Wie hab ich das früher ausgehalten, regelmäßig mit so vielen Menschen zusammen zu sein, zu reden, mit ihnen zu arbeiten, mich auf sie zu konzentrieren? Ob in dem einen oder dem anderen Job: jeden Tag gab es Kontakt mit Schüler:innen, Kolleg:innen oder Kund:innen. mal intensiv und mal nebenbei. Dazu die schulpolitische Arbeit und dann noch Freund:innen, die dann aber oft genug hintenan standen, weil alles andere doch zuviel war. Aber es gab sie, all diese sozialen Interaktionen, ohne Nachzudenken, sie waren einfach da. Selbst später in den Fortbildungen, schon mit der Depression: es war nicht mehr so einfach, aber es funktionierte. Ich funktionierte. Das ist heute unvorstellbar geworden.
Die vergangene Woche war übervoll mit Aktion und Menschen. Am Dienstag das Einzelgespräch mit meiner Bezugsfrau im HilfeDings (zum Glück angesichts des Kalenders als Telefonat und nicht live), später am Nachmittag das monatliche Therapiegespräch. Am Mittwoch wie üblich die Gruppe (die für mich sehr anstrengend war wegen eines bestimmten Themas, das sich weiterhin durch meinen Kopf dreht), danach wühlte ich mich im Einkaufszentrum auf der Suche nach Winterschuhen durch Menschenmassen (leider vergeblich). Als Krönung dann am Donnerstag die Weihnachtsfeier beim HilfeDings mit ca. 50 Menschen. Die verteilten sich zwar ganz gut in dem großen Aufenthaltsbereich und auf kleine 4er Tische, aber sie waren da und man sprach miteinander und hörte sich und es war sehr unruhig und voll und ich war einfach froh, als ich abends zu Hause war. Dazwischen saß ich von Termin zu Termin in Bahn&Bus, die oft wegen Verspätungen und Ausfällen voll mit genervten Menschen waren. Gestern musste ich dann noch den Wocheneinkauf erledigen und jetzt ist mir schwindelig und ich bin unendlich müde und eigentlich wär mir jetzt nach einer Woche allein im Schneckenhaus. Nicht mehr reden, auch nicht schreiben, einfach zurück ziehen und unsichtbar sein.
Wie hab ich das früher geschafft? Wieviel mehr Energie hatte ich da nur zur Verfügung? Ich fühle mich wie eine ausgelaufene Batterie, die einfach nie mehr voll aufgefüllt werden kann. Selbst nach Erholungszeiten bleibt sie bei 50% stehen, mehr geht nicht mehr.
Sind das die Aussichten für den Rest meines Lebens?