Gestern Abend hab ich ein weiteres Mal nach Kliniken gesucht, nur so für den Fall. Eigentlich kann ich mir das auch sparen, denn das Ergebnis ist immer das gleiche: meine Kombination “psychosomatisch + Adipositas + Akutklinik + Einzelzimmer” gibt es nicht, auch wenn ich den Suchradius bis ins Allgäu erweitere. Zwei bis drei Merkmale finden sich zuhauf, aber nie alle vier zusammen. Wenn Akut, dann kein Einzelzimmer. Wenn Einzelzimmer, dann nur über RV oder als Privatpatientin. Und die bisher einzige Klinik, die angeblich Einzelzimmer für alle anbietet (Mediclin in Bad Bodenteich), hat es mir ja letztes Jahr im Telefongespräch verweigert. Würde ich das EZ als Zusatzleistung auf eigene Kosten buchen, wäre ich überall willkommen. Dann wäre es vermutlich keine Frage, _ob_ sie mich aufnehmen, sondern nur wann. Es ist zum verzweifeln.
Dabei kommt mir natürlich ganz schnell die Ablehnung der RV wieder in den Sinn: wer zu krank zum arbeiten ist, hat keinen Anspruch auf Hilfe zum gesund werden. Das ist Lieblingsfutter für Igor. Wieso sollte mir jemand ein wirtschaftlich arbeitendes Unternehmen - was so eine Klinik letzten Endes ja ist - einfach so einen Raum für mich allein geben? Warum hab ich nicht besser aufgepasst auf mich? Warum hab ich mich krank geschuftet? Warum hab ich nicht die Zähne zusammen gebissen und weiter gemacht? Warum bin ich hier gelandet in Arbeitsunfähigkeit und Armut? (So war das nicht geplant.)
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Und dann hol ich heute die Post aus dem Kasten und da ist ein Brief von Malente dabei. Das Gute: ich stehe auf der Warteliste. Das Schlechte: kein Wort wegen des Einzelzimmers.
Es ist wie schon beim letzten Mal: es wird einfach nicht vollständig kommuniziert. Damals musste ich nach längerer Wartezeit anrufen, um zu erfahren, dass ich selbstverständlich kommen kann und sie mir demnächst mitteilen, wann das sein wird. Jetzt muss ich anrufen und fragen, ob das EZ genehmigt wurde, ohne Zuzahlung. Und ob sie mir das bitte schriftlich bestätigen können.
Ist den Mitarbeiter:innen denn immer noch nicht klar, dass sie es mit psychisch kranken oder zumindest labilen Menschen zu tun haben? Fällt denen wirklich nicht ein, dass es Leute gibt, die nicht telefonieren können? Dass jeder dieser Schritte eine riesige Überwindung und sehr viel Kraft braucht? Ich möchte die wirklich durchschütteln und es sie hundertmillionenmal an eine Tafel schreiben lassen.
Morgen vormittag ruf ich also da an. Mein Herz klopft wie verrückt. Am besten gehe ich vom negativsten Ergebnis aus, dann ist es vielleicht nicht ganz so schlimm. Gedrückte Daumen nehm ich natürlich gerne an.
(Liebe D., deine sind schon fest in meinem Herzen gespeichert! <34567)
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Die wirklich gute Nachricht der Woche: ich hab gestern den Nachbarn getroffen und gleich gefragt, ob er mir mein Fahrrad richten kann, damit ich es im Fall eines positiven Bescheids mit nach Malente nehmen kann. Er sagt, er könnte das machen - oder er könnte mir auch eines der vielen Räder geben, die bei ihm in der Werkstatt stehen und ich bräuchte nichts dafür zu zahlen. So ein guter Mensch! Er bekommt natürlich trotzdem was, aber allein die Geste rührt und freut mich sehr.
Und jetzt: warten. Ablenken. Nachher versuchen zu schlafen. Warten.