Gestern hab ich alle Termine für diese Woche abgesagt, auch wenn es nur gute sind: Igor braucht grade die volle Aufmerksamkeit, damit es nicht abwärts ins Loch geht. Der kleine schwarze Hund ist inzwischen wirklich zu einem Mahner geworden, der merkt, wenn ich unangenehme und schwierige Themen zu lange weg schiebe oder vielmehr in mich hinein fresse in der verrückten Hoffnung, dass sie sich von alleine lösen.
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Vor einigen Jahren hab ich auf Twitter Frau Paulchen und ihre Lyrischen Wochen und Monate entdeckt und begeistert mit gedichtet. Leider hat sie schon vor längerer Zeit damit aufgehört, aber jetzt hat eine der früheren Schreiberinnen wieder daran angeknüpft. Eine Woche lang hat sie Impulse gegeben, zu denen gedichtet werden konnte. Die sieben Impulse - Melancholie, Sehnsucht, Glück, Trauer, Geborgenheit, Angst und Freude - fühlten sich schwer und groß an, dennoch fiel mir zu allen irgendwann im Laufe des Tages etwas ein.
Nichts hingegen schrieb ich zur “Freude”. Da wollte bei allem Nachdenken einfach nichts kommen, da klang nichts Schreibwürdiges in mir.
Sicher gibt es Freude für mich, kleine wie große: Sonne auf goldenen Blättern, Natur zu erleben, Musik immer wieder, meine Liebsten zu sehen oder für Momente mit mir im Reinen zu sein. Aber noch immer hält dieses gute Gefühl nicht, reicht viel zu selten bis in die Tiefe, wird viel zu schnell zur Erinnerung und hat damit keine Chance, nachhaltig oder sogar ein Teil meiner Basis zu werden. Ich kann nicht darauf aufbauen, es ist einfach kein Grundgefühl.
Mir sind in meinem Leben nur wenige Menschen begegnet, die dieses positive Grundgefühl haben, die grundsätzlich optimistisch sind und so auch an (durchaus ja vorhandene) Probleme heran gehen. Die meisten hangeln sich doch irgendwie so durch und versuchen, ihr Leben so gut wie möglich zu meistern.
Soll das einfach so sein? Ist das so vorgesehen, dass wir von einer Hürde zur nächsten wandern, permanent Steine wegräumen, den Weg ebnen bis zum nächsten Felsen, der im Weg steht? Vermisse ich mit dem Glück etwas, was sowieso nicht von Dauer ist? Wäre ich vielleicht glücklicher oder zufriedener, wenn ich nicht darüber nachdächte? Aber wie könnte ich denn aufhören zu denken, zu fragen, zu sehnen. Dann wäre ich nicht mehr ich.
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“What would you do, if you had no fear?”
Diese Frage las ich heute bei jemandem auf Twitter. Ich habe keine und doch viel zu viele Antworten darauf.