08-11-2020 Sonntag, draußen

Letzte Nacht noch viel auf Twit­ter gele­sen zu den zwei The­men des Tages (USA Wahl­er­geb­nis und die “Leerdenker”-Demo in Leip­zig), trotz­dem gemüt­lich geschla­fen im frisch bezo­ge­nen Bett und irgend­was net­tes geträumt. Wie jeden Sonn­tag von der Klein­fa­mi­lie oben zu früh geweckt worden.


Beim Früh­stück beschlos­sen, dass ich raus muss an die Luft, in die Sonne. Ange­zo­gen, Tablet in die Tasche, zur U-Bahn und zwei Sta­tio­nen Rich­tung Nor­den bis Hagen­deel gefah­ren. Von dort die paar Schritte in den Park, der klein und über­schau­bar und rela­tiv leer ist. Es riecht nach nas­sen Blät­tern, die Sonne strahlt durch die bun­ten Bäume, eine Fami­lie lässt trotz Wind­stille einen Dra­chen in die Höhe stei­gen, Hunde bel­len in der Ferne …
Ein­at­men. Gucken. Los lassen. 

Dem Knie gehts gut, darum laufe ich wei­ter oder viel­mehr an der Strasse zurück nach Hagen­beck. Lei­der sind da unzäh­lige Spaziergänger_innen und Jogger_innen unter­wegs, der Fuß­weg ist schmal, nie­mand – außer mir dann irgend­wann – trägt Maske. Ich ver­su­che mir vor­zu­stel­len, wie es aus­sähe, wenn die Aero­sole eines jeden Men­schen far­big wären und lasse es schnell wie­der, weil das Bild in mei­nem Kopf ziem­lich gru­se­lig ist. Ich wei­che also aus, so gut es geht. Wechsle immer wie­der die Stra­ßen­seite, mache noch eine Pause auf der Bank vorm Tier­park, koste den Drau­ßen-Moment aus.


Mit der Bahn die eine Sta­tion zurück nach Hause, Siesta (wie ich es ab jetzt nur noch nen­nen werde, weil das ein­fach so viel schö­ner klingt als eine schnöde “Pause”) mit fri­schem Kaf­fee und Leb­ku­chen, biß­chen Net­flix, dann schnel­les Essen und der wohl letzte Ver­such, der TV-Sen­dung “Voice of Ger­many” irgend­was abzu­ge­win­nen, aber ich bin inzwi­schen zu alt für den Kram, es lang­weilt nur noch. Also wei­ter Net­flix, Fotos für Insta­gram, zwi­schen­durch Twit­ter und die Mail für den Nach­barn wegen sei­ner Web­seite wan­dert dann eben noch­mal eine To-Do-Liste weiter.


Und zwi­schen allem immer wie­der der Gedanke an meine Mom, die heute vor 32 Jah­ren meinte, dass sie sich nun von allen ver­ab­schie­det hat und darum gehen darf. Ich ver­misse sie in eini­gen Momen­ten, aber es ist okay.

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