24-07-2023 Abschied von Twitter

Viel­leicht ist das jetzt der Moment, wo es reicht. Eigent­lich mag ich schon lange nicht mehr an die­sem Ort sein, an dem mit Elon Musk ein Ein­zel­ner meint, alles bestim­men zu kön­nen - zumal der ja poli­tisch und gesell­schaft­lich gese­hen auf einer für mich völ­lig fal­schen Seite steht.
Lange Zeit wollte ich den­noch blei­ben, aus ver­schie­de­nen Grün­den; ich schrieb im Okto­ber schon ein­mal dar­über, mochte mich dem Thema aber eigent­lich nie stel­len und hab den Bei­trag darum erst heute (nach­träg­lich) veröffentlicht.

An ers­ter Stelle steht natür­lich meine “bekloppte” Bubble, die ich nicht ver­lie­ren will. Die ich mor­gens beim Früh­stück lese, die ich schon so lange begleite, der ich mich zuge­hö­rig fühle und die mir immer wie­der Mut macht und Auf­trieb gibt, wenn es bei mir mal wie­der dun­kel ist. Auch wenn ich so gut wie nie­man­den live kenne und viele nichts von mir wis­sen, sind es doch die, die mir am Her­zen lie­gen und ohne die ich nicht sein möchte. 

Extrem wich­tig sind für mich aber auch all die klu­gen Men­schen aus Poli­tik, Wis­sen­schaft, Gesell­schaft & Kul­tur, von denen ich so viel gelernt habe und die aus­drü­cken, was ich denke. Hier lese ich, was in der Welt geschieht und hier bekomme ich alle Infos, die ich brau­che, um mir eine Mei­nung zu bil­den. Vor allem des­we­gen werde ich mei­nen Twit­ter­ac­count vor­erst nicht löschen.

Inzwi­schen gab es aber so viele Ände­run­gen an Funk­tio­nen und Optik, die ein­zig dem Spiel­trieb und Ver­dienst des Besit­zers die­nen (wobei der Ver­dienst, so ein Pech, lei­der wohl aus­bleibt, weil sehr viele Unter­neh­men nicht mehr auf Twit­ter wer­ben wol­len) und ein­fach ner­ven. Der neu­este Streich ist die Umbe­nen­nung von “Twit­ter” in “X”. Ein Thread von Linda Yac­ca­rino (Nach­fol­ge­rin von Elon Musk als Chief Exe­cu­tive Offi­cer von X Corp., dem Anbie­ter von Twit­ter) ver­heißt wei­tere Ent­wick­lun­gen in eine Rich­tung, die ich nicht mehr mit­ma­chen will. 

Darum ist es jetzt wohl an der Zeit, mir die­sen ande­ren Ort doch so gut wie mög­lich ein­zu­rich­ten. Seit letz­tem Okto­ber (doch schon) April 2022 hab ich dort einen Account, hab mich umge­se­hen und aus­pro­biert, eine Hand­voll Men­schen von Twit­ter gefun­den und dem Ding immer wie­der neue Chan­cen gege­ben. Ich mag da immer noch eini­ges nicht, aber es gibt wenigs­tens nicht ganz so vie­les da, das ich aus­blen­den muss, um mich nicht per­ma­nent auf­zu­re­gen.
Kürz­lich hab ich eine App für den Desk­top gefun­den, die es mir etwas leich­ter macht, weil sie das Mam­mut mit Hilfe eines Elches optisch in einen Vogel ver­wan­delt. Ich bin ein visu­el­ler Mensch, ich brau­che sowas.

Damit ver­än­dert sich jetzt ganz lang­sam auch mein Gefühl zu dem neuen “Fedi­verse” — die trot­zige Abwehr­hal­tung weicht der Neu­gier. Ganz im Sinn von Open Soft­ware mache ich für mich dar­aus einen Ort, an dem ich mich wohl fühle, der viel­leicht ein neues Zuhause wird. Ich nehme mir die Frei­heit, bestimmte Begriffe zu erset­zen mit eige­nen. Ich like, wenn ich etwas mag. Ich re-poste, was mir wich­tig ist. Auch dort werde ich in mei­nem klei­nen Tante-Emma-Laden ste­hen und Pri­va­tes und Poli­ti­sches schrei­ben und tei­len. Nach und nach richte ich mich ein zwi­schen Lis­ten, Fil­tern, Vor­lie­ben und neuen Räu­men. Ich bin glück­lich über Jede*n, die*den ich dort aus mei­ner Fami­lie wie­der treffe und inzwi­schen auch gespannt auf neue Gesich­ter. Und viel­leicht gewöhne ich mich ja all­mäh­lich sogar an ein paar die­ser komi­schen Aus­drü­cke und finde raus, wie das da funktioniert.

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