25-07-2021 Allein

Und immer wie­der ist da das Gefühl, so lange schon, dass ich nir­gends mehr dazu gehöre. Da sind zwar ver­ein­zelt wun­der­bare, wohl­tu­ende Kon­takte, aber das große Ganze fehlt. Ich bin in keine Gemein­schaft mehr ein­ge­bun­den, ich bin immer ein­zeln und viel zu oft allein.

In mei­nem Leben gab es ver­schie­dene Grup­pen, von denen ich eine Weile ein Teil war – Schulfreund:innen, Kommiliton:innen, meine eige­nen Musikschüler:innen, der Chor, die Eltern­bei­räte in den Schu­len der Toch­ter, zuletzt die Kolleg:innen im alten Job –, aber ich war nie mit­ten drin, nie wirk­lich wich­tig. Ich hätte nir­gends wirk­lich gefehlt. Und so ist es heute immer noch.
Ich bin in der Mitt­wochs­gruppe und ich bin online in mei­ner klei­nen Blase prä­sent, aber eigent­lich bin ich ein Nie­mand. Ohne mich wäre es nicht schlech­ter und kaum jemand würde mich län­ger vermissen.

Das hat nichts damit zu tun, dass man:frau mich nicht mögen würde. Ich weiß, dass es da ein paar gibt. Auch wenn ich es nicht mehr gerne mache, bin ich immer noch gut in Small­talk und komme schnell mit frem­den Men­schen in Kon­takt. Aber anschei­nend hin­ter­lasse ich kei­nen nach­hal­ti­gen Ein­druck. Ich stehe am Rand, ich prä­sen­tiere mich nicht, ich dränge mich nicht nach vorne. Wenn andere lau­ter sind, werde ich lei­ser. So jemand wird dann eben über­se­hen. So jemand geht am Ende wie­der alleine nach Hause.

Ich weiß nicht, woran es liegt und was ich ändern müsste. Mein Leben lang hab ich erlebt, dass Freund:innen eine Weile da waren und irgen­wann ein­fach wei­ter zogen, als wäre ich nur so eine Zwi­schen­sta­tion gewe­sen. Eine nette Beglei­tung für ein Stück Weg, mehr nicht. Immer wie­der stand ich da und wun­derte mich über den lee­ren Platz, wo doch grade noch jemand war. Was hab ich gemacht, dass sie gin­gen? Was hab ich ver­säumt, um sie zu hal­ten? Ich hab es nie rausgefunden.


Die Men­schen da drau­ßen sind immer nur am reden. Sie sit­zen da und reden und lachen und über­tö­nen sich, weil alle was zu sagen haben und was sagen wol­len. Und ich sitze in mei­ner Woh­nung und bin wütend und möchte dazwi­schen brül­len, dass sie doch bitte alle mal leise sein sol­len.
Aber: bin ich viel­leicht ein­fach nei­disch? Ärgert mich das so sehr, weil ich so etwas eben nicht habe? Würde ich sonst auch da sit­zen und reden und lachen und die Gemein­schaft genie­ßen? Der Anblick der fröh­li­chen Men­schen macht mir jedes Mal wie­der bewußt, wie sehr mir das fehlt. Teil einer Gruppe zu sein. Gese­hen, gehört zu wer­den. Wich­tig zu sein.

Wird das so blei­ben für den Rest? Kann man:frau alleine über­le­ben? Oder werde ich irgend­wann noch ein­mal eine kleine Gemein­schaft fin­den, zu der ich dazu gehö­ren kann?


(Für D.: das alles hat nichts mit dir, mit uns zu tun. Ich liebe, was wir mit­ein­an­der haben. Das andere ist was ande­res, du weißt. 😘)