Heute Mittag wieder einmal ein heilsames, erdendes Telefonat mit Frau R. vom Hilfe-Dings (für ein direktes Treffen waren mir diese Woche zu viele Termine).
Was ich daraus mitnehme ist die Erinnerung daran, dass es okay ist, wenn es mir nicht gut geht. Die Welt bricht nicht zusammen davon und ich bin nicht schlecht deswegen. Ich darf Pause machen, wenn mir etwas zuviel war und ich muss nichts “schaffen” in dieser Zeit. Es reicht völlig aus, dass ich jeden Tag aufstehe, dusche, esse, mich irgendwie beschäftige, vor allem: dass ich nicht im mentalen Loch versinke.
Was ich bis jetzt mal wieder schön verdrängt habe: es ist eben auch diese Zeit des Jahres, die für mich hoch emotional und schwierig ist. Kein Wunder, dass in der Therapie letzte Woche die Tränen flossen.
Ich liebe den Herbst und besonders den Oktober. Mein Monat! Mein Geburtsmonat, auch wenn ich für den 7. November errechnet war. An vielen Tagen ist es hier noch mild oder sogar warm, die Sonne scheint und gibt nochmal alles, der Himmel ist strahlend blau und die Farben so unendlich wohl tuend für Herz und Seele. Meine ganze Wohnung leuchtet golden, es ist einfach schön. Und selbst Regen ist gut, weil es dann nach Erde und Blättern riecht. Es ist dieses Aufbäumen der Natur, bevor sie vergeht: da steckt so viel Kraft drin, so viel Bewegung und auch Kampf, das hat so viel vom Phoenix, der verbrennen muss, um aus der Asche auferstehen zu können. Und ich kenne das so gut.
Aber da ist eben auch die andere Seite. Es fängt Mitte Oktober an mit dem Geburtstag des Traum(a)mannes, der mich immer und immer wieder an den Schmerz erinnert. Dann die Geburtstage von zwei der Schwestern (den wichtigsten) und mein eigener, dazwischen noch der Todestag meiner Mutter und als Krönung am Ende die Weihnachtstage: das hat alles so viel mit Familie zu tun und mit den Fragen, ob ich da noch dazu gehöre, wo ich überhaupt hin gehöre, wo mein Halt und mein Zuhause ist und warum ich mich die ganze Zeit so verdammt alleine fühle.
Warum wundere ich mich nur jedes Jahr erneut darüber, dass ich in dieser Zeit so aufgewühlt, so glücklich und gleichzeitig so traurig bin? Ich sollte es langsam besser wissen.