13-04-2024

Heute mor­gen bin ich mal wie­der mit einem stei­fen und schmer­zen­den Knie auf­ge­wacht. Ich dachte, ich hätte es nach der letz­ten lan­gen Peri­ode im Griff und es wäre jetzt erst­mal wie­der gut. Aber wenn ich nicht dau­er­haft irgend­was Rich­tung Sport oder wenigs­tens Bewe­gung mache, ist da gar nichts gut. Die Arthrose wird nicht mehr weg gehen, ich kann nur ver­su­chen, die Aus­brei­tung zu ver­lang­sa­men und die Schmer­zen zu lin­dern. Und ich weiß: alles, was jetzt neu oder erneut an kör­per­li­chen Beschwer­den kommt, wird nicht wie­der weg­ge­hen. Ich werde damit irgend­wie leben müssen.

Als ich mich wie­der ins Bett kuschelte (es war noch reich­lich früh heute mor­gen), kam mir wie so oft mein Man­tra der letz­ten ein, zwei Jahre in den Sinn: “Ich muss ja nichts”. Ich hab ein stei­fes Knie und kann nicht gut lau­fen - aber ich muss ja nicht. Immer noch ist mir schnell alles zu viel und mehr als zwei Ter­mine am Tag stres­sen mich - aber ich muss ja nichts. Ich kann mich ein­fach wie­der umdre­hen und bis Mit­tag im Bett blei­ben - ich muss ja nichts.
Aber was ist das für ein Leben, wenn da nichts ist, was ich muss? Ich meine nicht den Stress von frü­her, den Spa­gat zwi­schen Arbeit und Kind, die vie­len Über­stun­den im Büro, das Geld­ver­die­nen als Allein­er­zie­hende, das Gerecht­wer­den der eige­nen Ansprü­che und denen von ande­ren usw. Es ist gut, dass das vor­bei ist. Aber so gar nichts? Wie lange kann das funk­tio­nie­ren? Wie lange kann ich ohne wirk­li­chen Sinn leben? Und wie lange geht das, wenn der Kör­per nicht mehr mit­macht? Ich kann nicht die nächs­ten (die letz­ten!) zehn, zwan­zig Jahre damit ver­brin­gen, nur in der Woh­nung zu sit­zen, zu lesen, Musik zu hören, irgend­wel­che Spiel­chen zu dad­deln, nach­zu­den­ken und mei­ner Fami­lie zur Last zu fal­len. So große Angst ich auch habe vor dem Tod und dem Ster­ben: das wäre kein Leben für mich. 

Was also kann ich vor­beu­gend tun? Ich wäre gerne aktiv, aber Akti­vi­tät stresst mich. Ich hätte gerne Ver­bind­lich­keit, kann sie selbst aber nicht leis­ten. Ich wäre gerne mit ande­ren Men­schen zusam­men, aber ich mag viele Men­schen nicht und fühle mich unwohl, wenn es zu viele sind.
Ich möchte so gerne irgend­was und hab so viele Bedenken.

Die Depres­sion hat mich so weit aus mei­nem alten Leben gewor­fen. Zwar hab ich mich mehr oder weni­ger befreit von ihr, aber ich finde kei­nen neuen Weg, der mir wirk­lich passt. Und inzwi­schen bin ich so ein­ge­schränkt, dass zu vie­les gar nicht mehr mög­lich ist. Ich weiß grade nicht, wie und wohin es geht.

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Vor kur­zem gele­sen und für pas­send gefunden:

Wenn ich nur darf, wenn ich soll, aber nie kann, wenn ich will, dann mag ich auch nicht, wenn ich muss. Wenn ich aber darf, wenn ich will, dann mag ich auch, wenn ich soll, und dann kann ich auch, wenn ich muss.
Denn schließ­lich ist es doch so: Die kön­nen sol­len, müs­sen auch wol­len dürfen.

(Dr. Heinz Schirp, Pro­fes­sor für Neu­ro­wis­sen­schaf­ten und Lernen)

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