Mit nur wenigen Ausnahmen lagen die Temperaturen hier in Hamburg seit Mitte Juni zwischen 20° und 25°, an vielen Tagen bei mehr als 30°. Endlose Hitze, ohne Wind keine Abkühlung, selbst in der Nacht nicht. Mein Gehirn fühlte sich zwischendurch an, als sei es auf Walnußgröße geschmolzen. An solchen Tagen dreht der Kreislauf im Kreis, brummt der Kopf dauerhaft (und es ist nicht der normale 24/7 Tinnitus), alles klebt und ich möchte die ganze Zeit unter lauwarmem Wasser stehen. Ich war wirklich froh, dass ich nicht mehr arbeiten und was leisten muss.
Aber irgendwie war es auch schön. So viel Licht, so viel Wärme bis tief in die alten Knochen. Die Menschen da draußen schienen - zumindest aus meinem Blickwinkel vom Balkon aus - oft gelassener zu sein, lockerer und offener, nicht nur was die Kleidung anging. Das Leben fand draußen statt und ja, manchmal war mir das viel zu laut, aber es erinnert eben auch an den Süden und an Urlaub und das ist ja gut.
Aber nun: der letzte Sommertag soll es gewesen sein heute. Nochmal 30°, dank etwas Wind aber aushaltbar, nicht drückend. Ein ruhiger Sonntag, ohne großes Tun, aber immer mit diesem Abschiedsgedanken im Kopf. Die Abkühlung in den nächsten zwei Wochen wird uns in den Herbst bringen und irgendwie finde ich es grade schade. Hab ich denn schon genug Sonne und Wärme getankt, ist der Speicher voll geworden? Wird es reichen über die lange dunkle Jahreszeit?
Herbst ist ja an sich nicht schlimm, ich mag den ja sogar richtig gerne mit allen Farben und dem blauen Himmel mit den dicken Wolkenbergen und wenn es morgens frisch ist und würzig nach gefallenen Blättern riecht und vielleicht, hoffentlich wird er ja mal wieder etwas schöner als in den letzten Jahren (Klimawandel sei Dank) – aber er dauert halt nie lange und dann kommt der Winter und die Zeit bis zum nächsten Frühling ist endlos lang.
Aber es ist zu akzeptieren, was wir nicht ändern können und grade freu ich mich, dass ich noch ein paarmal unterwegs sein konnte.
Neulich nach der Therapie erst am Fischmarkt und dann die große Tour mit der Fähre (Altona - Finkenwerder - Landungsbrücken).
Mit meinem Hilfe-Dings zum Rüschpark (auch wenn das Picknick ins Wasser fiel, war es ein wirklich toller Ausflug mit lieben, zum Teil bis dahin unbekannten Menschen).
Am Montag mit Freundin I. wie letzte Woche spontan beschlossen für einen Tag nach Travemünde, inkl. Strandkorb und Sonnenbrand.
Mit der Mittwochsgruppe endlich in den Botanischen Garten, nachdem dieser Ausflug vorher bereits zweimal nicht stattfinden konnte.
Dass ich nicht lange gehen kann, ist ziemlich doof, aber es gibt auch gute Ziele ohne weite Wege. Hauptsache, ich seh was anderes als mein Zuhause. Hauptsache, ich hab genug Wärme, Farben und Bilder gesammelt. Und wenn ich mir die Fotos so anschaue, dann sieht es ganz gut aus.