Es gibt grade nichts zu schreiben, sagen, mitteilen. Ich bin müde, physisch und psychisch. Ein kurzer Ausflug an den Hafen letzten Donnerstag nach der Therapie war wunderschön, aber körperlich sehr anstrengend. Noch dazu hab ich das Knie letztens irgendwann komisch verdreht, seitdem tut es wieder weh beim Gehen.
Im Tagebuch der Corona-App ist überdeutlich zu sehen, wie isoliert ich lebe, auch das macht müde. Die Tage wiederholen sich im Einerlei, manchmal frage ich mich beim Ins-Bett-Gehen am Abend, was ich eigentlich gemacht hab die ganze Zeit, aber da war eben nichts.
Seit einem Jahr ist das Virus hier bei uns und die Entscheidungsträger:innen in der Politik kriegen es nicht geregelt, gemeinsam dagegen vorzugehen, weil JedeR seine eigene Suppe kochen muss, auf Biegen und Brechen. Ich bin es so leid.
Gelesen: Corona-Lockdown in Neuseeland.
Während deutsche Politiker oft sagen, man müsse an die Maßnahmen “noch mal rangehen” und sie “nachschärfen”, als seien sie ein etwas stumpfes Schwert, das in den Schleifservice gehört, war die Maßnahmenklinge in Neuseeland so scharf, dass man sich verletzt hätte, wäre man “noch mal rangegangen”.
Nach sieben Wochen hatte Neuseeland Corona beseitigt. Statt Kurvendiskussionen zu führen, hatte man die Infektionszahlen auf Null gedrückt, und so haben wir die vergangenen Monate eine eigenartige Parallelexistenz im Vergleich zum Rest der Welt geführt.
In Neuseeland hat man es, was die Arbeitswelt angeht, nie bei Empfehlungen belassen. Das Homeoffice wurde nicht angeraten, es wurde verhängt. Abgesehen von Ärztinnen, Apothekern und Supermarktmitarbeitern war es Menschen schlichtweg untersagt, zur Arbeit zu gehen. Selbst Baustellen lagen brach. Wirtschaftsinteressen und die Sorge um Gesundheit wurden nicht als Gegensätze gesehen, sondern man vertrat die Meinung, dass der Ökonomie nichts mehr hilft als die Beseitigung des Virus. Und tatsächlich steht die neuseeländische Wirtschaft nach starken Einbußen wieder sehr gut da.
So geht das. Aber hier zählt ja die Wirtschaft mehr als die Menschen.