Vielleicht ist das jetzt der Moment, wo es reicht. Eigentlich mag ich schon lange nicht mehr an diesem Ort sein, an dem mit Elon Musk ein Einzelner meint, alles bestimmen zu können - zumal der ja politisch und gesellschaftlich gesehen auf einer für mich völlig falschen Seite steht.
Lange Zeit wollte ich dennoch bleiben, aus verschiedenen Gründen; ich schrieb im Oktober schon einmal darüber, mochte mich dem Thema aber eigentlich nie stellen und hab den Beitrag darum erst heute (nachträglich) veröffentlicht.
An erster Stelle steht natürlich meine “bekloppte” Bubble, die ich nicht verlieren will. Die ich morgens beim Frühstück lese, die ich schon so lange begleite, der ich mich zugehörig fühle und die mir immer wieder Mut macht und Auftrieb gibt, wenn es bei mir mal wieder dunkel ist. Auch wenn ich so gut wie niemanden live kenne und viele nichts von mir wissen, sind es doch die, die mir am Herzen liegen und ohne die ich nicht sein möchte.
Extrem wichtig sind für mich aber auch all die klugen Menschen aus Politik, Wissenschaft, Gesellschaft & Kultur, von denen ich so viel gelernt habe und die ausdrücken, was ich denke. Hier lese ich, was in der Welt geschieht und hier bekomme ich alle Infos, die ich brauche, um mir eine Meinung zu bilden. Vor allem deswegen werde ich meinen Twitteraccount vorerst nicht löschen.
Inzwischen gab es aber so viele Änderungen an Funktionen und Optik, die einzig dem Spieltrieb und Verdienst des Besitzers dienen (wobei der Verdienst, so ein Pech, leider wohl ausbleibt, weil sehr viele Unternehmen nicht mehr auf Twitter werben wollen) und einfach nerven. Der neueste Streich ist die Umbenennung von “Twitter” in “X”. Ein Thread von Linda Yaccarino (Nachfolgerin von Elon Musk als Chief Executive Officer von X Corp., dem Anbieter von Twitter) verheißt weitere Entwicklungen in eine Richtung, die ich nicht mehr mitmachen will.
Darum ist es jetzt wohl an der Zeit, mir diesen anderen Ort doch so gut wie möglich einzurichten. Seit letztem Oktober (doch schon) April 2022 hab ich dort einen Account, hab mich umgesehen und ausprobiert, eine Handvoll Menschen von Twitter gefunden und dem Ding immer wieder neue Chancen gegeben. Ich mag da immer noch einiges nicht, aber es gibt wenigstens nicht ganz so vieles da, das ich ausblenden muss, um mich nicht permanent aufzuregen.
Kürzlich hab ich eine App für den Desktop gefunden, die es mir etwas leichter macht, weil sie das Mammut mit Hilfe eines Elches optisch in einen Vogel verwandelt. Ich bin ein visueller Mensch, ich brauche sowas.
Damit verändert sich jetzt ganz langsam auch mein Gefühl zu dem neuen “Fediverse” — die trotzige Abwehrhaltung weicht der Neugier. Ganz im Sinn von Open Software mache ich für mich daraus einen Ort, an dem ich mich wohl fühle, der vielleicht ein neues Zuhause wird. Ich nehme mir die Freiheit, bestimmte Begriffe zu ersetzen mit eigenen. Ich like, wenn ich etwas mag. Ich re-poste, was mir wichtig ist. Auch dort werde ich in meinem kleinen Tante-Emma-Laden stehen und Privates und Politisches schreiben und teilen. Nach und nach richte ich mich ein zwischen Listen, Filtern, Vorlieben und neuen Räumen. Ich bin glücklich über Jede*n, die*den ich dort aus meiner Familie wieder treffe und inzwischen auch gespannt auf neue Gesichter. Und vielleicht gewöhne ich mich ja allmählich sogar an ein paar dieser komischen Ausdrücke und finde raus, wie das da funktioniert.