14-10-2022

(Mir fal­len grade keine Titel für die Bei­träge ein.)

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Mein Rad ist heil! Ich bin wie­der Mensch, bin wie­der mobil. In den knapp zwei Wochen ohne hab ich gemerkt, wie sehr ich auf das Rad ange­wie­sen bin - und wie gut, dass ich eins hab und kör­per­lich in der Lage bin, damit zu fah­ren. Aller­dings brauchte es noch einen Rat von außen und einen Anschubs an den lie­ben Nach­barn, bis es soweit war.

Ich hatte am Mon­tag bei Twit­ter mal so in die Runde gefragt, ab wann es wohl okay sei, etwas genervt zu sein, wenn jemand sagt, er hilft mir mor­gen und 3 Tage spä­ter ist immer noch nichts pas­siert. Kai schrieb mir dar­auf­hin einen Satz, den ich dem Nach­barn schrei­ben könnte, der war abso­lut per­fekt: “Meinst du, dass du bis mor­gen früh dazu kommst, damit ich am Mit­tag zu xyz fah­ren kann? Ich muss gerade pla­nen, wie ich hin­komme.” So schlicht, so freund­lich, so unauf­dring­lich und doch kon­kret. Warum komm ich auf sowas nicht? Warum warte ich immer wie­der so lange, bis ich genervt bin und über­haupt nicht mehr freund­lich und gelas­sen nach­fra­gen kann?
Ich hab den Satz etwas aus­ge­schmückt dann an den Nach­barn per SMS geschickt, lei­der wei­ter­hin ohne Reak­tion. Inzwi­schen weiß ich, dass er weder SMS noch irgend­ei­nen Mes­sen­ger nutzt, aber wenigs­tens ist die Tele­fon­num­mer aktu­ell. Jeden­falls bin ich dann vor­ges­tern (also 5 Tage nach dem ers­ten Mal fra­gen) noch­mal zu ihm hoch, da wollte er sich grade zum Mit­tags­schlaf hin­le­gen: ob es in 2 Stun­den okay wäre. Sag ich ihm: gut, dann schieb ich in der Zwi­schen­zeit das Rad zu Aldi, mein Kühl­schrank ist leer. Da meint er: nee, komm, dann mach ich es jetzt gleich. (Und ich in Gedan­ken: na guck mal, geht doch.) Er hat dann eine halbe Stunde gewer­kelt vorm Haus, ich saß auf der Treppe dane­ben und wir haben gequatscht, das war auch schön.

Was lerne ich dar­aus: Ich muss nicht aus­hal­ten, dass etwas nicht funk­tio­niert, nur weil ich es nicht alleine hin­be­komme. Ich darf Men­schen um Hilfe bit­ten, wenn ich etwas nicht alleine kann. Ich muss dann aber auch nicht ewig und still abwar­ten, bis diese Hilfe auch kommt, son­dern darf freund­lich nach­fra­gen. Nicht nur ich brau­che manch­mal einen Anschubs zu etwas, was nicht groß und nicht schlimm ist.

Und noch­mal, ganz groß, zum mer­ken: ICH MUSS NICHT AUSHALTEN.

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Mit dem Schwung von Mitt­woch und dem hei­len Rad bin ich dann ges­tern an den nächs­ten Punkt auf der Liste gegan­gen. Seit die Dia­be­tes- und die Haus­ärz­tin im Som­mer die erhöh­ten Leber­fett- und Cho­le­ste­rin­werte ermit­telt und mir ein neues Medi­ka­ment ver­schrie­ben hat­ten, war ich immer wie­der in Panik. Meine Mut­ter hatte das ja auch und auch Dia­be­tes Typ II und das Über­ge­wicht und dann die Schlag­an­fälle und bestimmt werde ich das auch bekom­men und daran ster­ben, wenn ich nicht auf­passe und sofort alles Gewicht ver­liere und über­haupt stol­pert da nicht grade das Herz ganz komisch und der Kreis­lauf ist auch schon wie­der im Kel­ler und HILFE!! Aber anstatt mal zur HÄ zu gehen und nach­zu­fra­gen, hab ich es aus­ge­hal­ten. Die war ja auch immer so im Stress in der letz­ten Zeit und hatte gar keine Ruhe, da muss ich doch nicht mit so ein­ge­bil­de­tem unwich­ti­gen Zeug ankom­men, so wich­tig ist das ja nicht.
Ähm, doch, ist es. (Aber ich kann ja auch trotz­dem noch war­ten, bis meine Medis alle sind und ich sowieso hin muss.)

Jeden­falls war ich ges­tern da (genau: weil ich ein neues Rezept brauchte) und bat darum, die Ergeb­nisse der Blut­un­ter­su­chung als Aus­druck und vor allem erklärt zu bekom­men, damit ich das mal in Rela­tion set­zen kann, wie ernst und gefähr­lich es ist. Als ers­tes sagte sie, dass es über­haupt kei­nen Grund für Panik gäbe, auch wenn die Werte nicht so gut seien. Dann nahm sie mir noch­mal Blut ab, damit es ganz aktu­elle Ergeb­nisse gibt und die kann ich mir nun am Mon­tag abho­len und ich merke sofort, wie gut es ist, dass ich das ange­spro­chen habe.
Außer­dem ist sie der glei­chen Mei­nung wie die Dia-Ärz­tin, dass ich mich nicht so sehr an mei­nem (Über-) Gewicht fest­hal­ten, son­dern vor allem auf gesunde Ernäh­rung und Bewe­gung ach­ten soll, aber alles bitte in mei­nem Tempo und ohne Stress und das macht mich grade wirk­lich froh und nimmt sehr viel Anspan­nung. Dass die Waage heute mor­gen ein wei­te­res Kilo weni­ger anzeigte, war aber sicher nur Zufall *ggg*.

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Seit letz­tem Jahr lau­tete mein Man­tra “Ich muss ja nix”. Ich werde das jetzt ändern in “Ich muss nicht aushalten”.

2 Kommentare

  1. Als ich noch super­spi­ri­tu­ell war, lernte ich, dass Man­tren und Affir­ma­tio­nen keine Nega­tio­nen ent­hal­ten soll­ten. (Den Grund dazu hab ich vergessen.)
    Also „Ich darf alles“ ( statt „ich muss nix“) etc. 

    Kannste aber gleich wie­der ver­ges­sen, wenn das bei dir nicht resoniert.

    Ich freue mich, dass wir uns wei­ter­ent­wi­ckeln kön­nen. Und ver­mut­lich gibt es heute auch bes­sere Medi­ka­mente als damals bei dei­ner Mutter?
    Heißt: Du musst ihre letz­ten Jahre nicht wie­der­ho­len. Du lebst ein ande­res, dein eige­nes Leben. (Sag ich auch gleich zu mir selbst.)

    1. Ich bin ja nicht spi­ri­tu­ell im Sinne von gläu­big (an was auch immer). Das, was ich “Man­tra” nenne, ist mehr Auf­gabe als Glau­bens­satz, von daher ist mir das rela­tiv egal mit der Negie­rung. Vor allem trifft das “ich darf alles” nicht den Kern, weil es da einen gehö­ri­gen Unter­schied gibt zum “ich muss nix”.

      Und zum zwei­ten: in der Theo­rie weiß ich das ja. Das inter­es­siert die Panik nur nicht.

      <3

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