In den letzten 12 Tagen hatte ich nur einen Telefontermin und war nur einmal zum Wocheneinkauf draußen und ganz ehrlich: daran könnte ich mich wirklich gewöhnen.
Andererseits fehlt mir ein Spaziergang am Wasser oder im Wald, auch wenn ich nicht weit komme. Mal wieder an die Luft, das wär schon gut. Vom Meer fang ich ja gar nicht erst an, das wird sicher noch dauern. Aber eigentlich bin ich ganz okay.
Eigentlich aber auch nicht. Weil das hier nicht ist, was ich wollte. Weil so vieles wie immer nur halb ist. Nicht komplett schlecht, aber nie wirklich gut. Irgendwie wühl ich mich durch, aber richtig fühlt sich das nicht an.
Und diese Stimme in meinem Kopf, diese Kritikerin oder wer immer das ist, die redet ununterbrochen. Stell dich doch nicht so an, ist doch alles gar nicht so schlimm, sagt sie. Guck dich doch mal um, dir gehts doch richtig gut im Vergleich mit anderen. Deine Löcher sind nur noch klein, das ist ja mehr ein Stolpern als ein Fallen, damit kommst du doch klar, dafür brauchst du doch eigentlich gar keine Therapie mehr. Und das Familiending, meine Güte, dann verzeih ihnen doch, du änderst sie sowieso nicht und du warst ja auch nicht unbedingt die tollste Schwester. Reicht doch, dass du deine Tochter hast und überhaupt könntest du deinen Enkel viel öfter anrufen, wenn ihr euch schon nicht sehen könnt, aber erzähl doch nicht, dass du niemanden hast, der für dich da ist. Und nichtmal arbeiten musst du noch und kriegst trotzdem jeden Monat dein Geld, was beschwerst du dich denn? Kannst rumhängen, wie du willst, bist niemandem was schuldig und trotzdem unzufrieden, also echt jetzt mal! Dass du scheisse einschläfst und dummes Zeug träumst und dann wie gerädert aufwachst, stört doch auch nur dich, dabei musst du ja nichtmal was leisten wie andere Leute, die mit ihren psychischen Krankheiten immer arbeiten gehen. Sei doch froh, dass dein Körper immer noch mitmacht und nichts Schlimmeres hat, mit dem bißchen Diabetes und den paar ollen Knochen musst du echt nicht so rumjammern. Ja, okay, toll ist dein Leben nicht mehr so richtig, aber was hast du denn erwartet? Einen Rosengarten auf dem Ponyhof, sowas gibt es nicht. Jedenfalls schon gar nicht für dich, da musst du dich schon mehr anstrengen.
Und dann bin ich halt wieder still und mach den Scheiss irgendwie weiter.
(Manchmal denke ich: ich hab Angst davor, dass es mir wieder gut geht bzw. dass die Depression verschwindet. Weil ich dann keine Entschuldigung mehr habe für alles, was ich nicht auf die Reihe kriege.)
Hilft es, wenn ich sage, dass ich das auch kenne und ‚habe‘? Vielleicht müssten wir uns diesen Stimmen mal stellen? (Also, äh, ich …) Bloß wie? Sie lügen nämlich. Weil sich Leid nicht messen und vergleichen lässt.
((( )))
Nein. Ja. Du weißt … <3