20-03-2022 Fehlende Aussichten

Diese blö­den sen­ti­men­ta­len Tage zwi­schen­durch, immer wie­der … Ich brauch immer so lange wie­der zurück zur nor­ma­len All­tags­tris­tesse. Und sollte ich nicht über­haupt lang­sam mal aus dem Alter raus sein? *seufz*

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Schon wie­der hab ich eine rote War­nung in der Corona App wegen einer ein­zel­nen Begeg­nung am letz­ten Frei­tag. Da war ich aber nur alleine im Klein­gar­ten­ge­lände unter­wegs. Wenn es ein*e Nachbar*in wäre, wür­den meh­rere Tage ange­zeigt, soweit ich weiß. Dann kann es eigent­lich nur jemand sein, der*die im Haus zu Besuch war. Bei den Ober­nach­barn hatte vor ein paar Tagen jemand Geburts­tag, da wurde ordent­lich gefei­ert mit Erwach­se­nen und Kids, ich weiß aber den Tag nicht mehr. Könnte Frei­tag gewe­sen sein; ich erin­nere mich nur, dass ich erst genervt war und dann dachte, es ist Wochen­ende, lass sie fei­ern.
Bei den der­zei­ti­gen Zah­len ist es aber sowieso nur noch eine Frage der Zeit, bis die Warn App durch­gän­gig rot bleibt. In HH (und ande­ren Bun­des­län­dern) wurde der “Free­dom­Day” zum Glück ver­scho­ben bis zum 02. April und ich hoffe sehr, dass da noch­mal gründ­lich nach­ge­dacht wird und zumin­dest die Mas­ken in allen Innen­räu­men vor­ge­schrie­ben blei­ben. Ande­rer­seits: wenn die keine Pflicht mehr sind, erkennt man die Coronaleugner*innen wenigs­tens schon von wei­tem und kann hof­fent­lich recht­zei­tig aus­wei­chen. (In allem auch das Gute sehen oder so …)

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Am Don­ners­tag hab ich The­ra­pie­ge­spräch und über­lege nun, wor­über ich reden könnte. Die Ter­mine sind so sel­ten, dass ich sie eigent­lich nicht mit rei­nem Erzäh­len der Zeit dazwi­schen ver­brin­gen will, son­dern lie­ber etwas bear­bei­ten, was noch nicht gut ist.

Letzte Woche schrieb ich: “[…] all die Erkennt­nisse aus der The­ra­pie haben nur bewirkt, dass es nicht mehr so schlimm ist, aber nicht, dass es bes­ser ist.” Daran denke ich seit­dem rum.
Ich hab im letz­ten Jahr gelernt zu akzep­tie­ren, was jetzt ist. Dass ich so viel weni­ger Kraft habe, dass ich nicht mehr gere­gelt arbei­ten werde, dass ich mit die­ser Krank­heit lebe und dass das okay ist. Dass ich nicht schlecht bin des­we­gen und trotz­dem ein Recht dar­auf habe, dass es mir gut geht. Das waren müh­same Schritte, bis das halb­wegs sicher in mei­nem Gefühl ange­kom­men ist. Halb­wegs, weil ich die Hälfte der Zeit immer noch hadere damit.
In den letz­ten Tagen stand immer öfter der Gedanke im Raum: viel­leicht kann ich das immer noch nicht voll­stän­dig akzep­tie­ren, weil mir eine Per­spek­tive fehlt. Ich emp­finde die Akzep­tanz des “so ist es jetzt” eher als einen fes­ten Punkt, sie beinhal­tet aber keine Bewe­gung. Wie geht es wei­ter damit, was pas­siert jetzt? Das muss doch irgend­wo­hin füh­ren? Ich kann nicht jeden Tag ein­fach nur auf­ste­hen und dies oder das machen und mich um mich küm­mern oder auch nicht und das für die nächs­ten 10 oder 20 Jahre.
Ich hab die Arbeit in der The­ra­pie immer als Weg gese­hen, als Ent­wick­lung. Jetzt fühlt es sich an wie Still­stand. Die klei­nen Grä­ben, in die ich immer mal falle, zäh­len nicht als Bewegung. 

Was ist der nächste Schritt, was ist meine nächste Auf­gabe, wo soll ich jetzt hin? 

Ja, doch, mir würde da schon was ein­fal­len, aber das sind alles nur so Sachen, die ich nicht ange­hen will, weil ich sie nicht kann:
Mich hand­fest und ganz prak­tisch um mich küm­mern (Woh­nung, Gesund­heit). Mir einen Platz suchen, an dem ich mich mit mei­nem Schrei­ben ein­brin­gen kann und Bestä­ti­gung erfahre (die Zei­tung vom Hil­fe­Ding? Gedichte im Selbst­ver­lag?). Regel­mä­ßig das tun, was ich “Arbeit” nenne und sei es _nur_ für mich. Neue soziale Kon­takte suchen.
Das alles fällt mir super­schwer. Aber es ist auch das, was ich will (wenn das mit dem wol­len zwi­schen­durch mal geht), womit ich mich wohl füh­len könnte und wo ich Bewe­gung sehe.
Wie kann ich das nur kön­nen? Wie kann ich das lernen?

All die schö­nen Träume, die ich von mir habe. Werde ich da jemals hinkommen?

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