18-01-2025 Nerven(des)

Die Ner­ven I

Am Diens­tag hab ich den Brief an der Post­stelle abge­ge­ben, dann wurde er am Abend wohl noch abge­holt und am Mitt­woch auf die Reise gegan­gen sein. Es ist also gut mög­lich, dass er am Don­ners­tag in Malente ankam. Da liegt er jetzt unten im Büro der Bet­ten­dis­po­si­tion und war­tet dar­auf, gele­sen und bespro­chen zu wer­den. Eigent­lich kann ich also frü­hes­tens irgend­wann nächste Woche mit einem Anruf rech­nen. Eigent­lich könnte ich die Zeit bis dahin ent­spannt ver­brin­gen, weil ja sowieso nichts pas­sie­ren wird. Meine Ner­ven sind natür­lich trotz­dem ange­spannt. Und ehr­lich gesagt rechne ich mit einer Absage, ich könnte also erst recht los las­sen. Aber sag das mal dem Kopf, damit der das dem Bauch sagt.

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Die Ner­ven II

Dank der Dia­be­tes hab ich ja schon seit ein paar Jah­ren die­ses Krib­beln bzw. ein tau­bes Gefühl in den Füßen, das inzwi­schen unter­halb der Knie ange­kom­men ist. Da sind ein­fach die Ner­ven kaputt gegan­gen und sen­den fal­sche Signale. Die meiste Zeit kann ich damit leben und vor allem ja trotz­dem lau­fen und alles (dass das oft nicht und nie lange geht, hat andere Gründe). Letz­ten Som­mer wurde es unan­ge­nehm, weil ich bei Hitze auch Was­ser in den Bei­nen hab, was sie anschwel­len lässt und die dadurch gespannte Haut diese Miss­emp­fin­dun­gen stär­ker über­trägt.
Seit zwei Jah­ren nehme ich des­we­gen Vit­amin B, in der Hoff­nung, es zwar nicht zu hei­len, aber doch wenigs­tens auf­zu­hal­ten oder raus zu zögern. Ich weiß nicht, ob es hilft.

Letzte Woche hatte ich eine kleine schmerz­hafte Beule am Kopf hin­ter dem Ohr, ver­mut­lich war da eine Drüse irgend­wie ent­zün­det. Das ist inzwi­schen wie­der weg, aber seit­dem krib­belt die Kopf­haut an der Stelle. Nicht unun­ter­bro­chen und wenn ich sehr ver­tieft bin in eine Beschäf­ti­gung, ver­gesse ich es auch mal eine Weile, aber es wird doch mehr und stört zuneh­mend. Alle paar Minu­ten hab ich das Gefühl, als wären da auf einer Stelle von viel­leicht 2 cm Durch­mes­ser kleine Tier­chen, die durch die Haare krab­beln oder als ob etwas von innen gegen die Kopf­haut - ich weiß gar nicht, wie ich es beschrei­ben kann: vibriert? krib­belt? Wie so leichte elek­tri­sche Reize. Es tut nie weh, es nervt nur ein­fach so sehr. Es ist, als ob mich die ganze Zeit immer wie­der jemand anfasst und ganz leicht strei­chelt und ich schlage die Hand weg. aber sie kommt immer wie­der und hört ein­fach nicht auf. Die Folge ist natür­lich auch, dass ich inner­lich total ange­spannt bin und dau­ernd dort­hin fühle, das macht es nur nicht besser.

Ich hab dann heute mal Tante Google um ärzt­li­chen Rat gefragt und neben dem Begriff “Poly­neu­ro­pa­thien” auch “Kopf­haut­dy­s­äs­the­sie” gefun­den. Und ach guck, immer wie­der tau­chen als Ursa­chen die glei­chen Dinge auf: Über­ge­wicht, Dia­be­tes, Depres­sion, Frau. Es ist zum ver­rückt wer­den. Zum Haare rau­fen, haha.

Tante Google hat mir auch die Adresse von einer Pra­xis mit meh­re­ren Neu­ro­lo­gin­nen (ja, nur und aus­schließ­lich Frauen) in mei­ner Nähe gesagt und dann werd ich da wohl am Mon­tag mal anru­fen. (Hab ich eigent­lich mal erwähnt, dass ich wahn­sin­nig ungerne zu Ärzt:innen gehe?)

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Dabei würde ich so gerne schöne Dinge tun. Zum Bei­spiel meine Fotos noch­mal ganz neu auf ihre Taug­lich­keit zur Umwand­lung in schwarz-weiß durch­gu­cken, weil mich das seit eini­ger Zeit so sehr fas­zi­niert, wie sich ein Bild ver­än­dert, wenn ihm die Farbe ent­zo­gen wird. So gerne würde ich diverse Stel­len in Ham­burg auf­su­chen, wo ich Motive extra für sol­che Fotos finde. Und ich möchte mich end­lich mal mit Ligh­t­room beschäf­ti­gen und raus­fin­den, was ich damit eigent­lich anstel­len kann. Meine Foto­seite über­ar­bei­ten und den Blog hier viel­leicht auch noch­mal und sowieso end­lich wie­der mehr schrei­ben. Ach, und Gedichte suchen, die von der Toch­ter dann illus­triert wer­den kön­nen und das dann dru­cken und in die Welt brin­gen.
Ich würde so gerne bewußt genie­ßen, dass die Depres­sion end­lich nicht mehr mein stän­di­ger Beglei­ter ist, der mich dau­ernd zurück und klein hält. Oder tut sie das doch immer noch? Ich kann die schö­nen Dinge doch auch mit krib­beln­der Kopf­haut machen, viel­leicht tun sie mir sogar rich­tig gut. Aber ich bin doch wie­der nur genervt und schlecht gelaunt und finde alles blöd und anstren­gend. Ich muss raus aus dem Karussell.