Angesichts der weltweiten Klimalage trau ich mich eigentlich nicht, über das Wetter zu jammern, aber das jetzt grade ist echt Mist. Zwei- oder dreimal gab es seit Sommeranfang ein paar Tage, so extrem heiß, dass es kaum auszuhalten war. In der restlichen Zeit aber Schweizer-Wollsocken-Kälte, Dauerregen, Sturm, wenig Sonne. Es ist nicht wirklich kalt, zum Glück, aber Sommergefühle kommen nicht auf. Dabei hätte ich die nach dem langen Winter wirklich gebraucht. (Ja, das ist egoistisch, ich weiß.)
Mein wilder Balkon ist inzwischen vom Wind zerfleddert und nicht mehr wirklich schön. Die vier anfangs so gut wachsenden Tomaten haben insgesamt weniger als 20 Früchte, von denen grade mal zwei ganz langsam rot werden. Dafür stehen die beiden großen Töpfe ganz schön im Weg. Der Oleander blüht noch toll, wirft aber nach und nach alle Blätter ab. Selbst wenn mal die Sonne für einen Moment scheint und es draußen vielleicht sogar halbwegs ruhig ist, mag ich da nicht gerne sitzen. Das hatte ich mir im Frühjahr auch anders vorgestellt.
Kann sein, dass ich zimperlich bin, aber wenn für den ganzen Tag Schietwetter angesagt ist, mag ich nicht wirklich was unternehmen und schon gar nicht weiter weg. Für die Regenjacke ist es zu warm, mit Schirm fehlt mir eine Hand zum fotografieren, patschnass mag ich auch nicht werden und irgendwelche Museen oder Ausstellungen, nur um raus zu kommen, sind einfach nicht meins. Wenn ich es nicht sowieso für die wöchentlichen Fahrten bräuchte, wäre es fast schade um das Deutschlandticket und den Ärger, den ich deswegen mit dem HVV hatte.
Leider hab ich z.Zt. auch keine Termine von außen, die mich zwingen würden, raus zu gehen. Meine Bezugsfrau beim Hilfe-Dings hat vier Wochen Urlaub, die Mittwochsgruppe fiel zwischendurch aus, Therapie ist ja eh nur einmal im Monat …
So eine terminfreie Zeit ist zwischendurch durchaus gut, aber sie darf für mich nicht zu lange dauern, sonst zieh ich mich zu sehr ins Schneckenhaus zurück. Dann rede ich nicht mehr, mag nicht mehr schreiben / formulieren und höre auch auf zu denken, weil alles ins Leere geht. Ich schlafe viel zu spät und viel zu lang, bin dauermüde und völlig lustlos.
Und dann sitz ich hier und fang wieder an zu träumen. Gucke Wohnungsanzeigen durch, die Google Map immer daneben, stelle mir vor, wie es wohl woanders wäre. Ob ich in einer anderen Stadt mehr raus gehen würde als hier? Oder vielleicht auch nur am Anfang, bis es vertraut ist? Ich sehne mich nach gemütlichem Gehen, Schauen, Entdecken. Ich bin schon viel zu lange hier, in meinem ewig gleichen Sumpf. Es ist bequem, aber auch langweilig und ich hab nicht genug Lebensenergie, um alles alleine und nur aus mir selbst zu holen.
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Mein schwarzer Hund Igor findet das dagegen übrigens richtig gut. Für ihn sind das beste Voraussetzungen, damit er aus seiner Ecke gekrochen kommt und es sich neben mir gemütlich macht. Ich muss grade ziemlich aufpassen, dass es nicht in die falsche Richtung kippt. Zum Glück hab ich morgen Therapie und übermorgen macht das Hilfe-Ding einen Ausflug in den Wildpark und nein, Igor, du darfst wirklich nicht mit.
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5 Wochen seit ich den Reha-Antrag abgeschickt hab. Wie lange das wohl dauert, bis ich Nachricht bekomme?
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Ach, und was ich beim träumen und stöbern sah: die untere Wohnung in dem blauen Haus in FL kann man:frau sogar mieten. *hach*
Ich hoffe, du kannst Igor wieder zurück ins Körbchen schicken umd das Wetter ändere bald in für dich bessere Richtung. ❤️🩹