Heute wäre meine Mutter 95 Jahre alt geworden. Ich glaube allerdings, dass sie so lange nicht durchgehalten hätte, wenn da nicht schon der Schlaganfall dazwischen gekommen wäre, an dem sie mit 63 viel zu früh gestorben ist. Etwas in dieser Art wäre sowieso irgendwann geschehen, dafür war sie physisch und psychisch nicht gesund genug.
Bei vielem, was seitdem in dieser Welt geschehen ist, bin ich froh, dass sie es nicht erleben musste. Anderes hätte sie gefreut, wir haben dann sehr an sie gedacht. Und noch immer gibt es Situationen, Erlebnisse, Momente, in denen ich denke, wie schön es wäre, wenn sie jetzt dabei sein könnte.
Auf dich, Mamutschka. Ich hoffe, es geht dir gut da oben.
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Seit mittlerweile 36 Jahren ist das aber auch ein Tag für meine Tochter.
Mitten in der Nacht, gegen halb zwei am 21.12.1984, ist die Fruchtblase geplatzt und sie machte sich endlich auf den Weg in die Welt. Dass der dann noch 39 Stunden dauern würde, wußte ich zum Glück noch nicht. Aber was kannst du schon ausrichten gegen Eine, die offensichtlich als sturer Steinbock angelegt war und deshalb den Geburtsmoment bis zum ersten Tag in diesem Tierkreiszeichen hinaus zögern musste? Außerdem wollte sie so gerne ihren eigenen Geburtstag haben und ihn nicht mit ihrer Großmutter teilen. Ich versteh sie gut, auch wenn das wirklich die längsten Stunden meines Lebens waren.
Ich erinnere mich immer noch gut an diese zwei Geburts-Tage. Kurz vorher hatte es heftig geschneit hier in Hamburg, die Welt war wattig-weiß, an den Rändern der Wege türmten sich die Schneeberge. Drinnen bei mir im warmen Zimmer saßen und warteten mit mir zusammen die drei besten Freundinnen. Wir machten Essen (von dem ich nur zwei Gabeln abbekam, weil ich nüchtern bleiben sollte, falls es Komplikationen gäbe und ich ins Krankenhaus fahren müsste), lasen uns Geschichten vor, hörten Musik und fragten uns immer wieder, wann dieses Kind denn nun endlich mal kommen will.
Irgendwann abends gingen wir alle raus, um bei einer der Freundinnen ein paar Straßen weiter das Malefiz-Spiel zu holen, damit wir uns damit ablenken können. Am Ende haben wir es gar nicht gespielt, aber der Spaziergang durch die stillen verschneiten Strassen war wunderschön.
Die Wehen kamen regelmäßig, aber in größeren Abständen: das war nervig und wenig zielführend, trotzdem wollte ich nichts beschleunigen. Ich hatte diese natürliche Hausgeburt geplant und solange nichts dagegen sprach und es uns gut ging, wollte ich auch zuhause bleiben. Immerhin war eine der Freundinnen Hebamme und meine eigene wohnte direkt ums Eck bzw. war sowieso zwischendurch bei uns. Auch der Arzt für Notfälle hatte es sich irgendwann in meiner Küche bequem gemacht und saß mit viel Kaffee an seiner Quartalsabrechnung. Ich war also bestens und rundum gut versorgt.
In der Nacht, als sich immer noch nichts in Richtung Geburt tat, schaute dieser Arzt auf die Gezeitentabelle der Elbe und stellte fest, dass ablaufendes Wasser war. Als Einer, der sein Leben lang mit einer Hebamme in den Vierlanden gearbeitet hat, wußte er, dass die wenigsten Kinder bei Ebbe kommen. Darum bekam ich ein leichtes pflanzliches Mittel, um die Wehen für eine Weile zurück zu halten, so dass ich noch ein wenig ausruhen konnte. Schlaf konnte man das nicht nennen, aber mit Sicherheit hat es mir Kraft gegeben, den nächsten Tag auszuhalten.
Fortsetzung morgen an dieser Stelle 😉
Auf die Frauen, die Freundschaft und das Leben! Auf dich, meine Liebe.
Auf uns! <3