Kalt, grau, ungemütlich. Die Tage sind wie Kaugummi: schon nach den ersten paar Mal kauen zäh und ohne wirklichen Geschmack.
Ich könnte an Webseiten rumbasteln, hab aber keine Motivation und keine Lust. Ich könnte auch gemütlich auf dem Sofa hocken und lesen, aber dabei schlaf ich bloß ein und dann bin ich nachts wach, das ist auch keine Lösung. Ich könnte Pläne machen, Fotos bearbeiten, Listen schreiben, dies und jenes tun oder alles auch lassen, weil es keinen Unterschied macht.
Mir fehlt … ja, was denn? (Doch, ich weiß schon, was. Ist aber völlig utopisch.) Und würde sich an meiner Unmotivation dann wirklich etwas ändern?
Ach, blöd.
Nachgereicht (aus mal wieder aktuellem Anlass): ein verzweifelter Rant.
Was mich neben all dem Lauten an meinen Obernachbarn noch so immens stört, ist, dass sie mir ungefragt ihr halbes Leben aufdrücken. Sie zwingen mich mit ihrer Rücksichtslosigkeit, mitzuerleben, was sie grade machen.
Ich muss ihre Musik mit hören, die ich furchtbar finde. Ich weiß, dass sie gleich essen werden, weil alles auf den Tisch geknallt wird und die Stühle über den Fussboden gezogen werden. Ich kriege mit, wenn sie sauber machen, weil der Staubsauger mit Karacho in jede Ecke und an jede Wand stößt. Ich erlebe jeden Wutanfall vom Kind mit und die gebrüllte Reaktion darauf. Ich weiß auch, wenn das Kind krank ist, weil es dann meistens irgendwann in der Nacht mit Geschrei aufwacht - und ich weiß, dass er davon genervt ist, weil er dann rummeckert. Nachts. In der gleichen Lautstärke, in der er das Kind tagsüber anmotzt. Ich weiß, wann sie abends aufräumt, weil sie dann von Zimmer zu Zimmer rennt (und anscheinend ihre Schuhe auch drinnen an behält). Ich höre und rieche, wenn sie Besuch haben und auf dem Balkon zum Rauchen hocken. Ich weiß, dass er es ist, der unten zum Haus rein kommt, weil er mit allem, was er in der Hand hat, gegen die Wand donnert (es ist sehr eng dort, weil ihr alter, nicht mehr benutzte Kinderwagen da immer noch steht) und alle Türen unten und oben zu schmeißt. Ich weiß sogar, wann er auf dem Klo war, weil er danach den Klodeckel einfach fallen lässt.
Ich will das alles aber nicht wissen. Es interessiert mich nicht. Es ist mir sogar scheißegal. Es sind keine Freunde, sie wohnen nur im gleichen Haus. Und selbst von Freunden würde ich ganz vieles gar nicht wissen wollen. Aber ich kann dem nicht entkommen, weil es ihnen scheißegal ist, ob und wer sie ertragen muss.
Warum es mich noch nervt: weil ich weiß, dass es anders sein kann. In den 35 Jahren, die ich hier lebe, hatte ich einige Obernachbarn. Nie, wirklich nie war jemand so laut, so rücksichtslos wie diese.
Oder hatte ich bisher einfach nur riesiges Glück?