Genau fünfunddreißig Jahre sind es her, dass meine Mutter beschloß, es sei jetzt gut und dass sie sich von allen ihr wichtigen Menschen verabschiedet habe und gehen könne, denn ein Pflegefall wollte sie auf keinen Fall sein. So stelle ich es mir jedenfalls vor und dass sie mit ihrem Gott was ausgehandelt hat deswegen. Leicht hat er es ihr nicht gemacht, aber am Ende ging es dann doch recht schnell und ich denke, für sie war es okay.
Da kurz vorher meine Beziehung zu M. zerbrach, war diese Zeit doppelt schwer; dass ich mit dem Einen nicht über den Tod und mit der Anderen nicht über das Ende sprechen konnte, gleichzeitig aber für mein kleines Kind da sein und funktionieren musste, ließ mich hart werden an einer wichtigen Stelle im Inneren. Zeit für Trauer um beide blieb nicht wirklich, es musste ja irgendwie weiter gehen. Aber gut war das alles nicht. Vielleicht hab ich damals wieder angefangen, meine Gefühle und Bedürfnisse zu verstecken und mir eine Maske aufzusetzen. Vielleicht lag der Grundstein für die Depression schon seit der Kindheit in mir, aber vielleicht hat sie in dieser Zeit zu wachsen begonnen.
Wie auch immer. Die Blümchen da oben sind jedenfalls für meine Mom, weil wir die beide so gerne mochten in ihrem Garten. Ich hoffe wirklich, dass sie damals nach allem Leid und oft nur mühsam erkämpftem Glück endlich ihren Frieden finden durfte.