14-03-2021 Sonntag

(Puh, ist das stau­big hier.)

Nein, so rich­tig viel bes­ser ist es nicht gewor­den seit letz­ter Woche. Eigent­lich eher das Gegen­teil: im Moment bin ich die meiste Zeit von irgend­was genervt *) und dann bin ich genervt davon, dass ich genervt bin und so schlechte Laune habe und nicht raus komme aus der Stim­mung und mich erst recht von allem und allen zurück ziehe, was aber ja auch über­haupt nicht hilft.

*) Weil das Wet­ter so furcht­bar ist. Weil, wenn es doch mal gut ist, halb Ham­burg an den schö­nen Plät­zen unter­wegs ist. Weil von denen kaum jemand MNS trägt. Weil die Ober­nach­barn so laut sind. Weil die Web­seite nicht so wird, wie ich sie vor Augen habe. Weil mein PC nicht mehr in der Lage ist, zwei große Pro­gramme neben­ein­an­der aus­zu­füh­ren und nur noch hängt und hängt und hängt. Weil ich kein Geld für einen neuen hab. Weil ich end­lich Kla­mot­ten bestel­len will und dann sind die Jeans aus­ver­kauft. Weil ich es nicht schaffe, an meine Lis­ten zu gehen. Weil ich mich bei ande­ren über Dinge ärgere, die eigent­lich meine eige­nen sind und ich es inner­lich nicht getrennt kriege. Weil ich es als letzte erfahre, dass ich einen neuen Groß­nef­fen habe. Weil ich keine pas­sende Musik finde, um meine Laune zu ver­bes­sern. Weil der Kör­per ein­fach nicht mehr mit­macht. Weil das Jam­mern dar­über nichts ändert. Weil ich immer und ewig alleine bin.


Nach den ver­gan­ge­nen Jah­ren mit Depres­sion und sozia­ler Stö­rung hätte ich nicht gedacht, dass ich das jemals sagen würde, aber: mir feh­len Men­schen. Sol­che zum Anfas­sen, also in mei­nem Off­line-Leben. Ver­traute Men­schen zum Reden, Lachen, was unter­neh­men, ein­fach zusam­men sein.
Ich bin froh und dank­bar für meine Online-Men­schen, ohne die ich vie­les nicht geschafft hätte, aber bis auf ganz wenige Aus­nah­men sind diese Kon­takte locker, spo­ra­disch, wenig kom­mu­ni­ka­tiv, oft ein­sei­tig. Das reicht ein­fach nicht. Vor allem nicht in sol­chen Zei­ten wie jetzt grade, wenn ich eher zurück­hal­tend bin und nicht viel schrei­ben mag. Dann sitze ich ein­sam vor mei­ner Twit­ter-Time­line und weiß gar nicht, was ich da soll. Es sieht mich ja nie­mand, es weiß nie­mand, wie es mir geht, es fragt auch nie­mand — und anders­rum ist es ja genauso.

Mit Schre­cken wurde mir vor­hin bewußt, dass ich schon lange - also nicht erst seit Corona - immer nur die glei­che Hand­voll Men­schen regel­mä­ßig sehe. Abge­se­hen von den “Neben­fi­gu­ren” wie Ver­käu­fe­rIn­nen in den Super­märk­ten, Nach­ba­rIn­nen und Ärz­tIn­nen sind das nur die Toch­ter mit Anhang, die The­ra­peu­tin und die Hil­fe­be­glei­tung. Keine gleich­alt­ri­gen, gleich­ge­sinn­ten Freun­dIn­nen und schon gar kei­nen Part­ner. Da ist nichts, nie­mand, nada, niente. Und manch­mal macht mich das unend­lich traurig.

Die The­ra­peu­tin erin­nerte mich in der letz­ten Stunde daran, dass ich mal davon sprach, mir einen neuen Chor zu suchen. Wie doof, dass wir grade das Coro­na­din­gens haben. Das ist wirk­lich die blö­deste Zeit, sich ein­sam zu füh­len. Viel­leicht sollte ich mir wie­der einen Hams­ter zulegen.