Wie angenehm ruhig es morgens gegen neun da draußen an der Straße ist, wenn der erste Schwung Menschen schon bei der Arbeit sitzt und der zweite noch beim Frühstück, wenn die Alkis noch ihren Rausch der letzten Nacht ausschlafen und es für die Jungen eh noch viel zu früh ist wegen Ferien … Da sitzt es sich gar nicht so schlecht mit dem Kaffeebecher in der Hand auf dem Balkon, während ich der Sonne beim Um-die Ecke-Gucken zublinzle. Eigentlich könnte ich ja viel öfter früh aufstehen — oder, nee, lieber doch nicht.
Btw: warum wird “früh” in unserer Gesellschaft eigentlich so positiv gesehen und “spät” als schlecht? Oder ist das nur mein Eindruck? Vielleicht ein Überbleibsel der Stimme im Kopf? Etwas, das ich “spät” mache, erzeugt jedenfalls sehr häufig ein schlechtes Gewissen in mir. Dabei ist es inzwischen fast immer völlig egal, wann ich etwas erledige - Hauptsache, ich mach es überhaupt.
Am Mittwoch traf sich ja die Mittwochsgruppe zum “betreuten Rausgehen” im Café Sein in Altona, wir saßen wie letztes Jahr unter Kastanienbäumen und alles war wirklich sehr schön. Nach eineinhalb Jahren Pandemie ist vieles irgendwie Routine geworden mit den Maßnahmen und auch meine Telefonnummer hab ich mir ganz umsonst extra aufgeschrieben (ich vergess die nämlich immer), weil da jetzt keine Zettel zum Ausfüllen mehr liegen, sondern die Gäste sich ganz unkompliziert über eine der Apps einchecken können. Nichtmal den Test hätte ich direkt vorher machen müssen, aber so hab ich mal wieder einen aktuellen Status, das ist ja auch gut. (Negativ, übrigens, wie erwartet.)
Hinterher bin ich noch schnell für ein paar vergessene Sachen bei Aldi reingehüpft und anschließend ins Bett gefallen. Dass alles Schöne immer so viel Energie verbraucht … Könnte sich das nicht wenigstens aufheben? Dass der Verbrauch durch das Schöne wieder ausgeglichen wird?
Gestern war dann folgerichtig Ruhetag und naja, das ist auch nicht das Schlechteste. Dass ich heute wieder von allen Geräuschen genervt bin, das schreib ich hier nicht schon wieder. Reicht, dass ich es bei meiner lieben Freundin D. abgeladen hab, obwohl die ja auch nix ändern kann und leider auch nicht zaubern.
(Ein Haus für mich allein, keine Nachbarn im Umkreis von mindestens 250 m, aber abends einen stillen Hausmitbewohner, damit ich keine Angst haben muss alleine. Das wär’s. *seufz*)
Grün war es im Park vorgestern, als ich zu früh für das Treffen mit der Gruppe war, ganz wenig Menschen, leider das beständige Rauschen der Max-Brauer-Allee im Hintergrund. Trotzdem schön.