Schon wieder fast eine Woche nur gedacht, aber nicht geschrieben. Wie war das mit dem Tagebuchbloggen?
Passend dazu, was ich neulich fand:
Wie es mir geht
Das ist leichter geseufzt
als beschrieben.
(Mascha Kaléko, aus “Sei klug und halte dich an Wunder - Gedanken über das Leben”)
Der Satz, den ich in diesem Jahr am häufigsten geschrieben habe, ist vermutlich dieser: “Ich bin müde”.
Ob sich das ändert, wenn die noch anstehenden Aufgaben und Termine erledigt sind? Oder kommt dann wieder irgendwas Neues dazu, was ich mir jetzt noch gar nicht vorstellen kann?
Die “allgemeine Situation” macht es ja nicht besser und die wird noch lange anhalten vermutlich. Inzwischen versuche ich mich darauf einzustellen, dass wir mindestens ein Jahr oder mehr mit MNS, Abstand und Vorsicht draußen unterwegs sein werden - sofern wir überhaupt draußen sein können und wollen. Der Gegensatz zwischen meinem relativ abgeschotteten Drinnen-Sein und dem zwischendurch Raus-Müssen und dabei wieder direkt wahrnehmen, was da ist, ist anstrengend. Die Angst vor dem Virus und das Misstrauen fremden Menschen gegenüber ebenso.
Theoretisch hätte ich nichts gegen eine wochenlange Quarantäne einzuwenden, aber dann muss natürlich jemand für mich einkaufen und das wird vermutlich meine Tochter sein und das heißt, dass sie raus muss, was ich auch nicht gut fände.
Tja, dann muss ich wohl doch endlich die Bewerbung für die Psychoklinik abschicken …
Was sonst noch war diese Woche:
Das Dienstagstreffen mit Frau R. vom HilfeDings kurzfristig abgesagt, weil mir bei der Aussicht auf die bevorstehenden Termine schon wieder alles zu viel ist. Nachmittags nur eben zur Physio und zum Wocheneinkauf in den Supermarkt.
Am Mittwoch 4 Stunden Arbeit an der Webseite eines Bekannten und mich dabei wiedermal über mich selbst geärgert, weil ich immer viel zu diplomatisch bin, nur um ja niemandem auf die Füße zu treten und dann rumeier mit Worten und am Ende niemals das rauskommt, was mich zufrieden machen würde. Noch so ein Therapiethema -
- und genau das war es auch am Donnerstag. Mit überraschend provokativen Bemerkungen und Fragen von Frau S., die aber immer mir entsprechend sind und mich weiter bringen im Thema (oder zumindest zum Nachdenken) — und zu einem sehr vehementen, aus dem Bauch heraus geantworteten “Nein” auf die Frage “… und wenn Sie ihr einfach verzeihen?”. Da wartet noch viel Arbeit.
Am Freitag wär ich gerne einfach im Bett geblieben, aber am Nachmittag ist da noch ein Physiotermin und auch wenn es nervt, weiß ich ja, dass es gut tut. Da gab es dann einen Moment, da hätte ich fast losgeheult: ich sollte mit einem Fuß am Rand von einem ca. 25 cm hohen Hocker stehen, dann etwas ins Knie gehen, so dass der andere Fuß mit der Spitze auf den Boden kommt. Das ganze Gewicht liegt dabei auf dem stehenden Bein. Mit dem rechten Bein war es kein Problem, aber beim linken blockierte der Kopf und sendete leuchtend rote Alarmsignale. Es wollte mich partout nicht alleine tragen und dann noch gebeugt werden, keine Chance. Tja, auch hier wartet noch Arbeit.
Am Abend war ich dann nur noch müde. So sehr, dass ich zweimal vor der Glotze einschlief und daraufhin vor Mitternacht (!!!) ins Bett ging. Kaum lag der Kopf auf dem Kissen, fing er an zu denken und die nötige Mail an den Bekannten mit der Webseite zu formulieren. Die Träume waren sehr merkwürdig, voller Konflikte mit Schwestern und früheren Lehrer_innen, die ich nicht auflösen konnte.
Heute saß ich dann 3 Stunden an der besagten Mail, hab formuliert und umformuliert, geschoben, gelöscht, geschrieben, verworfen .… bis ich irgendwann aufstand, um mir einen frischen Kaffee zu kochen und mir selbst verordnete, endlich einfach klar und deutlich zu schreiben und nicht diplomatisch und eierig. “Sag, was du willst, sonst versteht dich niemand.” Und siehe da, es funktionierte. Er hat schlicht und einfach akzeptiert, was ich geschrieben hab. Ohne Drumrum, ohne Feilschen, ohne alles. Uff.
(Komm mir jetzt bloß niemand mit dem blöden Spruch “Siehste, geht doch”!)
Und jetzt bin ich leer. Und müde.
Ach du, ach ach.