Diese blöden sentimentalen Tage zwischendurch, immer wieder … Ich brauch immer so lange wieder zurück zur normalen Alltagstristesse. Und sollte ich nicht überhaupt langsam mal aus dem Alter raus sein? *seufz*
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Schon wieder hab ich eine rote Warnung in der Corona App wegen einer einzelnen Begegnung am letzten Freitag. Da war ich aber nur alleine im Kleingartengelände unterwegs. Wenn es ein*e Nachbar*in wäre, würden mehrere Tage angezeigt, soweit ich weiß. Dann kann es eigentlich nur jemand sein, der*die im Haus zu Besuch war. Bei den Obernachbarn hatte vor ein paar Tagen jemand Geburtstag, da wurde ordentlich gefeiert mit Erwachsenen und Kids, ich weiß aber den Tag nicht mehr. Könnte Freitag gewesen sein; ich erinnere mich nur, dass ich erst genervt war und dann dachte, es ist Wochenende, lass sie feiern.
Bei den derzeitigen Zahlen ist es aber sowieso nur noch eine Frage der Zeit, bis die Warn App durchgängig rot bleibt. In HH (und anderen Bundesländern) wurde der “FreedomDay” zum Glück verschoben bis zum 02. April und ich hoffe sehr, dass da nochmal gründlich nachgedacht wird und zumindest die Masken in allen Innenräumen vorgeschrieben bleiben. Andererseits: wenn die keine Pflicht mehr sind, erkennt man die Coronaleugner*innen wenigstens schon von weitem und kann hoffentlich rechtzeitig ausweichen. (In allem auch das Gute sehen oder so …)
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Am Donnerstag hab ich Therapiegespräch und überlege nun, worüber ich reden könnte. Die Termine sind so selten, dass ich sie eigentlich nicht mit reinem Erzählen der Zeit dazwischen verbringen will, sondern lieber etwas bearbeiten, was noch nicht gut ist.
Letzte Woche schrieb ich: “[…] all die Erkenntnisse aus der Therapie haben nur bewirkt, dass es nicht mehr so schlimm ist, aber nicht, dass es besser ist.” Daran denke ich seitdem rum.
Ich hab im letzten Jahr gelernt zu akzeptieren, was jetzt ist. Dass ich so viel weniger Kraft habe, dass ich nicht mehr geregelt arbeiten werde, dass ich mit dieser Krankheit lebe und dass das okay ist. Dass ich nicht schlecht bin deswegen und trotzdem ein Recht darauf habe, dass es mir gut geht. Das waren mühsame Schritte, bis das halbwegs sicher in meinem Gefühl angekommen ist. Halbwegs, weil ich die Hälfte der Zeit immer noch hadere damit.
In den letzten Tagen stand immer öfter der Gedanke im Raum: vielleicht kann ich das immer noch nicht vollständig akzeptieren, weil mir eine Perspektive fehlt. Ich empfinde die Akzeptanz des “so ist es jetzt” eher als einen festen Punkt, sie beinhaltet aber keine Bewegung. Wie geht es weiter damit, was passiert jetzt? Das muss doch irgendwohin führen? Ich kann nicht jeden Tag einfach nur aufstehen und dies oder das machen und mich um mich kümmern oder auch nicht und das für die nächsten 10 oder 20 Jahre.
Ich hab die Arbeit in der Therapie immer als Weg gesehen, als Entwicklung. Jetzt fühlt es sich an wie Stillstand. Die kleinen Gräben, in die ich immer mal falle, zählen nicht als Bewegung.
Was ist der nächste Schritt, was ist meine nächste Aufgabe, wo soll ich jetzt hin?
Ja, doch, mir würde da schon was einfallen, aber das sind alles nur so Sachen, die ich nicht angehen will, weil ich sie nicht kann:
Mich handfest und ganz praktisch um mich kümmern (Wohnung, Gesundheit). Mir einen Platz suchen, an dem ich mich mit meinem Schreiben einbringen kann und Bestätigung erfahre (die Zeitung vom HilfeDing? Gedichte im Selbstverlag?). Regelmäßig das tun, was ich “Arbeit” nenne und sei es _nur_ für mich. Neue soziale Kontakte suchen.
Das alles fällt mir superschwer. Aber es ist auch das, was ich will (wenn das mit dem wollen zwischendurch mal geht), womit ich mich wohl fühlen könnte und wo ich Bewegung sehe.
Wie kann ich das nur können? Wie kann ich das lernen?
All die schönen Träume, die ich von mir habe. Werde ich da jemals hinkommen?