16-03-2021 Energieverbrauch und alte Glaubenssätze

Ver­gan­ge­nen Sams­tag saß ich in einer von vie­len Pau­sen zwi­schen put­zen, staub­saugen und haus­hal­ten und dachte: das ver­steht auch nur jemand, der_die selbst davon betrof­fen ist. Dass so eine eigent­lich banale Tätig­keit mich kör­per­lich und men­tal so erschöpft, weil ich alleine für die Pla­nung und das Vor­neh­men und den Impuls, wirk­lich los­zu­le­gen, schon unge­fähr 20% der Ener­gie brau­che, die ich für die ganze Auf­gabe ins­ge­samt zur Ver­fü­gung habe.

Und auch wenn ich das “60 ist das neue 100” schon viel bes­ser akzep­tie­ren kann als vor zwei Jah­ren, bin ich oft so über­haupt nicht glück­lich dar­über. Natür­lich kann ich mir immer wie­der sagen, dass ich ja Zeit hab und kei­nen Druck und dass nur mein eige­nes Tempo zählt, aber es führt mir eben auch immer die Gren­zen vor Augen, die mir die Krank­heit setzt.
Und dann wird mir auch klar, dass Igor schon sehr lange Zeit vor der offi­zi­ell gestell­ten Dia­gnose zu mei­nem Beglei­ter wurde, denn das mit dem Ener­gie­ver­brauch kenne ich schon seit mei­ner Kindheit.


Wäh­rend der letz­ten Schne­cken­hau­s­epi­sode rückte ein neuer alter Glau­bens­satz der inne­ren Stimme in den Vor­der­grund, der mich grade viel beschäf­tigt, auch im Hin­blick auf die Energie.

“Jam­mern ist nicht erlaubt. Schon gar nicht, wenn sich etwas sowieso nicht ändern lässt oder wenn es gar nicht schlimm ist und es ande­ren viel schlech­ter geht. Erst recht ist jam­mern abso­lut unmög­lich, wenn du nicht gleich­zei­tig bereit bist, die Sache zu ändern, die dir Beschwer­den macht.”

Je län­ger ich die Sätze wir­ken lasse und drü­ber nach­denke, desto mehr fällt mir ein, was sie für Aus­wir­kun­gen hat­ten und noch haben. Zum Bei­spiel, dass es mir so schwer fällt, um Hilfe zu bit­ten. Dass ich so sel­ten sage, wenn ich Schmer­zen habe oder krank bin. Dass ich alles im wahrs­ten Sinn in mich rein gefres­sen habe.
Wenn ich noch ein biß­chen in den Ver­gan­gen­heits­kis­ten wühle, taucht mit Sicher­heit noch mehr auf. Ganz aktu­ell ist es natür­lich die Pan­de­mie­si­tua­tion und dass ich inzwi­schen auch nur noch genervt und erschöpft bin. Aber ich bin ja pri­vi­le­giert im Ver­gleich mit ande­ren, also darf ich auch nicht jam­mern. Oder doch?

Jam­mern heißt, mich zu zei­gen. Eine ver­letz­li­che Seite offen zu legen. Schwach und hilf­los zu sein und es zuzu­ge­ben. Im ers­ten Moment sind das alles nega­tiv besetzte Eigen­schaf­ten — aber sind sie das wirk­lich? Theo­re­tisch weiß ich, dass es da auch eine gute Seite gibt, aber die muss noch ins Füh­len wan­dern. Da gibt’s noch viel zu tun.

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