Und immer wieder ist da das Gefühl, so lange schon, dass ich nirgends mehr dazu gehöre. Da sind zwar vereinzelt wunderbare, wohltuende Kontakte, aber das große Ganze fehlt. Ich bin in keine Gemeinschaft mehr eingebunden, ich bin immer einzeln und viel zu oft allein.
In meinem Leben gab es verschiedene Gruppen, von denen ich eine Weile ein Teil war – Schulfreund:innen, Kommiliton:innen, meine eigenen Musikschüler:innen, der Chor, die Elternbeiräte in den Schulen der Tochter, zuletzt die Kolleg:innen im alten Job –, aber ich war nie mitten drin, nie wirklich wichtig. Ich hätte nirgends wirklich gefehlt. Und so ist es heute immer noch.
Ich bin in der Mittwochsgruppe und ich bin online in meiner kleinen Blase präsent, aber eigentlich bin ich ein Niemand. Ohne mich wäre es nicht schlechter und kaum jemand würde mich länger vermissen.
Das hat nichts damit zu tun, dass man:frau mich nicht mögen würde. Ich weiß, dass es da ein paar gibt. Auch wenn ich es nicht mehr gerne mache, bin ich immer noch gut in Smalltalk und komme schnell mit fremden Menschen in Kontakt. Aber anscheinend hinterlasse ich keinen nachhaltigen Eindruck. Ich stehe am Rand, ich präsentiere mich nicht, ich dränge mich nicht nach vorne. Wenn andere lauter sind, werde ich leiser. So jemand wird dann eben übersehen. So jemand geht am Ende wieder alleine nach Hause.
Ich weiß nicht, woran es liegt und was ich ändern müsste. Mein Leben lang hab ich erlebt, dass Freund:innen eine Weile da waren und irgenwann einfach weiter zogen, als wäre ich nur so eine Zwischenstation gewesen. Eine nette Begleitung für ein Stück Weg, mehr nicht. Immer wieder stand ich da und wunderte mich über den leeren Platz, wo doch grade noch jemand war. Was hab ich gemacht, dass sie gingen? Was hab ich versäumt, um sie zu halten? Ich hab es nie rausgefunden.
Die Menschen da draußen sind immer nur am reden. Sie sitzen da und reden und lachen und übertönen sich, weil alle was zu sagen haben und was sagen wollen. Und ich sitze in meiner Wohnung und bin wütend und möchte dazwischen brüllen, dass sie doch bitte alle mal leise sein sollen.
Aber: bin ich vielleicht einfach neidisch? Ärgert mich das so sehr, weil ich so etwas eben nicht habe? Würde ich sonst auch da sitzen und reden und lachen und die Gemeinschaft genießen? Der Anblick der fröhlichen Menschen macht mir jedes Mal wieder bewußt, wie sehr mir das fehlt. Teil einer Gruppe zu sein. Gesehen, gehört zu werden. Wichtig zu sein.
Wird das so bleiben für den Rest? Kann man:frau alleine überleben? Oder werde ich irgendwann noch einmal eine kleine Gemeinschaft finden, zu der ich dazu gehören kann?
(Für D.: das alles hat nichts mit dir, mit uns zu tun. Ich liebe, was wir miteinander haben. Das andere ist was anderes, du weißt. 😘)