Grade mal eine Woche ist es her, seit ich voller Überzeugung mit “Nein!” antwortete, als mich jemand fragte, ob ich nicht fröre so mit nackten Füßen in den Sandalen.
Von jetzt auf gleich hat sich der Hochsommer verabschiedet. Die Temperatur klettert nur noch für ein oder zwei Mittagsstunden über die 20° Linie, die Sonne brennt nicht mehr, sondern wärmt nur noch. Wir dürfen das Wetter wieder ohne schlechtes Gewissen “schön” nennen. An solchen Tagen sind die weißen Wolkenberge am blauen Himmel so dick, dass man sich hinein fallen lassen möchte wie in ein flauschiges Federbett. Ein paar Tage lang hat der Regen nachgeholt, was der Natur den ganzen Sommer über so gefehlt hat und am Abend liegt jetzt dieser spezielle würzige Geruch nach feuchtem Laub und Feuer in der Luft.
Noch hab ich nur meine (bezogene) Fleecedecke für die Nacht zum Schlafen, noch mag ich das normale Seidenbett nicht einziehen, aber seit 2 Tagen liegt darüber noch eine weitere dünne Kuscheldecke und morgens ist meine Nasenspitze kalt. Es ist frisch geworden in den letzten Tagen - manche von denen, die schnell frieren, haben bereits Mütze und Schal aus dem Schrank geholt und ich stelle fest, dass ich dringend neue Wollsocken brauche.
Aber ich mag den September: weil er die Erinnerung an den Sommer mit seiner Wärme und seiner übermütigen Leichtigkeit genauso in sich trägt wie die Vorfreude auf den Herbst und dessen leuchtende Farben und damit den perfekten Übergang von einer Jahreszeit in die nächste schafft - auch wenn das manchmal sehr schnell geht.
***
Dass ich nicht wußte, dass es für dieses Jahr das letzte Mal sein würde, dass die Balkontür den ganzen Tag offen steht, als ich sie das letzte Mal den ganzen Tag offen hatte, finde ich allerdings traurig - so wie alle letzten Male, von denen wir nicht wissen, dass es die letzten Male sein werden. Würden wir es mehr genießen, wenn wir es wüßten? Würden wir es fester in der Erinnerung verankern? Oder ist es besser, es nicht zu wissen, damit die Traurigkeit das Ereignis nicht überschattet?
Besser ist es (für mich), es nicht zu wissen.