Ich tu so vor mich hin, Post und Erledigungen. Es ist alles ziemlich belanglos.
Ingeborg Bachmann an Max Frisch, 5.12.1962, Uetikon. Gefunden bei Herrn Buddenbohm.
Ein schöner Satz. Trifft hier ja auch oft zu. Wie beruhigend, dass das selbst bei einer großen Schriftstellerin der Fall war.
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Heute zum Beispiel. Lange geschlafen (und unruhig, dank Baulärm und grölenden Kids auf dem Spielplatz), in Ruhe gefrühstückt, SoMe und Blogs gelesen. Die Wohnung gesaugt, weil es am Samstag viel zu heiß für jede Bewegung war. Ein wenig Dies & Das am Schreibtisch. Auf dem Balkon im Halbschatten der Platane gesessen und ein Kilo Äpfel geschält, geschnippelt und dann zu Mus gekocht, das es später zu Schupfnudeln gibt, die wiederum die Erinnerung an die Ferien bei den Pateneltern rund machen werden, die bei dem Duft der Äpfel aufkam.
Alles eben ziemlich belanglos, aber nicht ungut deswegen.
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Die Äpfel durfte ich am Freitag aus dem Garten von I. mitnehmen, als wir uns nach kleinen Anlaufrucklern tatsächlich trafen — das erste Mal seit über den Daumen gepeilt 15 oder mehr Jahren.
Das war schon eine riesige Überraschung, als sie sich letztens bei mir meldete, nachdem sie mehr zufällig meinen Blog fand und ausgerechnet als erstes den Beitrag zu Flensburg las, wo sie womöglich auch vielleicht die letzten ein, zwei Jahrzehnte verbringen will.
Kennen gelernt hatten wir uns damals, als sie zu mir zum Flötenunterricht kam. Ziemlich schnell wurde daraus Freundschaft, aber im Laufe der Zeit änderten sich bei uns beiden die Lebenswege und wir verloren uns irgendwann aus den Augen. Jetzt, nach noch mehr Änderungen, treffen wir uns in so einigen Punkten wieder.
Am Freitag jedenfalls war es, als hätten wir uns erst vor kurzem zuletzt gesehen. Die Stunden waren gefüllt damit, von den vergangenen Jahren zu berichten und zusammen die Vertrautheit von damals in die Gegenwart zu tragen. Wir sind älter geworden, gelassener, reifer: das fühlt sich gut an. Wir werden sehen, was daraus wird.
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Gestern waren endlich die Tochter und der Enkel mal wieder zu Besuch; zuletzt hatten wir uns Mitte Juli vor ihrem Urlaub gesehen. Da gab es Fotos zu zeigen und viel zu erzählen und immer wieder in den Arm zu nehmen und wie immer lädt das meine Batterien einfach am allerbesten auf.
Die Tochter bestärkt mich in meinen Plänen, aus Hamburg weg zu ziehen. Nicht, weil sie mich los werden wollte, sondern weil sie mir zustimmt in dem Gedanken, das zu tun, solange ich noch fit bin. Natürlich wird es uns fehlen, uns spontan treffen zu können, aber zum einen kommt das gar nicht soo oft vor und zum anderen sehen wir uns dann zwar seltener, aber dafür länger am Stück. Je 2 Stunden Zugfahrt hin und zurück sind ja selbst an einem Tag kein Problem.
Vielleicht wird es wirklich langsam Zeit, konkreter zu werden.
Aber jetzt erstmal Schupfnudeln zum Abendessen. Sie sind nicht so gut wie die handgemachten von der alten Tante Gertrud, aber die waren ja auch unerreichbar gut, wie alles, was sie mit so viel Liebe (und Butter :-)) gekocht hatte.
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Fast vergessen: 12 Jahre rauchfrei seit Freitag. Ich feiere es immer noch.
Deine Freundin I. erinnert mich an meine neu-alte Freundin C., die ich auch ganz ganz lang nicht mehr gesehen hatte. Spannend, wenn sich dann Lebenswege wieder kreuzen. Ich freue mich, dass es bei euch so gut geklappt hat.