16-07-2021 Chronistinnenpflicht

Wie ange­nehm ruhig es mor­gens gegen neun da drau­ßen an der Straße ist, wenn der erste Schwung Men­schen schon bei der Arbeit sitzt und der zweite noch beim Früh­stück, wenn die Alkis noch ihren Rausch der letz­ten Nacht aus­schla­fen und es für die Jun­gen eh noch viel zu früh ist wegen Ferien … Da sitzt es sich gar nicht so schlecht mit dem Kaf­fee­be­cher in der Hand auf dem Bal­kon, wäh­rend ich der Sonne beim Um-die Ecke-Gucken zublinzle. Eigent­lich könnte ich ja viel öfter früh auf­ste­hen — oder, nee, lie­ber doch nicht.


Btw: warum wird “früh” in unse­rer Gesell­schaft eigent­lich so posi­tiv gese­hen und “spät” als schlecht? Oder ist das nur mein Ein­druck? Viel­leicht ein Über­bleib­sel der Stimme im Kopf? Etwas, das ich “spät” mache, erzeugt jeden­falls sehr häu­fig ein schlech­tes Gewis­sen in mir. Dabei ist es inzwi­schen fast immer völ­lig egal, wann ich etwas erle­dige - Haupt­sa­che, ich mach es überhaupt.


Am Mitt­woch traf sich ja die Mitt­wochs­gruppe zum “betreu­ten Raus­ge­hen” im Café Sein in Altona, wir saßen wie letz­tes Jahr unter Kas­ta­ni­en­bäu­men und alles war wirk­lich sehr schön. Nach ein­ein­halb Jah­ren Pan­de­mie ist vie­les irgend­wie Rou­tine gewor­den mit den Maß­nah­men und auch meine Tele­fon­num­mer hab ich mir ganz umsonst extra auf­ge­schrie­ben (ich ver­gess die näm­lich immer), weil da jetzt keine Zet­tel zum Aus­fül­len mehr lie­gen, son­dern die Gäste sich ganz unkom­pli­ziert über eine der Apps ein­che­cken kön­nen. Nicht­mal den Test hätte ich direkt vor­her machen müs­sen, aber so hab ich mal wie­der einen aktu­el­len Sta­tus, das ist ja auch gut. (Nega­tiv, übri­gens, wie erwartet.)

Hin­ter­her bin ich noch schnell für ein paar ver­ges­sene Sachen bei Aldi rein­ge­hüpft und anschlie­ßend ins Bett gefal­len. Dass alles Schöne immer so viel Ener­gie ver­braucht … Könnte sich das nicht wenigs­tens auf­he­ben? Dass der Ver­brauch durch das Schöne wie­der aus­ge­gli­chen wird? 


Ges­tern war dann fol­ge­rich­tig Ruhe­tag und naja, das ist auch nicht das Schlech­teste. Dass ich heute wie­der von allen Geräu­schen genervt bin, das schreib ich hier nicht schon wie­der. Reicht, dass ich es bei mei­ner lie­ben Freun­din D. abge­la­den hab, obwohl die ja auch nix ändern kann und lei­der auch nicht zau­bern.
(Ein Haus für mich allein, keine Nach­barn im Umkreis von min­des­tens 250 m, aber abends einen stil­len Haus­mit­be­woh­ner, damit ich keine Angst haben muss alleine. Das wär’s. *seufz*)


Grün war es im Park vor­ges­tern, als ich zu früh für das Tref­fen mit der Gruppe war, ganz wenig Men­schen, lei­der das bestän­dige Rau­schen der Max-Brauer-Allee im Hin­ter­grund. Trotz­dem schön.

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