16-09-2021 Zurück aus der Pause

Den Staub weg­fe­gen, kräf­tig durch­lüf­ten, die Ent­würfe aus den letz­ten Wochen unge­se­hen löschen und ein­fach wie­der mit­ten hinein.


Genau einen Monat hab ich nicht geschrie­ben bzw. nichts ver­öf­fent­licht hier im Blog. Ich brauchte diese Pause, ich konnte die selbst gestellte Erwar­tung des täg­li­chen Schrei­bens nicht erfül­len. Irgend­wann hab ich es akzep­tiert und das Blog nur noch zum Aktua­li­sie­ren der Plug­ins geöff­net und das war dann auch in Ord­nung. Ich wußte, dass es von alleine wie­der kommt, wenn ich mir genug Zeit gebe.

Die ganze Geschichte mit dem uner­träg­li­chen Lärm und der Umzugs­ent­schei­dung (und ein paar ande­ren klei­nen Bau­stel­len im Pri­va­ten) hat mich voll­stän­dig in Beschlag genom­men, da war kein Platz für ande­res. Lei­der hat sie mich, was eben die­ses andere angeht, auch zurück gewor­fen auf mei­nem Weg, die Depres­sion in den Griff zu bekom­men. Alle Zwei­fel an mir selbst kamen wie­der zum Vor­schein, die Stimme im Kopf war so laut wie vor­her und dazwi­schen ein per­ma­nent kläf­fen­der Igor und eine Anspan­nung, die die Schul­ter­mus­keln zu Stein wer­den ließ.
Nein, es ging mir wirk­lich nicht gut im ver­gan­ge­nen hal­ben Jahr.

Jetzt geht es auf den Herbst zu, es wird küh­ler und reg­ne­ri­scher. Die Folge ist, dass die Loka­li­tä­ten rund­herum sehr viel weni­ger voll sind und es darum deut­lich ruhi­ger ist. Dass ich selbst meine Bal­kon­tür jetzt immer öfter zu habe, tut sein Übri­ges dazu, dass ich mich ent­span­nen und wie­der dem zuwen­den kann, wo ich ste­hen geblie­ben bin im Frühjahr.

Natür­lich gin­gen die Gesprä­che mit mei­ner Bezugs­frau vom Hil­fe­Dings und vor allem auch mit mei­ner The­ra­peu­tin wei­ter. Auch wenn es über­wie­gend um den Frust mit dem Lärm ging, gab es immer wie­der auch neue Erkennt­nisse und ich hab wenigs­tens ein paar kurze Bli­cke in einige der alten Kis­ten im Kel­ler gewor­fen. Da sind eine Menge loser Fäden in mei­nen Gedan­ken, die ver­knüpft wer­den wollen. 


Es geht um den Wert, immer wie­der.
Was bin ich wert? Als Per­son an sich, als nicht mehr arbeits­fä­hi­ger Mensch, als Eine, die ihren Lebens­be­darf nicht mit Arbeit ver­dient, die in der Gesell­schaft nichts mess­ba­res leis­tet? Oder hat das, was ich mache (das Schrei­ben über mich und meine Depres­sion, das Laut-Sein zu bestimm­ten The­men, meine Fotos und die Lyrik, das Da-Sein für Fami­lie und Freund:innen …), doch einen Wert, auch wenn ich für nichts davon Geld bekomme? Wenn ja, für wen und wel­chen? Reicht das als Recht, ein­fach hier zu sein?

Darf ich das, mich ein­fach nur um mich küm­mern? Hab ich ein gutes Leben ver­dient? Hab ich ein Recht dar­auf, nur dafür zu sor­gen, dass es mir gut geht, ohne der Gesell­schaft etwas zurück zu geben? Darf ich jam­mern und kla­gen und mich “anstel­len”, wenn es mir psy­chisch und phy­sisch nicht gut geht? Bin ich das wert?

Aber: wer erlaubt oder ver­bie­tet mir etwas, wer hat ein Recht dazu? Wer defi­niert, was wert­voll ist und was nicht?

Das mit der Frage nach dem Wert ver­bun­dene Thema ist der Ver­gleich. Ich leiste z.B. weni­ger als meine Schwes­ter, die auch psy­chisch krank ist: ist sie darum bes­ser oder hat sie mehr Wert als ich? Wenn sie noch arbei­ten kann, warum ich dann nicht? Aber leiste ich wirk­lich weni­ger oder sind wir ein­fach gar nicht ver­gleich­bar?
Warum ist es (mir) immer so wich­tig, mich in Rela­tion zu ande­ren Men­schen zu sehen? Bestimmt es mei­nen Wert, wie gut oder schlecht ich im Ver­gleich abschneide? Und auch hier gilt: wer defi­niert, was gut und was schlecht ist?

Über allem die größte Frage: wie schaffe ich es, mir selbst zu ver­trauen, wo ich doch die Ant­wort auf all die Fra­gen da oben eigent­lich weiß?
(Ich arbeite daran.)