27-10-2020 It’s okay to be not okay

Heute Mit­tag wie­der ein­mal ein heil­sa­mes, erden­des Tele­fo­nat mit Frau R. vom Hilfe-Dings (für ein direk­tes Tref­fen waren mir diese Woche zu viele Termine).

Was ich dar­aus mit­nehme ist die Erin­ne­rung daran, dass es okay ist, wenn es mir nicht gut geht. Die Welt bricht nicht zusam­men davon und ich bin nicht schlecht des­we­gen. Ich darf Pause machen, wenn mir etwas zuviel war und ich muss nichts “schaf­fen” in die­ser Zeit. Es reicht völ­lig aus, dass ich jeden Tag auf­stehe, dusche, esse, mich irgend­wie beschäf­tige, vor allem: dass ich nicht im men­ta­len Loch versinke.

Was ich bis jetzt mal wie­der schön ver­drängt habe: es ist eben auch diese Zeit des Jah­res, die für mich hoch emo­tio­nal und schwie­rig ist. Kein Wun­der, dass in der The­ra­pie letzte Woche die Trä­nen flos­sen.
Ich liebe den Herbst und beson­ders den Okto­ber. Mein Monat! Mein Geburts­mo­nat, auch wenn ich für den 7. Novem­ber errech­net war. An vie­len Tagen ist es hier noch mild oder sogar warm, die Sonne scheint und gibt noch­mal alles, der Him­mel ist strah­lend blau und die Far­ben so unend­lich wohl tuend für Herz und Seele. Meine ganze Woh­nung leuch­tet gol­den, es ist ein­fach schön. Und selbst Regen ist gut, weil es dann nach Erde und Blät­tern riecht. Es ist die­ses Auf­bäu­men der Natur, bevor sie ver­geht: da steckt so viel Kraft drin, so viel Bewe­gung und auch Kampf, das hat so viel vom Phoe­nix, der ver­bren­nen muss, um aus der Asche auf­er­ste­hen zu kön­nen. Und ich kenne das so gut.

Aber da ist eben auch die andere Seite. Es fängt Mitte Okto­ber an mit dem Geburts­tag des Traum(a)mannes, der mich immer und immer wie­der an den Schmerz erin­nert. Dann die Geburts­tage von zwei der Schwes­tern (den wich­tigs­ten) und mein eige­ner, dazwi­schen noch der Todes­tag mei­ner Mut­ter und als Krö­nung am Ende die Weih­nachts­tage: das hat alles so viel mit Fami­lie zu tun und mit den Fra­gen, ob ich da noch dazu gehöre, wo ich über­haupt hin gehöre, wo mein Halt und mein Zuhause ist und warum ich mich die ganze Zeit so ver­dammt alleine fühle. 

Warum wun­dere ich mich nur jedes Jahr erneut dar­über, dass ich in die­ser Zeit so auf­ge­wühlt, so glück­lich und gleich­zei­tig so trau­rig bin? Ich sollte es lang­sam bes­ser wissen.