Dauerte mir letztens die terminfreie Zeit schon fast zu lang, ist diese Woche wieder so voll, dass ich jetzt am Ende ohne Energie bin und am liebsten noch zwei Tage durchschlafen möchte.
Müde, angestrengt, ausgepowert. Will niemanden sehen, nicht reden, kaum schreiben, kann trotzdem den Kopf nicht abstellen außer durch Schlaf. Der Körper braucht elend lange, sich zu regenerieren. Gestern hat die Kraft grade mal dazu gereicht, die Haare am Küchenwaschbecken zu waschen, heute war ich immerhin wieder unter der Dusche. Aber bewegen tut weh, gehen tut weh, zu lange liegen auch.
Leider sind die Nächte zur Zeit schlecht, insgesamt gesehen. Dank Melatonin klappt das Einschlafen ganz gut, die ersten 4 bis 5 Stunden schlafe ich fest und tief. Danach wache ich jede Stunde auf, drehe mich um, schlafe weiter und träume heftig, wache auf, drehe mich um, schlafe und träume weiter usw. usf., immer im Kreis. Wenn das Obernachbarelefantenjunge mit seinem Scheissgetrampel dazu kommt, bin ich beim Aufwachen nicht nur gerädert, sondern auch genervt. Das ist alles nicht wirklich gut, aber ich kann nichts ändern.
(Ja, klar, ich könnte gleichzeitig mit dem Kind abends um zehn ins Bett gehen, dann wäre ich um halb acht auch ausgeschlafen, aber dann würde ich den ganzen Vormittag dödelig und unsinnig rumsitzen, denn ich bin kein Morgenmensch und werde es auch nie mehr sein in diesem Leben. Also nein, das ist keine Alternative.)
Ich will hier weg. Will keine fremden Menschen mehr erdulden müssen. Will meine Ohren nicht mehr verschließen müssen vor unnatürlichem Lärm, der immer schlimmer wird. Will meine Kraft nicht immer dafür verbrauchen müssen, das Schlechte wegzudrücken.
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Die Mittwochsgruppe hat sich vergrößert: Eine, die im letzten Jahr aus persönlichen Gründen nur sporadisch kam, ist jetzt wieder immer dabei. Ich finde das schön, weil ich sie sehr gerne mag. Eine andere ist vor kurzem neu dazu gekommen und war diese Woche das dritte Mal dabei. Wenn beide Betreuerinnen da sind, sitzen also 7 Frauen in der Runde und ich merke, dass ich an meine Grenze komme, was Aufmerksamkeit und Energie betrifft. Und wenn dann noch persönliche Befindlichkeiten besprochen werden und Jede will (und soll) was dazu sagen, dann wird es - für mich - richtig anstrengend, auch wenn das Gespräch so wie letzten Mittwoch positiv verläuft und gut endet.
Aber vielleicht brauche ich auch einfach nur Zeit, mich daran zu gewöhnen. Die Fahrten mit Bus&Bahn gehen ja inzwischen auch schon viel leichter als am Anfang.
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Und dann war da noch am Freitag der Ausflug nach Travemünde, organisiert vom Hilfe-Dings; mitgekommen sind wir vier von der Mittwochsgruppe (ohne die Neue), 2 weitere Klient:innen, 2 Betreuer:innen und Mila: die Hündin, die letztes Jahr schon im Wildpark mit dabei war.
Gestartet sind wir um 10 Uhr, alles hat gut geklappt, wir saßen zusammen in zwei Vierer-Gruppen im Zug und freuten uns auf einen schönen, hoffentlich trockenen Tag am Meer an der See (sorry, die “Badewanne” ist nett, verdient aber die Bezeichnung “Meer” nicht).
In Lübeck hätten wir gemütliche 13 Minuten zum Umsteigen gehabt, die waren aber mit allen Verspätungen ziemlich zusammen geschrumpft. Offensichtlich hat das aus der Gruppe jemand nicht mitbekommen und dann auch nicht auf Uhr und Anzeige geguckt und ist gemütlich Richtung Ausgang geschlendert. Tja, da war der Zug weg und es gab mal wieder eine Stunde blöd rum zu sitzen. Das macht auf dem Vorplatz vom Bahnhof nicht wirklich Spaß. Wenigstens war der Kaffee gut.
Eine Stunde später als geplant kamen wir also in Travemünde an; es war bei bedecktem Himmel zwar trocken, aber auch sehr warm und schwül. Gut, dass ich meine kurze Leggins und ein ärmelloses Shirt dabei hatte und mich gleich umziehen konnte. Alle zusammen sind wir dann auf der Promenade bis zum Hundestrand gegangen, weil Mila sonst nirgendwo frei laufen oder ans Wasser durfte. Pech nur, dass der Strand nicht wirklich schön zum Sitzen war. Ich glaube, wir waren alle enttäuscht; die Stimmung war irgendwie seltsam und blieb es auch in den nächsten Stunden. Die Absprachen, was wer will - am Strand bleiben, baden, nicht baden, lieber sitzen, Kaffee trinken gehen lieber jetzt oder später, die nächste Bahn nach Hause oder erst die übernächste etc. - fand ich relativ anstrengend.
Als Krönung war der Zug auf der Rückfahrt dann gestopft voll und ich saß die ganze Zeit auf einem ziemlich blöden Platz alleine, weit weg von der Gruppe. Außerdem war das WC zugesperrt, so dass ich nichtmal mehr meine Strandklamotten gegen straßentaugliche tauschen konnte und mich den ganzen Weg bis zu Hause unwohl gefühlt hab.
Nee, das war irgendwie nicht wirklich gut, hat dafür aber verdammt viel Energie verbraucht. Und ich hatte die Tage vorher noch überlegt, ob ich überhaupt mitfahre, weil ich das Gefühl hatte, es könnte zu viel werden. Ich wollte nur so gerne ans Wasser und auch mit den Mittwochsfrauen was machen.
Das nächste Mal also wieder alleine oder in kleiner Runde.
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Und irgendwie bin ich hier grade wieder nur am Jammern. “Alles doof”-Stimmung grade.