(Puh, ist das staubig hier.)
Nein, so richtig viel besser ist es nicht geworden seit letzter Woche. Eigentlich eher das Gegenteil: im Moment bin ich die meiste Zeit von irgendwas genervt *) und dann bin ich genervt davon, dass ich genervt bin und so schlechte Laune habe und nicht raus komme aus der Stimmung und mich erst recht von allem und allen zurück ziehe, was aber ja auch überhaupt nicht hilft.
*) Weil das Wetter so furchtbar ist. Weil, wenn es doch mal gut ist, halb Hamburg an den schönen Plätzen unterwegs ist. Weil von denen kaum jemand MNS trägt. Weil die Obernachbarn so laut sind. Weil die Webseite nicht so wird, wie ich sie vor Augen habe. Weil mein PC nicht mehr in der Lage ist, zwei große Programme nebeneinander auszuführen und nur noch hängt und hängt und hängt. Weil ich kein Geld für einen neuen hab. Weil ich endlich Klamotten bestellen will und dann sind die Jeans ausverkauft. Weil ich es nicht schaffe, an meine Listen zu gehen. Weil ich mich bei anderen über Dinge ärgere, die eigentlich meine eigenen sind und ich es innerlich nicht getrennt kriege. Weil ich es als letzte erfahre, dass ich einen neuen Großneffen habe. Weil ich keine passende Musik finde, um meine Laune zu verbessern. Weil der Körper einfach nicht mehr mitmacht. Weil das Jammern darüber nichts ändert. Weil ich immer und ewig alleine bin.
Nach den vergangenen Jahren mit Depression und sozialer Störung hätte ich nicht gedacht, dass ich das jemals sagen würde, aber: mir fehlen Menschen. Solche zum Anfassen, also in meinem Offline-Leben. Vertraute Menschen zum Reden, Lachen, was unternehmen, einfach zusammen sein.
Ich bin froh und dankbar für meine Online-Menschen, ohne die ich vieles nicht geschafft hätte, aber bis auf ganz wenige Ausnahmen sind diese Kontakte locker, sporadisch, wenig kommunikativ, oft einseitig. Das reicht einfach nicht. Vor allem nicht in solchen Zeiten wie jetzt grade, wenn ich eher zurückhaltend bin und nicht viel schreiben mag. Dann sitze ich einsam vor meiner Twitter-Timeline und weiß gar nicht, was ich da soll. Es sieht mich ja niemand, es weiß niemand, wie es mir geht, es fragt auch niemand — und andersrum ist es ja genauso.
Mit Schrecken wurde mir vorhin bewußt, dass ich schon lange - also nicht erst seit Corona - immer nur die gleiche Handvoll Menschen regelmäßig sehe. Abgesehen von den “Nebenfiguren” wie VerkäuferInnen in den Supermärkten, NachbarInnen und ÄrztInnen sind das nur die Tochter mit Anhang, die Therapeutin und die Hilfebegleitung. Keine gleichaltrigen, gleichgesinnten FreundInnen und schon gar keinen Partner. Da ist nichts, niemand, nada, niente. Und manchmal macht mich das unendlich traurig.
Die Therapeutin erinnerte mich in der letzten Stunde daran, dass ich mal davon sprach, mir einen neuen Chor zu suchen. Wie doof, dass wir grade das Coronadingens haben. Das ist wirklich die blödeste Zeit, sich einsam zu fühlen. Vielleicht sollte ich mir wieder einen Hamster zulegen.