Eigentlich weiß ich es ja und stelle es doch immer wieder mit Erstaunen fest: nach einer langen Pause braucht es ganz schön viel Überwindung (und Disziplin), das Schreiben wieder zur Normalität werden zu lassen. Allerdings nicht, weil mir das Formulieren meiner Gedanken schwer fallen würde, sondern weil ich jedes Mal das Gefühl beiseite schieben muss, dass es doch sicher sowieso niemanden interessiert, was ich zu sagen habe. Dabei schreib ich doch zu allererst für mich. Vielleicht sollte ich mir das mal merken. Oder aufschreiben.
Die vergangene Woche war voll und ich entsprechend müde, aber dafür sind wieder wichtige Dinge erledigt.
Der Sperrmüll aus meiner Wohnung ist tatsächlich weg *juhuuu* und die Kammer wieder ordentlich. Den Muskelkater nach der Aufräumaktion hab ich schon vergessen. Dass jetzt hinter mir im Arbeitszimmer eine große leere Fläche ist, fühlt sich noch ungewohnt, aber verdammt gut an.
Dann läuft zu Ende Oktober die jährliche Bewilligung für das HilfeDings aus und muss darum jetzt neu beantragt werden. Meine Bezugsfrau schreibt das ganze Ding immer behördengerecht vor, aber am Ende entscheide doch ich, was da drin steht und was vielleicht lieber nicht, weil es zu persönlich ist. Dieses Jahr war es ziemlich knapp von der Zeit, aber ich hab es doch rechtzeitig am Donnerstag geschafft, die 13 Seiten zu bearbeiten und die Korrekturfassung an Frau R. zurück zu schicken.
Das ist gar nicht so einfach: sich quasi von außen anzugucken und zu beschreiben, was im vergangenen Jahr alles passiert ist, wo ich Fortschritte erzielt hab und wo ich weiter Unterstützung brauche. Es tut aber irgendwie auch gut, denn da gab es ja Fortschritte.
Und dann war da noch eine unerwartet gute Mittwochsgruppe, denn eine Frau aus der Angehörigengruppe war (zum dritten Mal) da und brachte ein Thema mit in die Runde. Grade an diesem Morgen hatte ich noch gedacht, dass genau das mir fehlt: ein roter Faden oder ein bestimmtes Thema, über das wir uns austauschen - auch mit professioneller Begleitung und Moderation. Kaffeekränzchen mit spontanen Gesprächen sind ja nett und unsere beiden Leiterinnen sind prima Frauen, die ich beide sehr mag, aber mir ist da oft zu wenig Leitung. Das hab ich dann auch gesagt: dass ich mir auf Dauer mehr wünsche. Nun gibt es für nächste Woche ein Thema, das aber beim genaueren Hingucken auch wieder eher so larifari ist (“bringt mit, was euch gefällt - Papier, Farben, Material - und wir gestalten gemeinsam etwas daraus”).
Wenigstens steht aber fest, dass die Angehörigengruppenfrau regelmäßig einmal im Monat kommt, das find ich sehr gut. Sie ist dabei sowas wie eine Vermittlerin: wir sagen, wie es uns als Betroffene zu bestimmten Themen geht, sie bringt die Sicht der Angehörigen dazu und trägt unsere dann wieder zurück in ihre Gruppe. Auf diese Weise findet - so die Intension und Hoffnung - eine Annäherung statt, die allen Beteiligten hilft.
Ganz geheim ist bisher noch, dass es demnächst vielleicht eine Fotogruppe beim HilfeDings geben soll. Ich hab unter der Hand großes Interesse angemeldet. Das wäre sooooo toll! Ich fotografiere ja schon lange gerne, fange aber jetzt erst an, bewußt Motive zu suchen, die mal ein wenig anders sind als die immer gleichen Landschaften - und da fehlen mir einfach noch viele Kenntnisse, Tipps und Tricks. Ich würde mich super gerne über sowas austauschen und auch zusammen mit einer Handvoll Menschen unterwegs sein dafür. (Hört, hört! :-))
Gedrückte Daumen für das Zustandekommen der Gruppe sind herzlich willkommen!
Jetzt hab ich mich wunderbar eine Weile davon abgelenkt, dass heute Bundestagswahl ist und in wenigen Stunden fest steht, ob dieser unerträgliche Hanswurst aus NRW neuer Kanzler wird und unser Land mit Volldampf und dümmlichen Grinsen an die Wand fährt oder ob wir mit der blassgrauen, aalglatten Alternative leben müssen und die ganzen Steuerskandale mit Sicherheit nie aufgeklärt werden und sich auch sonst nicht wirklich viel ändert, weil die alten weißen Männer immer noch in der Überzahl sind. Pest oder Cholera: welche Tür wählen wir?
Dennoch hoffe ich im Stillen, wenigstens noch für diese eine letzte Stunde, dass es genug vernünftige Menschen in Deutschland gibt und die Grünen wenigstens eine Regierungsbeteiligung bekommen. Eine grün-rot-rote Koalition wird wohl Utopie bleiben, zumindest bis die ganzen Altwähler ausgestorben sind. Hoffentlich machen es die Kinder und Enkel besser.
Aber ganz ehrlich: ich hab ne Scheißangst, wie das hier weiter geht.
P.S. Noch ist nicht ganz klar, ob die alte Pestcholerasuppe in der Cholerapestvariante aufgewärmt wird oder ob die Grünen doch irgendwo mitmischen dürfen. Es sind zu diesem Zeitpunkt (22:00 Uhr) noch nicht alle Briefwahlstimmen ausgezählt.
Fest steht allerdings, dass ich dank des Retweets der taz heute den Tweet mit so ziemlich den meisten Likes hatte. 🙂
Ich drücke ganz fest die Daumen für die Fotogruppe. Und für die Wahlen eh. Aber ach, ich weiß … ja auch nicht. ((( <3 )))
Danke, meine Liebste! <3