16-03-2022 Null und nichts

Ich schlafe grade wie­der rich­tig schlecht. Geh müde ins Bett, mach die Augen zu, bin wach. Da ist kein Grü­beln oder so, der Schlaf dreht nur ein­fach vor mei­ner Nase wie­der um und geht. Und dann lieg ich da und ent­spanne und atme und spüre alles, was stört und der Tin­ni­tus brüllt und irgend­wann schlaf ich doch ein und träume all die blö­den Träume. Dass ich nicht gehört werde, nicht ernst genom­men werde, igno­riert werde und dass die Kat­zen vom Bal­kon fal­len. Wenn ich dann auf­stehe, fühlt es sich an, als hätte ich kilo­me­ter­lange Grä­ben gebud­delt. Ohne Werk­zeug, nur mit den Händen.

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Ich bin so unend­lich müde. Gra­ben­tief müde, sozu­sa­gen. Ist es Corona, Früh­jahr, die all­ge­meine Situa­tion, Igor, alles zusam­men? Ich werde nicht wach, nichts inter­es­siert mich wirk­lich, alles bleibt an der Ober­flä­che und perlt daran ab, das Herz wird von nichts warm, nicht auf Dauer jeden­falls.
Der Krieg in einem weit von mir ent­fern­ten Land, er berührt mich nicht, er macht nichts mit mir. Um mich herum sind Men­schen, die Angst haben, sich enga­gie­ren, in die Ukraine fah­ren, Flücht­linge auf­neh­men wie schon ein­mal vor 7 Jah­ren und es geht mich nichts an, ich mag auch nichts mehr davon lesen, ich kann ja sowieso nichts tun.
Ab nächs­ter Woche braucht nie­mand mehr eine Maske bei irgend­was außer in Bahn & Bus (dem Him­mel sei Dank), alles wird wie­der geöff­net, die fdp fei­ert mit den Schwurb­lern den #Free­dom­Day *juhu*, wäh­rend ganz Deutsch­land auf der Inzi­denzi­en­karte eine ein­zige schwarze pinke Flä­che ist. Die Mensch­heit wird dank der Dumm­heit und dem Ego­is­mus einer Min­der­heit unter­ge­hen, aber wen küm­mert das schon, Haupt­sa­che, die Wirt­schaft läuft. Ich kann mich nicht mehr auf­re­gen, es hilft doch nichts.

Und im Klei­nen, bei mir selbst, ist auch nichts. Keine Bewe­gung, keine Fort­schritte, kein Wei­ter­kom­men. Ich harre aus in der Woh­nung, die an so vie­len Stel­len reno­vie­rungs­be­dürf­tig ist. Ich warte ab, dass es warm wird und ich wie­der zu spät war mit den ach so toll aus­ge­dach­ten Maß­nah­men, die ich nicht umset­zen kann. Ich habe keine Ener­gie, mich um irgend­was zu küm­mern. Mein Leben ist ein ein­zi­ger Kom­pro­miss, bei dem nie­mand gewinnt.

Manch­mal denke ich: all die Erkennt­nisse aus der The­ra­pie haben nur bewirkt, dass es nicht mehr so schlimm ist, aber nicht, dass es bes­ser ist. 

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