12-11-2023 Und täglich grüßt das Einerlei

Schla­fen, wider­wil­lig auf­wa­chen, irgend­wann doch auf­ste­hen, meis­tens duschen, manch­mal auch nicht, weil egal. Zwei Bröt­chen in den Ofen, Kaf­fee­was­ser und Milch auf­set­zen, Früh­stücks­ta­blett rich­ten. Com­pu­ter anschal­ten, anzie­hen, Bett machen. Wenn nötig, eine Maschine mit Wäsche anstel­len. Früh­stü­cken und dabei das Inter­net nach Unter­hal­tung durch­su­chen. Lange sit­zen blei­ben und lesen, quer­beet, dies & das, hier & dort, nur nicht auf­hö­ren, weil dahin­ter die Wirk­lich­keit lau­ert. Früh­stück abräu­men, die 4 Teile abwa­schen (Kaf­fee­kanne, Milch­topf, Tel­ler, Mes­ser), der Becher mit dem inzwi­schen kal­ten Kaf­fee bleibt noch ste­hen und lockt mich zurück an den Schreib­tisch. Wei­ter stö­bern, viel­leicht (je nach Wochen­tag) für Mast­o­don ein The­men­foto bear­bei­ten, viel­leicht ein oder zwei Sätze schrei­ben oder einen Kom­men­tar und alles wie­der löschen, weil wen inter­es­siert das schon. Rum­dad­deln, die Pflich­ten wei­ter schie­ben, zwi­schen­durch mal auf­ste­hen und auf den Bal­kon gehen, an den Ergo­me­ter den­ken, der da hin­ter mir steht und sich so prima igno­rie­ren lässt, wie­der hin­set­zen, irgend­was machen, was genauso unwich­tig ist wie alles andere. Spä­ter: in die Küche gehen, Essen kochen, mich dabei mit den Stim­men im Hin­ter­kopf zum Thema aus­ein­an­der­set­zen, mich je nach­dem gut oder schlecht füh­len. Küche auf­räu­men, dann essen, dabei irgend­was unwich­ti­ges, belang­lo­ses im PC-TV gucken. Abwa­schen, fer­tig auf­räu­men, wei­ter gucken. Zwi­schen­durch Chat mit der Freun­din und Social Media. Viel­leicht ein oder zwei Sätze schrei­ben oder einen Kom­men­tar und alles wie­der löschen, weil wen inter­es­siert das schon. Suchen, was ich wei­ter gucken kann. Oder für eine kleine Siesta aufs Sofa. Danach wie­der in die Küche gehen und suchen, was ich essen kann ohne schlech­tes Gefühl. (Warum hab ich eigent­lich dau­ernd Hun­ger, obwohl ich doch nichts tue?) Essen, abwa­schen, Küche auf­räu­men, noch eine Folge irgend­was gucken und noch­mal eine und dann noch ein paar kleine Dad­del­spiel­chen spie­len, bis ich end­lich rich­tig müde bin und ins Bett kann. Irgend­wann ein­schla­fen, träu­men, wider­wil­lig auf­wa­chen und den gest­ri­gen Tag wiederholen.

So sieht es aus, wenn ich keine Ter­mine habe. Ich hatte am Diens­tag letz­ter Woche den letz­ten Ter­min und war seit­dem nicht drau­ßen und hab nur ein­mal kurz mit einem ande­ren Men­schen gespro­chen. Ah, nee, stimmt nicht, da war ja noch der Paket­bote am Mitt­woch, bei dem ich mich bedankt hab. Ich würde gerne mit jeman­dem reden, aber ich hab ja nichts zu sagen es ist ein­fach nicht wich­tig, was ich zu sagen hätte. Und eigent­lich ist mir der Auf­wand mit ande­ren Men­schen auch viel zu viel. Sich ver­ab­re­den, einen Ter­min fin­den, irgend­wo­hin fah­ren, die Stim­mung bis dahin nicht ver­lie­ren oder auf­po­lie­ren … Schon der Gedanke macht mich müde. “Sie haben so viel zu sagen und zu geben!” sagt Frau R. vom Hilfe-Dings immer wie­der zu mir. Tja, mag schon sein, aber will das denn jemand hören?

Es ist alles unwich­tig. Ob ich lese oder schreibe oder nichts mache: egal. Ob ich auf­stehe oder den gan­zen Tag schlafe: egal. Ob ich esse oder nicht, ob ich mich gut fühle oder schlecht: egal. Dass ich hier rum­jam­mer, ist auch unwich­tig. Das blöde ist nur, dass wenn ich jeman­dem viel­leicht mal wich­tig bin und der:die mir das sagt, glaub ich es ent­we­der nicht oder es ist mir zu viel. Ich will nicht, dass jemand was für mich tut. Dass jemand will, dass es mir gut geht. Und ja, ich weiß, dass ich mir selbst andau­ernd wider­spre­che. Dass sich meine Bedürf­nisse wider­spre­chen. Ich muss seit 40 Jah­ren für mich selbst sor­gen, ich kann nicht damit umge­hen, wenn das jemand anders ver­sucht, auch wenn ich es mir eigent­lich sehn­lich wün­sche. Und dann zieh ich mich eben wie­der zurück, weil ich das am bes­ten kenne.

Je weni­ger ich rede/schreibe, desto stil­ler werde ich. Je stil­ler ich werde, desto unwich­ti­ger fühle ich mich. Je unwich­ti­ger ich mich fühle, desto mehr zieh ich mich zurück, werde nicht gese­hen, rede/schreibe nicht. Ver­sinke im täg­li­chen Einer­lei. Dabei hab ich durch­aus Ideen, Pläne, Dinge zu tun! Ich schaff es nur nicht, dran zu blei­ben und dann wird alles irgend­wann wie­der unwich­tig und egal. Und dann heißt es wie­der “… und täg­lich grüßt das Einerlei”.