19-09-2021 Ausmisten

Seit drei­ein­halb Wochen ist ja nun die neue Matratze da und hat sich schon bes­tens bewährt. Jetzt folgt der andere Teil, der damit ver­bun­den ist: mor­gen kom­men die Toch­ter und der Schwie­ger­freund und brin­gen die alte zum Recy­cling­hof. Und wenn sie schon ein Auto mie­ten und dort­hin fah­ren, dann könn­ten sie ja auch noch ein paar andere Sachen mit­neh­men, dachte ich mir.
Im Arbeits­zim­mer steht zum Bei­spiel seit - ich musste nach­gu­cken, aber es stimmt: seit fast 3 Jah­ren das leere Ter­ra­rium vom Hams­ter­chen, weil ich mich nicht ent­schei­den kann, ob ich nicht doch wie­der sowas zur Gesell­schaft haben will, es aber auch kei­nen Platz gibt, wo ich es solange auf­be­wah­ren kann. Weil die Kam­mer näm­lich seit noch viel viel län­ge­rer Zeit zuge­stopft ist mit Zeug, das zu groß für den nor­ma­len Müll ist und darum eigent­lich auf den Recy­cling­hof muss, aber ich hab halt nie­man­den und mag ja auch nie­man­den drum bit­ten. Vor ein paar Wochen hab ich mir dann doch ein Herz genom­men und der Toch­ter gesagt, dass ich ihre Hilfe brau­che. Und die Toch­ter sagt natür­lich ein­fach “ja”.

Also hab ich heute die Kam­mer aus­ge­räumt. Die ist 2 qm klein, mit Regal­bret­tern bis so hoch, dass ich ohne Tritt nicht ran komme und - s.o. - voll mit altem Kram. Unglaub­lich, was ich da alles gefun­den hab.
Kis­ten mit Mal­er­zeug incl. Kla­mot­ten voll Farbe. Aber viel­leicht streich ich ja bald mal wie­der was und kann das dann noch brau­chen. Eine Kiste mit kaput­ten Wand­lam­pen, eine mit Kabeln und Steck­do­sen und “ich hab keine Ahnung, wofür das ist”-Kram. 30 Jahre alte Inline­skates, Schüt­zer und ein Helm, der nie­man­dem mehr passt. Schrau­ben in Dau­men­di­cke von mei­nem Hoch­bett, das es seit dem Aus­zug der Toch­ter vor 18 Jah­ren nicht mehr gibt. Eine Kiste mit Win­ter­sa­chen, dar­un­ter zwölf­zig Schals in allen Far­ben und Län­gen und diver­sen Spu­ren von Mot­ten. Meine Bal­lett­schuhe und das Tütü aus einer Zeit, als ich dazu gehö­ren wollte. Acht oder neun muss ich da gewe­sen sein. Ver­ros­tete Gerät­schaf­ten für hoch­flie­gende Bal­kon­pläne, einen alten Ball ohne Luft, Werk­zeug, Fahr­rad­schläu­che, die tür­kise Farbe, mit der die Toch­ter die Fens­ter­rah­men gestri­chen hatte.
Und dann noch die bei­den Dra­chen, die wir auf Sylt so gerne haben stei­gen las­sen. Die sofor­tige Erin­ne­rung an das Unglück, als ein Stab von einem Dra­chen beim Aus­ein­an­der­bauen der Toch­ter durchs Auge witschte und wir auf der Insel den Not­arzt hol­ten und wie der Augen­arzt hier zuhause zwei Tage spä­ter dann meinte, dass es zum Ope­rie­ren jetzt zu spät sei. (Keine Sorge, alles ist gut aus­ge­gan­gen und nichts zurück geblieben.) 

So unend­lich viel Zeug auf klei­nem Raum. Ein gan­zes hal­bes Leben. Ver­gan­gen­heit. Fast alles davon steht jetzt grade ver­packt in Müll­tü­ten und war­tet dar­auf, ein­ge­la­den und ent­sorgt zu wer­den.
Wie wird das erst, wenn ich umziehe? Wenn ich den Dach­bo­den ent­mül­len muss, wenn ich hier alles in die Hand neh­men und ent­schei­den muss, was ich mit­nehme in ein neues Zuhause und was eben­falls ent­sorgt wird? Woran hänge ich, auch wenn ich es womög­lich nie mehr benutze und das Weg­wer­fen dann der Toch­ter zuschiebe, für wenn ich mal nicht mehr da bin?
Jeden­falls war das heute eine gute Übung dafür - und wenn mein Rücken nicht mehr so weh tut, so dass ich die Kam­mer fer­tig auf­räu­men und sau­ber machen kann und das Hams­ter­heim dort unter­ge­bracht habe, dann ist es hier end­lich wie­der ordent­li­cher. Und ein biß­chen lee­rer. Und das ist doch ziem­lich gut.

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