27-08-2023 Zu viel

Dau­erte mir letz­tens die ter­min­freie Zeit schon fast zu lang, ist diese Woche wie­der so voll, dass ich jetzt am Ende ohne Ener­gie bin und am liebs­ten noch zwei Tage durch­schla­fen möchte.
Müde, ange­strengt, aus­ge­powert. Will nie­man­den sehen, nicht reden, kaum schrei­ben, kann trotz­dem den Kopf nicht abstel­len außer durch Schlaf. Der Kör­per braucht elend lange, sich zu rege­ne­rie­ren. Ges­tern hat die Kraft grade mal dazu gereicht, die Haare am Küchen­wasch­be­cken zu waschen, heute war ich immer­hin wie­der unter der Dusche. Aber bewe­gen tut weh, gehen tut weh, zu lange lie­gen auch.

Lei­der sind die Nächte zur Zeit schlecht, ins­ge­samt gese­hen. Dank Mela­to­nin klappt das Ein­schla­fen ganz gut, die ers­ten 4 bis 5 Stun­den schlafe ich fest und tief. Danach wache ich jede Stunde auf, drehe mich um, schlafe wei­ter und träume hef­tig, wache auf, drehe mich um, schlafe und träume wei­ter usw. usf., immer im Kreis. Wenn das Ober­nach­barele­fan­ten­junge mit sei­nem Scheiss­ge­tram­pel dazu kommt, bin ich beim Auf­wa­chen nicht nur gerä­dert, son­dern auch genervt. Das ist alles nicht wirk­lich gut, aber ich kann nichts ändern.
(Ja, klar, ich könnte gleich­zei­tig mit dem Kind abends um zehn ins Bett gehen, dann wäre ich um halb acht auch aus­ge­schla­fen, aber dann würde ich den gan­zen Vor­mit­tag döde­lig und unsin­nig rum­sit­zen, denn ich bin kein Mor­gen­mensch und werde es auch nie mehr sein in die­sem Leben. Also nein, das ist keine Alternative.)

Ich will hier weg. Will keine frem­den Men­schen mehr erdul­den müs­sen. Will meine Ohren nicht mehr ver­schlie­ßen müs­sen vor unna­tür­li­chem Lärm, der immer schlim­mer wird. Will meine Kraft nicht immer dafür ver­brau­chen müs­sen, das Schlechte wegzudrücken.

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Die Mitt­wochs­gruppe hat sich ver­grö­ßert: Eine, die im letz­ten Jahr aus per­sön­li­chen Grün­den nur spo­ra­disch kam, ist jetzt wie­der immer dabei. Ich finde das schön, weil ich sie sehr gerne mag. Eine andere ist vor kur­zem neu dazu gekom­men und war diese Woche das dritte Mal dabei. Wenn beide Betreue­rin­nen da sind, sit­zen also 7 Frauen in der Runde und ich merke, dass ich an meine Grenze komme, was Auf­merk­sam­keit und Ener­gie betrifft. Und wenn dann noch per­sön­li­che Befind­lich­kei­ten bespro­chen wer­den und Jede will (und soll) was dazu sagen, dann wird es - für mich - rich­tig anstren­gend, auch wenn das Gespräch so wie letz­ten Mitt­woch posi­tiv ver­läuft und gut endet.
Aber viel­leicht brau­che ich auch ein­fach nur Zeit, mich daran zu gewöh­nen. Die Fahr­ten mit Bus&Bahn gehen ja inzwi­schen auch schon viel leich­ter als am Anfang.

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Und dann war da noch am Frei­tag der Aus­flug nach Tra­ve­münde, orga­ni­siert vom Hilfe-Dings; mit­ge­kom­men sind wir vier von der Mitt­wochs­gruppe (ohne die Neue), 2 wei­tere Klient:innen, 2 Betreuer:innen und Mila: die Hün­din, die letz­tes Jahr schon im Wild­park mit dabei war.
Gestar­tet sind wir um 10 Uhr, alles hat gut geklappt, wir saßen zusam­men in zwei Vie­rer-Grup­pen im Zug und freu­ten uns auf einen schö­nen, hof­fent­lich tro­cke­nen Tag am Meer an der See (sorry, die “Bade­wanne” ist nett, ver­dient aber die Bezeich­nung “Meer” nicht).
In Lübeck hät­ten wir gemüt­li­che 13 Minu­ten zum Umstei­gen gehabt, die waren aber mit allen Ver­spä­tun­gen ziem­lich zusam­men geschrumpft. Offen­sicht­lich hat das aus der Gruppe jemand nicht mit­be­kom­men und dann auch nicht auf Uhr und Anzeige geguckt und ist gemüt­lich Rich­tung Aus­gang geschlen­dert. Tja, da war der Zug weg und es gab mal wie­der eine Stunde blöd rum zu sit­zen. Das macht auf dem Vor­platz vom Bahn­hof nicht wirk­lich Spaß. Wenigs­tens war der Kaf­fee gut.

Eine Stunde spä­ter als geplant kamen wir also in Tra­ve­münde an; es war bei bedeck­tem Him­mel zwar tro­cken, aber auch sehr warm und schwül. Gut, dass ich meine kurze Leg­gins und ein ärmel­lo­ses Shirt dabei hatte und mich gleich umzie­hen konnte. Alle zusam­men sind wir dann auf der Pro­me­nade bis zum Hun­de­strand gegan­gen, weil Mila sonst nir­gendwo frei lau­fen oder ans Was­ser durfte. Pech nur, dass der Strand nicht wirk­lich schön zum Sit­zen war. Ich glaube, wir waren alle ent­täuscht; die Stim­mung war irgend­wie selt­sam und blieb es auch in den nächs­ten Stun­den. Die Abspra­chen, was wer will - am Strand blei­ben, baden, nicht baden, lie­ber sit­zen, Kaf­fee trin­ken gehen lie­ber jetzt oder spä­ter, die nächste Bahn nach Hause oder erst die über­nächste etc. - fand ich rela­tiv anstren­gend.
Als Krö­nung war der Zug auf der Rück­fahrt dann gestopft voll und ich saß die ganze Zeit auf einem ziem­lich blö­den Platz alleine, weit weg von der Gruppe. Außer­dem war das WC zuge­sperrt, so dass ich nicht­mal mehr meine Strand­kla­mot­ten gegen stra­ßen­taug­li­che tau­schen konnte und mich den gan­zen Weg bis zu Hause unwohl gefühlt hab.

Nee, das war irgend­wie nicht wirk­lich gut, hat dafür aber ver­dammt viel Ener­gie ver­braucht. Und ich hatte die Tage vor­her noch über­legt, ob ich über­haupt mit­fahre, weil ich das Gefühl hatte, es könnte zu viel wer­den. Ich wollte nur so gerne ans Was­ser und auch mit den Mitt­wochs­frauen was machen.
Das nächste Mal also wie­der alleine oder in klei­ner Runde.

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Und irgend­wie bin ich hier grade wie­der nur am Jam­mern. “Alles doof”-Stimmung grade.