Am 05. April 2018 hatte ich - nach einigen probatorischen Sitzungen - die erste “offizielle” Therapiestunde mit Frau S. Von den genehmigten 100 Stunden sind jetzt noch zwei übrig. Immer, wenn ich daran denke, rutscht mir für einen Moment das Herz weg. Wir werden danach zwar noch eine Handvoll Gesprächstermine haben (alle vier Wochen einen bis zum Herbst), aber kann ich denn wirklich jetzt schon alleine weiter gehen?
Und dann atme ich tief ein und aus, rufe die Zuversicht und den Mut und stopfe das Herz wieder zurück.
Es hat sich viel verändert — nein: ICH hab viel verändert, aber das war nur durch die Therapie möglich. Weil ich dort den Raum hatte, Gedanken und Gefühle laut auszusprechen und dadurch zu sortieren, sie auseinander zu nehmen, wieder zu er-leben und nochmal von einer anderen Seite anzuschauen und am Ende wegzupacken oder neu anzunehmen. Sie hat mich reden lassen und nur ab und zu etwas davon rausgepickt und wiederholt, was ihr besonders und wichtig schien. Sie hat mich nie bewertet und immer bestärkt. Sie hat mir die Zeit gegeben, die ich brauchte für die Veränderung. Ich war wütend, traurig, am Boden, glücklich, zuversichtlich, genervt, erstaunt und vieles mehr. Ich ging vor und zurück, habe Berge bezwungen und stürzte in tiefe Täler und war oft genug müde und zweifelte vor allem an mir. Und nach jeder Stunde war ich um wenigstens einen wichtigen Gedanken reicher.
Die größte Veränderung ist, dass ich mich heute um so viel mehr und besser annehmen kann, wie ich bin. Dass Igor und die Stimme im Kopf keine Feinde mehr sind. Dass ich ihnen etwas entgegen zu setzen habe und sie als mahnenden Teil von mir sehen kann.
Ich bin noch lange nicht am Ende, aber auf einem guten Weg. Auf MEINEM Weg.
Und das erste Mal war heute der Gedanke in meinem Kopf, dass ich nicht mehr immer nur auf das sehen möchte, was ich NICHT kann, sondern endlich wieder den Fokus auf das legen, was ich kann - und dass ich mir das zutraue. Noch nicht immer, aber immer öfter.