Es sind so Nicht-Tage grade.
Ich gehe zu spät ins Bett, ich schlafe so lange ich will und kann, stehe irgendwann auf, es ist eigentlich egal, es wartet ja nichts auf mich. Draußen ein stummes Einheitsgrau, von drinnen blicke ich auf ein schmales Stück Haus gegenüber mit wenigen erleuchteten Fenstern und hab noch nichtmal eine Ahnung, wer da eigentlich lebt. Es passiert nichts, ich fühle mich wie abgeschottet von allem, verspüre aber auch keinen Impuls, daran etwas zu ändern. Die Tage und Nächte fließen einfach ineinander und verschwinden, ohne eine Spur zu hinterlassen.
Am Mittwoch ist meine (angeheiratete und wieder geschiedene) Tante gestorben, mit Mitte 80 nach einem Schlaganfall. Sie selbst kannte ich kaum, nur mit meinem Cousin hatte ich früher mal eine Weile engen Kontakt. Heute ist die Trauerfeier für sie und bei dem Gedanken daran frage ich mich, wer eigentlich zu meiner Beerdigung kommen würde außer meiner Tochter und ein oder zwei Schwestern, wenn ich jetzt sterben würde. Da ist ja niemand und das nicht wegen Corona, sondern weil ich “in echt” einfach keine Kontakte mehr in Hamburg habe. Dann muss ich doch auch nicht überlegen, welche Musik gespielt werden soll, wenn ich unter die Erde komm, das ist doch dann eigentlich auch völlig egal. Jedenfalls, solange es keine Flötenmusik ist. Vielleicht sollte ich aber auch einfach neue Freund:innen finden.