätten schauen können. Ich hätte mich nicht so sehr wie eine Nummer gefühlt, zumal es bei diesen kurzen OPs sowieso schon wie am Fließband zugeht. Es wäre einfach höflich und auf Augenhöhe gewesen. Vielleicht erwähne ich das mal irgendwann.
Beeindruckend fand ich, wie innerhalb kürzester Zeit aus einander völlig unbekannten Menschen eine Solidargemeinschaft wurde - fast schon sowas wie Verbündete. Wir sechs, die mit dem Taxi zusammen fuhren, saßen wie selbstverständlich zusammen im Wartebereich, nickten uns aufmunternd zu zwischendurch, wünschten uns alles Gute und verabschiedeten uns mit “bis in drei Wochen” (wenn alle am anderen Auge operiert werden). Ein warmes, stärkendes Gefühl.
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Am Mittwoch holte mich gegen viertel nach zehn - nach einer Nacht mit tiefem Schlaf, einer vorsichtigen Dusche (nur kein Wasser ins Auge!) und gutem Frühstück - die Tochter ab und begleitete mich zur Augenarztpraxis zur ersten Nachkontrolle. Als erstes wurde die Augenklappe entfernt - WHOOOAAAA, was für ein Moment! Ich hab noch nicht viel gesehen und vor allem noch nicht scharf, aber sooo hell! Unfassbar, so ein Unterschied zu vorher. Ich wußte nicht, dass meine Sicht so “vergilbt” war. So ungefähr wie auf dem Foto kann man sich das vorstellen:
Die Augenärztin unterschuchte, bescheinigte, dass alles in Ordnung ist und verschrieb weitere Tropfen, die das Auge feucht halten. Nächste Woche muss ich zur nächsten Kontrolle.
Danach sind wir nach nebenan zu Fielmann, die nahmen das jetzt überflüssige Glas raus und das war es dann.
Leider braucht das Auge viel Zeit - 3 bis 4 Wochen, wird überall gesagt -, bis es sich an die neue Linse gewöhnt und die neue Sehstärke angepasst hat. Das heißt, dass ich im Moment zweigeteilt sehe und das nervt furchtbar. Mit links seh ich scharf, mit rechts nicht, mit beiden Augen zusammen weder das eine noch das andere. Dafür weiß ich jetzt also, was der Spruch “einen Knick in der Optik zu haben” bedeutet.
Zwar hab ich letzte Woche genug eingekauft, so dass ich nicht zwingend raus muss, aber auch zuhause ist es anstrengend und blöd. Ich schlafe ewig lange, um das Gucken raus zu zögern. Ich daddel am PC rum, gucke irgendwelche uralten Serien, schlafe am späten Nachmittag wieder, langweile mich. Hörbücher sind immer noch nicht meins, lesen sollte ich möglichst wenig (mach ich am PC trotzdem), mich anstrengen auch nicht.
So gaaaaaaanz langsam merke ich, dass die Linse etwas schärfer wird, aber die Sicht ist trotzdem sehr eingeschränkt. Ich weiß, ich bin ungeduldig, ich sollte dem mehr Zeit geben. Es sind ja auch erst 5 Tage, seit die Augenklappe weg ist. Ich würde nächste Woche gerne zur Mittwochsgruppe gehen, aber wenn es schon hier zuhause so anstrengend ist, wie wird es dann draußen, wo ich weit gucken muss, was eben noch nicht wirklich geht? Und dann ist es vielleicht grade halbwegs gut und dann kommt das andere Auge dran und braucht auch wieder 3 bis 4 Wochen.
Alles in allem hab ich dann die erste Hälfte des Jahres mit diesem ganzen Augenkram verbracht. Aber ja, ich weiß schon, der Star hätte sowieso irgendwann operiert werden müssen und es hätte dann eben zu einem anderen Zeitpunkt genervt. Dann ist es jetzt wenigstens vorbei. *seufz*