Immer wieder blicke ich zurück in die Vergangenheit und denke “ach guck, damals ging das noch viel leichter” oder “da tat das noch nicht weh, wie schön das war” und natürlich “das ist doch noch gar nicht lange her” und dann merke ich, dass doch schon Jahre vergangen sind und ich weiß gar nicht wie und womit. Ich mach doch kaum noch was, wie kann die Zeit so verfliegen, wenn sich auf der anderen Seite so viele Tage endlos hinziehen?
Gefühlt kann ich jedes Jahr weniger tun, schaffen, erreichen. Die Kraft lässt so furchtbar und deutlich nach, dauernd will ich mich hinsetzen und ausruhen oder noch lieber schlafen. Nein, eigentlich will nicht ich das, sondern mein Körper. Ich im Kopf würde so gerne raus gehen und die Natur erleben oder endlich mit der Kamera alle Hotspots austesten, die ich auf meiner Karte markiert hab. Ich möchte Sachen er-schaffen, schöne Webseiten basteln, bunte Socken stricken, Blumensamen wild in die Gegend streuen. Oder Katzen streicheln und trösten im Tierheim. Wie soll ich das machen mit einem Körper, der nach 10 Minuten staubsaugen oder 500 Metern Fußweg nach einer Pause ruft? Mit einem müden Kopf, der sich nur kurz konzentrieren kann und dann die Augen zufallen lässt?
Aber da sind Dinge zu tun, die nimmt mir niemand ab, die muss ich selbst erledigen.
Also gab es einen Besuch beim Optiker und gibt es Anfang nächster Woche eine neue Brille, die ich einfach gegen die nicht passende tauschen konnte und für die ich von der Krankenkasse einen großen Teil des Geldes zurück bekomme.
Und es gibt eine Einweisung der Hausärztin, die ich endlich an die Psychoklinik geschickt habe, die sich bereits am nächsten Tag zurück gemeldet hat mit der Ankündigung eines Vorgesprächs per Telefon innerhalb der nächsten zwei Wochen.
Es gab auch am vergangenen Montagmorgen wieder einmal eine Impfung gegen Corona, die pünktlich 12 Stunden später die bekannten Nebenwirkungen (Fieber, Gliederschmerzen, Schnupfen, Husten) entwickelte und mich für 3 Tage ins Bett zwang, wovon ich die Hälfte schlafend verbrachte und überhaupt nichts mehr weiß.
Leider gibt es auch Zahnschmerzen (no comment, please!) und seit gestern einen sehr seltsam eingeklemmten Nerv irgendwo (vermute ich jedenfalls), der immer wieder aus heiterem Himmel sowas wie ein elektrisches Signal an immer die gleiche Stelle an meiner rechten Fußsohle schickt. Sehr unangenehm und auch schmerzhaft, etwas ähnliches hab ich noch nie erlebt. Die Frage ist, ob ich damit zum Neurologen oder zum Orthopäden gehen sollte - also, falls ich mich überhaupt entschließen sollte, einen Arzt aufzusuchen deswegen oder doch lieber einfach abwarte, dass es von selbst weg geht.
Und natürlich gibt es weitere Punkte auf der abzuarbeitenden Liste, die sich scheinbar von alleine verlängert und einfach nie aufhört. Eins nach dem anderen, immer ist was zu tun, zu überwinden, zu erledigen, zu regeln. Und es dauert ewig, weil ich keine Kraft habe, mehr als eine Sache auf einmal zu tun.
Ich weiß: Schritt für Schritt und ein Fuß nach dem anderen, anders geht es nicht, auch wenn es mir nicht gefällt. Ich weiß es doch.