Fest und durch geschlafen bis zur üblichen Zeit zwischen halb acht und acht, wenn die Blase sich aus gutem Grund in die Träume schleicht. Danach ganz gemütlich wieder ins warme Bett zurück, weil es Freitag ist und nichts drängt und zwingt und drückt und ich aufstehen darf, wann immer ich will und der Schlafakku aufgefüllt ist.
Den Energieakku füllt dann etwas, was ich neulich schonmal erwähnte und was ich einfach unendlich liebe: mich mit Kaffee und irgendwann später auch mit Frühstück an den PC zu setzen und mich treiben zu lassen von Tweet zu Tweet zu Blog zu Artikel und zurück zu Tweet. Hier was anlesen, da weiterstöbern, dort was nachschlagen … Mich füttern mit Worten, Gedanken, Bildern und Wissen. Das funktioniert auch mit Musik und manchmal mit Fotos, aber das Geschriebene ist am schönsten.
Und über allem heute eine himmlische Ruhe. Nicht nur, weil ich bei diesem Hamburger Wetter (15°, graue Wolken, frischer Wind und Nieselregen) die Balkontür zu habe, sondern auch, weil die Obernachbarn für ein paar Tage weg sind. Wie unendlich gut das tut.
Was die Therapiestunde gestern so gut gemacht hat, war die Erkenntnis über diese relativ neue Gelassenheit gegenüber der Depression und ihren Auswirkungen auf meinen Alltag.
Ich weiß, dass mein Leben ein Pendeln zwischen Hochs und Tiefs ist und immer wieder sein wird. Dass ich mir immer wieder die Knie aufschürfen werde beim Fallen. Dass es offene Baustellen gibt, die vielleicht nicht geschlossen werden können. Aber irgendwie ist das in Ordnung, weil es eben mein Leben ist, weil ich das bin. Ich will keinen ebenen Weg ohne Hindernisse: das ist mir zu langweilig. Ich will ja auf Umwegen denken und fühlen und bis ins tiefe Innere gehen, Dinge hinterfragen und mich auch - und ich will meine Sensibilität nicht abgeben, auch wenn sie manches anstrengend macht. Ohne das wäre das nicht ich. Und irgendwie ist es ja doch nicht soo schlecht, was und wie ich bin. Eigentlich. Vielleicht.
Jedenfalls ist das alles grade nicht ganz so erdrückend und schwer wie sonst oft und wenn ich das mal eine Weile behalten könnte, wäre es echt schön.

Gesehen: eine Reportage im NDR über Sylt im Cornabedingten Lockdown.
Spannende Einblicke in eine Welt ohne Tourismus: wenn die Insel plötzlich nur den Insulaner:innen gehört, wenn die Tiere schon nach ein paar Tagen Räume besetzen, die sie aufgrund der vielen Menschen sonst gemieden haben, wenn statt den Massen nun fast niemand mehr am Strand ist. Und so sehr ich mitleide mit all denen, die Jobs und Einkünfte verloren haben und die sich schwer taten mit den Einschränkungen, so sehr beneide ich die Einwohner:innen um dieses Erlebnis, eine ganze Insel nur für sich zu haben. Wie gerne hätte ich das in echt erlebt.
Passend dazu das Internet-Tagebuch der Autorin Susanne Matthiessen, in dem sie auf ihrer Facebookseite über “Sylt im Ausnahmezustand” berichtet.
Das klingt herrlich befreit. Sehr schön! ☀️
Ich freue mich sehr für dich mit über diese Zufrieden- und Gelassenheit 😘