Gestern war also der Termin beim Orthopäden zur Besprechung des MRT-Ergebnisses. Wer mir auf Twitter folgt, hat meinen kleinen Rant schon gelesen. Ich bring ihn (mit kleinen Ergänzungen) in Erfüllung der Chronistinnenpflicht nochmal hierher.
Wenn der Orthopäde meint, er könnte dir therapeutische Ratschläge erteilen, nur weil er eine psychosomatische Zusatzausbildung hat, obwohl er nichts von dir weiß, außer dass du eine chronische Depression hast und er nie auch nur irgendeine Frage dazu gestellt hat.
fantasiafragile auf Twitter
“Versuchen Sie doch mal, nicht so schicksalsergeben zu sein.”
Alter, ich geb dir gerne mal einen Abriß über mein Schicksal und erzähl dir dann, was ich alles getan habe, um zu überleben, aber dazu brauchst du halt Zeit, offene Ohren und vielleicht mehr als ein bißchen Küchenpsychologie.
Aber ist doch prima, dann hab ich ja für die nächste Therapiestunde schon ein Thema: “Wie wehre ich mich gegen übergriffige Ärzte, wenn mein Selbstbewußtsein sowieso wegen jedem Mist in die Knie geht.” Besten Dank auch für nix.
Zum Abschluß tätschelte er dann noch wohlwollend-mitfühlend meine Schulter. Ein “Ich meine es ja nur gut” konnte er sich leider nicht verkneifen. Eigentlich fehlte nur noch der typische Orthopädenspruch, den depressive Menschen so gerne hören: “Machen Sie doch mal ein bißchen Sport, das soll ja auch helfen!”
Ich hab ihm zwar ein bißchen was entgegen gesetzt (“Solche Themen bespreche ich in meiner Therapie” und “Sie haben keine Ahnung von mir. Sie wissen überhaupt nicht, ob ich kämpfe und was ich mache oder woher das alles kommt, weil Sie überhaupt nicht danach fragen”) und ich denke, er hat gemerkt, dass ich angepisst war, aber nach der Aktion steht er nun leider auch auf meiner schwarzen Liste. Ich muss mir sowas nicht anhören, wirklich nicht.
Nun ist er leider auch der Meinung, dass der kaputte Meniskus vom Verschleiß aufgrund von Alter und Gewicht kommt und nicht ursächlich vom Fahrradsturz, was mich natürlich sofort an der Berechtigung meiner Schmerzensgeldforderung zweifeln lässt. Andererseits hatte ich ja bis zu dem Moment des Sturzes keine der Beschwerden, die jetzt da sind. Klar, vielleicht wäre der Meniskus bei einer anderen blöden Bewegung auch kaputt gegangen, aber vielleicht hätte das auch noch ein paar Jahre gedauert bis dahin.
Ich muss mir selbst gut zureden, dass ich ein Recht habe, den Antrag zu stellen. Immer wieder.
Und das ist eben auch das, was mich so maßlos ärgert an solchen egoistischen, übergriffigen Aktionen wie von dem Orthopäden: dass ich jetzt schon wieder tagelang grüble (Bin ich vielleicht doch schicksalsergeben? Kämpfe ich nicht genug? Bin ich nicht stark genug? Oder tu ich doch nur so und eigentlich könnte es mir doch so gut gehen?) und mich wieder auf meine Spur bringen muss, mich überzeugen muss, dass mein Weg richtig ist und ich auch und dass das alles gar nichts mit mir, sondern nur mit dem Blödmann zu tun hat. Dass ich so viel Energie aufwenden muss, die ich für was anderes viel besser brauchen könnte. Dass ich mich so runter ziehen lasse erstmal und mich dann mühsam wieder hoch arbeiten muss. Eben weil ich mich NICHT meinem Schicksal ergebe.
Und dann ist da als soooo großer Gegensatz meine gute Frau R. vom HilfeDings, mit der ich angesichts meiner vielen Termine grade einfach mal telefonieren kann, anstatt noch ein weiteres Mal raus zu müssen. Für die ich so dankbar bin, weil sie zugewandt, offen und herzlich ist, immer ein Ohr für mich hat und 100% hinter mir steht. Weil sie mich nimmt, wie ich bin und weil ich bei ihr ehrlich sein darf. Und weil sie mir tausendmal versichert, dass sowas wie gestern nicht an mir liegt und nichts mit mir zu tun hat, sondern nur mit dem Typen - und es mir auch noch ein weiteres Mal sagt, wenn sie merkt, dass es erst jetzt wirklich ankommt bei mir.
Wieder einmal: Danke von Herzen.
💞
Glückwunsch zu Frau R. vom Hilfedings.