25-02-2023 Wenn das Nein ein Ja ist

Du machst deine Ent­schei­dung zu der rich­ti­gen Ent­schei­dung, indem du dich entscheidest.

(Freun­din D. im Chat gestern)

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Nach eini­gen Tagen mit Bauch­schmer­zen, schlech­tem Schlaf, end­los krei­sen­den Gedan­ken und vie­len Zwei­feln hab ich jetzt die hof­fent­lich rich­tige Ent­schei­dung getrof­fen, das Ehren­amt, für das ich mich bewor­ben hatte, nicht anzu­tre­ten.
Aber der Reihe nach.

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Letz­ten Diens­tag traf ich mich also mit B., einem der Vor­sit­zen­den des Ver­eins. Ein sehr sym­pa­thi­scher Mann, der an diver­sen Stel­len gleich­zei­tig agiert und viel­leicht darum etwas chao­tisch wirkt. Wir spra­chen über mich, meine Ver­gan­gen­heit und Gegen­wart, meine Vor­stel­lung, was ich tun kann und will. Er erzählte vom Ver­ein, zeigte mir das Backend von der Web­seite und die diver­sen zusätz­li­chen Anwen­dun­gen, mit denen da gear­bei­tet wird (News­let­ter, Daten­bank, Spen­den­samm­lung u.a.).
Das war ein wirk­lich tol­les, anre­gen­des Gespräch, er hat sich viel Zeit genom­men, die Atmo­sphäre war locker und ange­nehm. Was mich etwas störte, war, dass die Auf­ga­ben irgend­wie vage blie­ben. “Da könn­test du was machen oder viel­leicht da und hier gäbe es auch noch was oder viel­leicht lie­ber dort?” So viele Mög­lich­kei­ten, mich ein­zu­brin­gen, aber eben nichts konkretes.

Am Abend kam bereits die erste Mail mit Infos, einem E-Mail-Account beim Ver­ein, einem ande­ren anzu­le­gen­den für den inter­nen Chat, der Zugang zu einem Teil­be­reich vom WP Backend. Und da war ich dann erst­mal über­for­dert. Was für ein Chaos.
X Sei­ten und Bei­träge im Ent­wür­fe­ord­ner, zum Teil seit 2 Jah­ren. Uralte Kom­men­tare, die nie frei­ge­ge­ben, aber auch nicht gelöscht wur­den. Nicht aktua­li­sierte Plug­ins. Yoast SEO wurde instal­liert, aber kom­plett igno­riert. Noch dazu wurde nie umge­stellt vom Clas­sic Edi­tor auf Guten­berg, die ganze Seite aber mit dem Theme “Enfold” gebaut, was ja selbst ein Page Buil­der ist. Viele der Sei­ten beinhal­ten also Teile aus allen drei Ele­men­ten, was natür­lich zu einem heil­lo­sen Durch­ein­an­der führt. Das sieht man auf der Web­site selbst nicht, aber es macht das arbei­ten eben schwer.
Es gab noch einen ande­ren Web­wor­ker, der sich gemel­det hat für das Ehren­amt, der meinte wohl sofort, dass er die Seite kom­plett neu bauen würde. Nach­dem ich das Backend gese­hen hab, stimme ich dem zu 100% zu. Jemand muss da echt mal grün­dich auf­räu­men — aber ich bin das nicht. Noch ein­mal kann ich mich nicht mit Kraft und Herz­blut in ein Pro­jekt wer­fen, das bekommt mei­ner Depres­sion nicht.

Wo das eine also wirk­lich eine Num­mer zu groß ist für mich, sind andere Auf­ga­ben aber zu klein. Zwi­schen­durch mal Kor­rek­tur zu lesen oder einen News­let­ter zu lay­ou­ten reicht mir nicht. Alle paar Wochen oder Monate nur eine Klei­nig­keit zu machen, kann ich mir nicht vor­stel­len. Was, wenn da grade Igor zu Besuch ist? Den kann ich nun­mal nicht abstim­men darauf. 

Schwe­ren Her­zens hab ich also heute bei B. abge­sagt. Er hat schnell reagiert, alles gut, kein Pro­blem und ich kann mich ja noch­mal mel­den, wenn sich was bei mir ändert. Wer weiß, was im Leben so alles passiert.

(Aber die Auf­re­gung beim Schrei­ben und vor allem Absen­den der Mail! Immer wie­der muss ich es mir wie ein Man­tra vor­sa­gen: ich bin nie­man­dem was schul­dig, ich muss mich nicht recht­fer­ti­gen oder ent­schul­di­gen, ich sorge für mich und meine Gesund­heit, ich tue, was mir gut tut. Das alte Mus­ter, das mir ein­re­det, dass ich immer per­fekt sein muss, dass ich nie jeman­den ent­täu­schen darf, dass ich schlecht bin, wenn ich was nur für mich mache etc., das sitzt ganz tief.)

Aber auch ein Nein kann ein Ja sein. Die Ent­schei­dung gegen etwas bringt mich auch wei­ter, weil ich dann weiß, was ich nicht will. Und bei allem Über­le­gen ist mir klar gewor­den: ich will weder eine große Auf­gabe noch eine unre­gel­mä­ßige, son­dern eine kleine, regel­mä­ßige. Am liebs­ten wären mir abge­schlos­sene Pro­jekte, aber etwas dau­er­haf­tes käme auch in Frage, wenn es nicht mehr als ca. 3 bis 5 Wochen­stun­den Arbeit braucht und klar struk­tu­riert ist. Ich glaube, damit könnte ich umge­hen, auch in einer nicht guten Phase.

Und jetzt hab ich etwas mehr Zeit, meine Job-Web­site neu zu machen (das alte Theme ist lei­der nicht mehr kom­pa­ti­bel mit der neuen PHP-Ver­sion), den Lebens­lauf rich­tig gut zu gestal­ten und mich in Ruhe nach ande­ren ehren­amt­li­chen Auf­ga­ben umzu­se­hen. Es gibt wel­che für mich, da bin ich sicher.
Was mir diese Aktion gebracht hat, ist auf jeden Fall das: ich hab einen ers­ten Schritt nach drau­ßen gewagt. Ich hab mich getraut, mich zu zei­gen (und kam, laut B., “sehr sym­pa­thisch” an)! Und ich hab - s.o. - eine deut­li­chere Vor­stel­lung, was ich will. Alleine dafür hat sich alles gelohnt.

Ja, es ist gut.

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