26-11-2023 Neue Routinen etablieren

Dass ich mich irgend­wie kör­per­lich betä­ti­gen muss, wenn ich wie­der fit­ter wer­den und abneh­men will, steht außer Frage. Dass ich alles, was mit Sport zu tun hat, mit jeder Faser und jedem Mus­kel mei­nes Kör­pers hasse, ist eben­falls Tat­sa­che. Irgendwo dazwi­schen muss ich also wohl einen Kom­pro­miss finden.

Immer wie­der komme ich bei sol­chen Über­le­gun­gen zurück zu der Zeit in Malente und frage mich: was war damals so gut, was hat mir gehol­fen? In Bezug auf die Bewe­gung war das Wich­tigste, dass ich einen fes­ten Zeit- bzw. Stun­den- und Wochen­plan hatte. Diens­tags um 10 Uhr war Aqua­gym­nas­tik, Frei­tags um 13 Uhr Ergo­me­ter­gruppe, dazwi­schen zwei (wöchent­lich wech­selnde, aber fixe) Ter­mine, an denen ich alleine im Gerä­te­raum war und machen konnte, was ich wollte. Natür­lich hat mich nie­mand gezwun­gen, diese Ter­mine ein­zu­hal­ten, aber mir war auch klar, dass sie sein müs­sen und ich hab sie wahr genom­men.
Vor allem die Grup­pen waren gut, weil ich nicht alleine kämp­fen musste und weil wir uns gegen­sei­tig ange­spornt haben. Das fehlt mir hier zuhause sehr. Mein eige­ner Ehr­geiz, beim Sport bestimmte Ziele zu errei­chen, ist ver­schwin­dend klein. Was mich ret­tet, ist das dage­gen stark aus­ge­prägte Bedürf­nis nach run­den Zah­len. Ich fahre keine 9einhalb Minu­ten, son­dern quäle mich lie­ber bis zur 10. Bei 4,7 km kann ich nicht auf­hö­ren, ich fahre dann wei­ter bis 5 km. Sowas hilft, erhöht den Spaß­fak­tor aber nicht im geringsten.

Ich brau­che also - wenn ich hier schon keine Gruppe habe - einen Plan, eine Rou­tine. Etwas, wor­über ich nicht nach­denke, was ein­fach dazu gehört. Im Laufe eines Tages hab ich genau ein­mal eine Rou­tine und das ist am Mor­gen.
Ich stehe auf, geh aufs Klo, schiebe an Tagen ohne Ter­min Bröt­chen in den Ofen, dusche, setze Kaf­fee auf, stell den Com­pu­ter an, zieh meine beque­men Zuhause-Kla­mot­ten an, richte das Früh­stück, setze mich damit an den Rech­ner und früh­stü­cke, wäh­rend ich meine Social Media Kanäle nach­lese. Das mache ich jeden Mor­gen und in immer der glei­chen Rei­hen­folge. Danach fängt der indi­vi­du­elle Teil des Tages an: ent­we­der muss ich los oder ich hab “frei” und mache diver­sen Kram. Wann ich nach Ter­mi­nen nach Hause komme, ist unter­schied­lich, meis­tens bin ich danach müde und hung­rig und mag nichts mehr tun. An den ande­ren Tagen bin ich beschäf­tigt mit Zeug und denke nicht an Sport oder so. Abends mag ich nicht mehr aufs Rad.
Bei mei­ner Über­le­gung spielt auch eine Rolle, dass ich nicht schwit­zen mag und, falls es doch so ist, danach schnell und unbe­dingt unter die Dusche muss. Ich hab aber auch keine Lust, mich dau­ernd umzu­zie­hen je nach Akti­vi­tät. Mor­gens in die Kla­mot­ten, dann wie­der raus und in Sport­kla­mot­ten (die ich durch­schwit­zen kann), dann da raus und unter die Dusche, dann wie­der rein in nor­male Kla­mot­ten … das ist mir alles zu umständ­lich und irgend­wie lächer­lich.
Eigent­lich will ich gar nicht über das alles nach­den­ken. Aber wenn es schon sein muss, dann scheint mir am logischs­ten, dass ich die­ses Sport­dings in die Mor­gen­rou­tine einbaue. 

Seit letz­tem Sams­tag ist dies der Ablauf: ich stehe auf, geh aufs Klo, ziehe mir Unter­büxe, Shirt und Sport­hose (jaha, ich hab sowas!!) an, fahre den Rech­ner hoch, damit ich ein schö­nes Foto sehe, falls ich die Augen auf bekomme und setze mich dann ohne nach­zu­den­ken auf den Ergo­me­ter, wo ich z.Zt. - je nach­dem, wel­che Zahl zuerst rund wird - 5 km, 15 Minu­ten oder wenn ich rich­tig gut bin noch län­ger strample. Danach hake ich im Kalen­der ab, dass ich trai­niert habe und beru­hige mei­nen Puls dabei, dann geht es raus aus den müf­feln­den Kla­mot­ten und end­lich unter die Dusche. Der Rest ist dann wie oben beschrie­ben. An immer­hin 4 von 7 Tagen hab ich es so geschafft und damit mein selbst gesteck­tes Wochen­ziel erreicht.

Ist das jetzt gut? Ich weiß es nicht. Wenn ich mir vor­stelle, das die nächs­ten JAHRE! durch­zu­zie­hen, wird mir schwin­de­lig und ich möchte wei­nen und schreien, weil es im Zusam­men­hang mit mir ein­fach so absurd ist. Nein, es ist nicht unend­lich schwer, es ist schon irgend­wie zu machen und es dau­ert ja auch nur eine Vier­tel­stunde län­ger als sonst, aber dass das ab jetzt und für immer zu mei­nem Mor­gen­ri­tual gehö­ren soll … ich weiß nicht. Das bin ich eigent­lich nicht und es fühlt sich an wie Betrug an mir selbst. Ich bin doch in Wirk­lich­keit viel mehr so wie da oben auf dem Foto: das Fahr­rad als beque­mes Fort­be­we­gungs­mit­tel nut­zen, um an einen Platz zu kom­men, an dem ich sit­zen und die Aus­sicht genie­ßen kann. Ob ich mich wirk­lich an das andere gewöh­nen kann und werde?

(Selbst meine Waage weiß nicht, was sie davon hal­ten soll und zeigt mehr als vor­her an. Das aller­dings könnte auch an der Tüte Erd­nuss­flips lie­gen, die mir am Don­ners­tag in den Ein­kaufs­korb geflo­gen sind.)

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