Schlafen, widerwillig aufwachen, irgendwann doch aufstehen, meistens duschen, manchmal auch nicht, weil egal. Zwei Brötchen in den Ofen, Kaffeewasser und Milch aufsetzen, Frühstückstablett richten. Computer anschalten, anziehen, Bett machen. Wenn nötig, eine Maschine mit Wäsche anstellen. Frühstücken und dabei das Internet nach Unterhaltung durchsuchen. Lange sitzen bleiben und lesen, querbeet, dies & das, hier & dort, nur nicht aufhören, weil dahinter die Wirklichkeit lauert. Frühstück abräumen, die 4 Teile abwaschen (Kaffeekanne, Milchtopf, Teller, Messer), der Becher mit dem inzwischen kalten Kaffee bleibt noch stehen und lockt mich zurück an den Schreibtisch. Weiter stöbern, vielleicht (je nach Wochentag) für Mastodon ein Themenfoto bearbeiten, vielleicht ein oder zwei Sätze schreiben oder einen Kommentar und alles wieder löschen, weil wen interessiert das schon. Rumdaddeln, die Pflichten weiter schieben, zwischendurch mal aufstehen und auf den Balkon gehen, an den Ergometer denken, der da hinter mir steht und sich so prima ignorieren lässt, wieder hinsetzen, irgendwas machen, was genauso unwichtig ist wie alles andere. Später: in die Küche gehen, Essen kochen, mich dabei mit den Stimmen im Hinterkopf zum Thema auseinandersetzen, mich je nachdem gut oder schlecht fühlen. Küche aufräumen, dann essen, dabei irgendwas unwichtiges, belangloses im PC-TV gucken. Abwaschen, fertig aufräumen, weiter gucken. Zwischendurch Chat mit der Freundin und Social Media. Vielleicht ein oder zwei Sätze schreiben oder einen Kommentar und alles wieder löschen, weil wen interessiert das schon. Suchen, was ich weiter gucken kann. Oder für eine kleine Siesta aufs Sofa. Danach wieder in die Küche gehen und suchen, was ich essen kann ohne schlechtes Gefühl. (Warum hab ich eigentlich dauernd Hunger, obwohl ich doch nichts tue?) Essen, abwaschen, Küche aufräumen, noch eine Folge irgendwas gucken und nochmal eine und dann noch ein paar kleine Daddelspielchen spielen, bis ich endlich richtig müde bin und ins Bett kann. Irgendwann einschlafen, träumen, widerwillig aufwachen und den gestrigen Tag wiederholen.
So sieht es aus, wenn ich keine Termine habe. Ich hatte am Dienstag letzter Woche den letzten Termin und war seitdem nicht draußen und hab nur einmal kurz mit einem anderen Menschen gesprochen. Ah, nee, stimmt nicht, da war ja noch der Paketbote am Mittwoch, bei dem ich mich bedankt hab. Ich würde gerne mit jemandem reden, aber ich hab ja nichts zu sagen es ist einfach nicht wichtig, was ich zu sagen hätte. Und eigentlich ist mir der Aufwand mit anderen Menschen auch viel zu viel. Sich verabreden, einen Termin finden, irgendwohin fahren, die Stimmung bis dahin nicht verlieren oder aufpolieren … Schon der Gedanke macht mich müde. “Sie haben so viel zu sagen und zu geben!” sagt Frau R. vom Hilfe-Dings immer wieder zu mir. Tja, mag schon sein, aber will das denn jemand hören?
Es ist alles unwichtig. Ob ich lese oder schreibe oder nichts mache: egal. Ob ich aufstehe oder den ganzen Tag schlafe: egal. Ob ich esse oder nicht, ob ich mich gut fühle oder schlecht: egal. Dass ich hier rumjammer, ist auch unwichtig. Das blöde ist nur, dass wenn ich jemandem vielleicht mal wichtig bin und der:die mir das sagt, glaub ich es entweder nicht oder es ist mir zu viel. Ich will nicht, dass jemand was für mich tut. Dass jemand will, dass es mir gut geht. Und ja, ich weiß, dass ich mir selbst andauernd widerspreche. Dass sich meine Bedürfnisse widersprechen. Ich muss seit 40 Jahren für mich selbst sorgen, ich kann nicht damit umgehen, wenn das jemand anders versucht, auch wenn ich es mir eigentlich sehnlich wünsche. Und dann zieh ich mich eben wieder zurück, weil ich das am besten kenne.
Je weniger ich rede/schreibe, desto stiller werde ich. Je stiller ich werde, desto unwichtiger fühle ich mich. Je unwichtiger ich mich fühle, desto mehr zieh ich mich zurück, werde nicht gesehen, rede/schreibe nicht. Versinke im täglichen Einerlei. Dabei hab ich durchaus Ideen, Pläne, Dinge zu tun! Ich schaff es nur nicht, dran zu bleiben und dann wird alles irgendwann wieder unwichtig und egal. Und dann heißt es wieder “… und täglich grüßt das Einerlei”.