20-02-2022 Nichts bleibt anders

(Ich hätte viel­leicht Zeynep hier durch­fe­gen las­sen sol­len, ist ja schon wie­der ganz stau­big. Sollte das nicht mal ein Tage­buch­blog sein?)

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Heute Mor­gen, der letzte Traum vor dem Auf­wa­chen:
Ich fuhr mit dem Fahr­rad von Ham­burg nach Tübin­gen, mit vie­len ande­ren zusam­men. Eine Art Ral­ley oder so. Am Ziel ange­kom­men schloß ich das Rad vor einem Haus an und ging hin­ein - dort soll­ten die Schlaf­plätze für die Besucher*innen sein. Da gab es aber nur ein ganz klei­nes Eck unter einer Treppe, wo ich mit meh­re­ren auf dem nack­ten Boden lie­gen sollte. Viel schlim­mer als das war aber die Vor­stel­lung, dass ich die ande­ren mit mei­nem Schnar­chen stö­ren könnte, darum bin ich aus dem Haus wie­der raus und wei­ter in die Stadt gelau­fen. Es ging durch unzäh­lige kleine ver­win­kelte Gas­sen, über­all war viel los mit Markt­stän­den, Musi­kan­ten und Men­schen; man­che davon kannte ich, aber kaum jemand nahm Notiz von mir. Als mir klar wurde, dass ich hier nicht blei­ben kann, wollte ich zurück zu mei­nem Fahr­rad und nach Hause fah­ren. Ich wußte noch, wie die Stelle aus­sah, wo das Rad stand, aber nur noch die unge­fähre Rich­tung, wie ich da hin komme. So ging ich stun­den­lang nach links und nach unten und gra­de­aus und wie­der links und ging und ging und irgend­wann erreichte ich end­lich die Toch­ter am Tele­fon und die hatte eine App und fand das Rad und mich. Und das beschreibt mein Leben irgend­wie ganz gut.

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es gibt viel zu ver­lie­ren, du kannst nur gewin­nen
genug ist zuwe­nig – oder es wird so wie es war
still­stand ist der tod, geh voran, bleibt alles anders
der erste stein fehlt in der mauer
der durch­bruch ist nah

Her­bert Grö­ne­meyer: Bleibt alles anders

Im Gegen­satz zu dem Song von Her­bert Grö­ne­meyer ändert sich bei mir (gefühlt) nichts. Das ist auch ein Grund, warum das hier grade nur sel­ten ein Tage­buch ist: es pas­siert ja nichts. Ich stehe auf, gehe duschen oder auch nicht, früh­stü­cke, lese online Nach­rich­ten und Twit­ter, koche neuen Kaf­fee, mach irgend­was, schreibe oder auch nicht, geh ins Bett. Als High­light gibt es manch­mal einen Ter­min, sel­ten geh ich raus, manch­mal, wenn ich Glück hab, ist da Kraft und Lust für sowas wie Arbeit. Selbst in den schwarz­grauen Grä­ben und Löchern gibt es kaum Abwechs­lung, in den Gedan­ken keine neuen Ein­sich­ten und Wege. Alles bleibt gleich, nichts wird (mehr) anders.

Alles bleibt gleich, nichts wird (mehr) anders?

Vor­hin erzählte ich Freun­din D. von einer klei­nen Schwär­me­rei und da war für einen Moment wie­der die­ses Zie­hen im Her­zen, das so weh tut und doch so schön ist und manch­mal scheint Sehn­sucht das ein­zige starke Gefühl zu sein, das noch übrig ist.
“Lass dir das nur nicht neh­men”, sagt D. und ich ant­worte, dass ich das gar nicht kann, weil es von allein kommt, aber wo sind denn all die ande­ren Gefühle geblie­ben und wo ist die Kraft die­ser Gefühle?
Ist das auch eine Art Kraft, die mich stun­den- und jah­re­lang durch die Stra­ßen gehen lässt auf der Suche nach dem ver­lo­re­nen Leben? Kann ich die nicht nut­zen gegen die Angst?

ich kann nicht mehr seh’n
trau nicht mehr mei­nen augen
kann kaum noch glau­ben
gefühle haben sich gedreht
ich bin viel zu träge,
um auf­zu­ge­ben
es wär’ auch zu früh,
weil immer was geht.

Her­bert Grö­ne­meyer: Mensch

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(Nicht immer ergibt alles einen Sinn oder ist logisch. Den Anspruch los las­sen, ent­spre­chende Texte zu schrei­ben. Alles hier ist meins.)

2 Kommentare

    1. Ein paar davon sind gut als Her­aus­for­de­rung, um nicht auf­zu­ge­ben oder ein­zu­schla­fen, aber die, die uns hin­dern, die dür­fen gerne mal gehen.

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