16-01-2022 Was sonst noch war

Am Don­ners­tag (13.01.) wurde ich wach vom Geräusch des Han­dys, dass eine SMS gekom­men ist. Mit hal­bem Auge geguckt: “Ter­min­er­in­ne­rung Ihres Job­cen­ters, Tele­fon­be­ra­tung am Frei­tag um 11:30 Uhr”. Ach du Scheixxe. Sofort steigt Panik­ge­fühl auf und die Gedan­ken rasen. Was wol­len die von mir, wie schlimm wird das, muss ich mir jetzt doch noch eine Arbeit suchen, was kann ich sagen und was bes­ser nicht …
Durch­at­men. Duschen, anzie­hen, Kaf­fee kochen und dann zum Brief­kas­ten (wo ich seit letz­ter Woche nicht mehr war). Da ist auch die schrift­li­che Ein­la­dung. Ein neuer Sach­be­ar­bei­ter, den ich noch nie gese­hen habe, das ist nie gut. Er möchte mit mir über die “aktu­elle beruf­li­che und gesund­heit­li­che Situa­tion” reden und ob sich Ände­run­gen zum Zeit­punkt mei­ner Beren­tung erge­ben haben. Ich soll 30 Minu­ten für das Gespräch einplanen.

Da ich dafür im Prin­zip nichts vor­be­rei­ten kann außer wie gebe­ten meine Ren­ten­ver­si­che­rungs­num­mer bereit zu hal­ten und ich die in der Kiste “sor­tiere ich spä­ter” suchen muss, mache ich genau das und bei der Gele­gen­heit auch gleich das Schrei­ben an die GEZ fer­tig, das hier schon viel zu lange liegt und dann scanne ich noch die neue Betriebs­kos­ten­ab­rech­nung für die ARGE — ähm, nee, Scan­nen geht nicht, im neuen PC ist kein Trei­ber dafür, also das auch noch eben erle­digt und dann wollte ich ja noch einen Test bei der Apo­theke machen las­sen, also buche ich den letz­ten Ter­min für Frei­tag um 15 Uhr, aber da wollte ich eigent­lich mit Frau R. tele­fo­nie­ren, also muss ich das noch ver­schie­ben und weil ich mich am Sams­tag mit Toch­ter & Enkel tref­fen will, muss ich ja auch noch die Bücher bestel­len, so dass ich die am Frei­tag vor oder nach dem Tes­ten abho­len kann und da könnte ich ja auch gleich noch den Wochen­ein­kauf dran hän­gen und zum Glück muss ich bei all­dem gar nicht über das JC-Gespräch nachdenken.

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Frei­tag (14.01.). Beim Wecker­klin­geln auf­ste­hen, duschen, Früh­stück rich­ten. Ich hab 1,5 Stun­den Zeit bis zum Gespräch. Ein Bröt­chen geht irgend­wie run­ter, aber jeder Blick auf die Uhr macht unruhiger.

Und dann war alles halb so wild. Ein sehr freund­li­cher Herr, der Stimme nach nicht mehr jung, der ein­fach abfragte: wie es Psy­che und Kör­per geht, ob sich was geän­dert hat, wie es mir mit der Pan­de­mie geht. Ich ant­wor­tete offen und ehr­lich, sagte auch, dass ich das erste Mal seit der Dia­gnose vor 10 Jah­ren das Gefühl habe, dass es mir wirk­lich bes­ser geht und ich sta­bi­ler bin, dass diese Sta­bi­li­tät aber immer noch sehr fra­gil ist. Dass, wenn er mir jetzt Druck machen müsste wegen arbei­ten und so, ich mir ziem­lich schnell wie­der eine neue Kli­nik suchen müsste. Hab ihm auch erzählt, dass ich ziem­lich Panik bekom­men habe nach der SMS. Dar­auf meinte er: “Ich bin nicht ange­tre­ten, um Ihnen Angst zu machen” und er schien es damit auch wirk­lich ernst zu mei­nen.
Am Ende emp­fahl er mir noch eine Ergo­the­ra­pie, die vom JC bezahlt wird (“aber nicht als Pflicht, nur als Ange­bot!”) und sagte klar, dass er notiert, dass ich wei­ter­hin nicht arbeits­fä­hig bin.
Uff.

Der Rest des Tages war dann okay, weil gut durch­ge­plant, aber mit reich­lich Kon­takt zu und Kom­mu­ni­ka­tion mit Men­schen und dann war es am Nach­mit­tag auch genug und aus der klei­nen Siesta wur­den 2 Stun­den Sofa­schlaf mit sehr wil­den Träumen.

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Ges­tern (15.01.) dann die beste, schönste und vor allem herz­stär­kende Aktion die­ser ziem­lich vol­len Woche: Toch­ter & Enkel kamen mit­tags mit dem Rad zu mir, zusam­men sind wir zum Wei­her gera­delt und dort mit viel quat­schen und ste­hen und gucken ein­mal rum gelau­fen. Die Sonne schien, es war mild, die Luft frisch und die Enten gesprä­chig. Am Ende gab es die Geschenke und wie erhofft leuch­tende Augen und das mit dem hin­fah­ren und rum­ge­hen wol­len wir ganz bald wie­der machen, das tut ein­fach gut.

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Nächste Woche gibt es wie­der ein paar Ter­mine (am Diens­tag die Alt­pa­pier­ak­tion mit Frau R., die wegen der Coro­na­war­nung ja ver­scho­ben wer­den musste, am Mitt­woch die Gruppe und ein The­ra­pie­ge­spräch und am Don­ners­tag den Wochen­ein­kauf) und in Vor­be­rei­tung dar­auf hab ich es heute so rich­tig ent­spannt lau­fen lassen.

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Auf Twit­ter fragt Mar­tin Gom­mel vom Kraut­re­por­ter und ich ant­worte, ohne groß zu über­le­gen und viel­leicht muss ich dar­über doch noch­mal nachdenken.

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